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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel
Autoren: Jason Dark
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letzten Worte wehten an den Ohren der Frau vorbei. Dann war es still.
    »Was ist mit dir gewesen?«, fragte sie nach einer Weile, denn sie wusste, dass der Engel seinen Bericht noch nicht beendet hatte.
    Sie hörte die Antwort. Bisher hatte die Stimme immer gleich geklungen, jetzt war sie ein wenig abgesackt. So jedenfalls kam es Kate vor.
    »Ich bin zu spät gekommen. Ich erschien, als er bereits fiel. Ich konnte nichts mehr tun. Ich bin nicht in der Lage, einen Menschen aufzufangen. Es war – ich kam – zu spät…«
    Die Sätze hatten sich angehört, als würde sich der Engel schämen.
    Wäre er sichtbar gewesen, hätte er sicherlich aus Scham den Kopf gesenkt, so aber blieb er, wie er war, und Kate spürte wieder den kühlen Luftzug, der sie streifte.
    Sie hatte jetzt alles gehört. Oder fast alles. Es war ein Geständnis gewesen und das aus dem Mund einer Gestalt, die es eigentlich nur in den Mythen der verschiedenen Religionen gab, aber an die sich die Menschen so stark erinnerten, wenn sie in der Not waren. Da wurde zu den Engeln ebenso gebetet wie zu den Heiligen.
    Kate Finley nahm es hin, dass sie ihren Mann nicht mehr zurückbekommen würde. Er war und blieb tot, und sie musste ihren Lebensweg allein gehen.
    Trotzdem war ihre Neugierde noch nicht befriedigt, denn sie stellte eine nächste Frage, die sich allein auf die Erscheinung bezog.
    »Wer bist du?«, flüsterte sie. »Willst du mir das sagen? Darfst du es mir sagen?«
    »Stell deine Frage, die letzte – denn ich muss wieder zurück. Ich kann nicht bei dir bleiben.«
    »Gut, das werde ich. Wenn du zu spät gekommen bist, um Sean zu retten, dann hast du es bestimmt vorgehabt. Deshalb möchte ich wissen, ob du sein Schutzengel warst.«
    Dass sie je in ihrem Leben eine solche Frage stellen würde, daran hätte sie früher nie gedacht. Aber sie musste einfach raus, war nun ausgesprochen worden, und sie wartete begierig auf die Antwort.
    Dabei sah sie, dass sich die Gestalt immer mehr auflöste. Sie war sowieso nicht sehr dicht gewesen, sondern mehr etwas Amorphes, das über den Boden schwebte.
    »Ja, ich bin es gewesen. Ich war sein Schutzengel. Und ich habe versagt – versagt – versagt – viel Glück – Glück…«
    Kate konnte nichts mehr tun. Sie stand mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Trotzdem merkte sie das Zittern in den Knien. Es war zum Glück nicht so stark, als dass sie einen Halt gebraucht hätte.
    Und den leichten Schwindel konnte sie ebenfalls ausgleichen.
    Was der Engel ihr gesagt hatte, das hatte sie sich schon gedacht.
    Trotzdem war es für sie eine Überraschung, die ganze Wahrheit zu erfahren, und sie merkte, dass sich ihre Tränenschleusen öffneten und das Wasser an ihren Wangen entlang rann. Sprechen konnte sie nicht. In diesen langen Augenblicken fühlte sie sich völlig hilflos und so schrecklich allein. Das Erscheinen des Engels hatte ihr eine gewisse Hoffnung gemacht. Das war jetzt vorbei. Sie stand da und weinte.
    Das Geständnis hatte sie erschüttert. Die Vorstellung, dass ein Schutzengel ihr sein Herz geöffnet hatte, die musste sie erst mal verkraften. Ihr wurde heiß und kalt. Schauer jagten über ihren Rücken, bis ihr schließlich die innere Stimme sagte, dass die Gefahr noch nicht vorbei war.
    Es gab weiterhin einen Glen Griffin, und das war verdammt schlimm. Er dachte bestimmt nicht daran, sich von den Kräften der Hölle loszusagen. Er würde weitermachen, um alles unter seine Kontrolle zu bringen.
    Sie wischte über ihre Augen, um wieder klar sehen zu können, was eine Weile dauerte. Einige Male zog sie die Nase hoch, stöhnte und blickte schließlich nach vorn, und zwar genau dorthin, wo ihr überirdischer Besucher gestanden hatte.
    Der Platz war leer, und er blieb auch leer. Diese Tatsache sorgte dafür, dass Kate abermals Einsamkeit verspürte und auch die Furcht wieder in ihr hochstieg.
    Sie empfand das Haus erneut als Bedrückung, und die Gedanken kehrten zurück in die Realität. Sie dachte zudem daran, dass sie noch Besuch erwartete, der eigentlich längst hätte bei ihr sein müssen. Zu viel Zeit war inzwischen vergangen.
    Griffin war da.
    Warum kam John Sinclair nicht?
    Es gab für sie keine Antwort auf die Frage. Sie erhielt trotzdem eine, denn zwei Sekunden später schlug die Türglocke an…
    ***
    Der kurze Wärmestoß war Warnung genug gewesen. Obwohl die Gefahr für mich nicht zu sehen war, musste ich davon ausgehen, dass sich in meiner Nähe ein Geschöpf der anderen Seite herumtrieb, was dem
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