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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel
Autoren: Jason Dark
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Recht.«
    »Kinder wurden geheilt. Befreit von kleinen Krankheiten, aber fragen Sie mich nicht, welche das gewesen sind. Frauen und Männer, Alte und Junge, ich bin völlig durcheinander. Jeder will hier die Kraft des Engels gespürt haben.«
    »Das ist wirklich ungewöhnlich«, sagte ich.
    »Und unglaublich.«
    »Meinen Sie?«
    Ein überraschter Blick traf mich. Es folgte ein Kopfschütteln.
    »Sie zweifeln daran? Mein Mann ist tot. Und er ist kein Engel. Davon gehe ich zumindest aus. Sean war ein guter Mensch. Wir haben uns in den zwölf Jahren unserer Ehe prächtig verstanden. Wir haben gemeinsam unser Geschäft aufgebaut. Mehr kann ich nicht über Sean sagen. Dass er jetzt hier als Engel erschienen sein soll, das bringt mich völlig durcheinander.«
    »Sie haben diesen Engel noch nicht gesehen – oder?«
    »Nein, Mr Sinclair. Das hätte ich Ihnen dann schon gesagt. Ich weiß ja, dass es Menschen gibt, die an Engel glauben. Manche haben sogar schon Kontakt mit ihnen aufgenommen, wie man hin und wieder lesen kann. Aber ich glaube nicht daran. Da bin ich ehrlich, Mr Sinclair. Nur wundere ich mich über Ihre Reaktion. Die hätte ich mir anders vorgestellt, zumal Sie Polizist sind.«
    »Wie denn, Mrs Finley?«
    »Nun ja…« Sie überlegte kurz. »Skeptischer würde ich sagen. Es scheint mir, als würden Sie denjenigen glauben, die hier ihre Dankesgaben abgestellt haben.«
    »Man soll im Leben nichts ausschließen, Mrs Finley.«
    »Ach? Das sagen Sie als Polizist?«
    »Genau.«
    »Aber Sie glauben doch nur, was Sie sehen. Oder bin ich da auf dem falschen Dampfer?«
    »Ein wenig schon«, gab ich lächelnd zu.
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Gern, auch wenn es sich aus dem Mund eines Yard-Beamten schon seltsam anhört. Mein Freund und ich sind beim Yard so etwas wie eine Zwei-Mann-Abteilung. Wir verfolgen Fälle, für die es keine normale Erklärung gibt. Die ins Metaphysische hineinspielen, die also mit Dingen zu tun haben, die die meisten Menschen ablehnen, was man ihnen nicht verübeln kann.«
    »Haben Sie da auch mit Engeln zu tun gehabt?«
    »In der Tat.«
    »Oh.« Kate Finley musste zunächst mal schlucken. »Dann glauben Sie auch an sie?«
    »Ja, und nicht nur das. Ich weiß auch, dass es sie in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen gibt. Mehr möchte ich im Moment nicht darüber sagen.«
    Ich hatte Kate Finley etwas durcheinander gebracht. Sie schüttelte auch den Kopf und meinte: »Können Sie sich auch vorstellen, dass mein toter Mann hier als Engel erscheint?«
    »Vorstellen kann ich mir vieles, Mrs Finley, sogar das. Ob es allerdings stimmt, kann ich Ihnen nicht sagen, wenn Sie das meinen.«
    »Nein, nein«, sagte sie schnell, »das meine ich nicht. Ich habe ihn auf der Erde liegen sehen. Er war nur noch ein zerschmetterter Körper. Oder sind Sie der Meinung, dass sich jeder Mensch nach seinem Ableben in einen Engel verwandelt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Aber es müsste bei Sean doch hinkommen. Er ist zu einem Geist geworden, die heilende Kräfte besitzt, wenn man den Aussagen der Zeugen Glauben schenken will.« Sie schlug ihre flachen Hände gegen die Oberschenkel. »Wissen Sie was, Mr Sinclair?« Es folgte ein kurzes Lachen. »Sie haben mich völlig durcheinander gebracht.«
    »Es war nicht meine Absicht, Mrs Finley. Es hat sich durch das Spiel aus Frage und Antwort so ergeben.«
    »Ja, schon.« Sie schaute über das Grab hinweg und schüttelte den Kopf. Dabei murmelte sie vor sich hin, dass sie alles nicht glauben konnte.
    Ich wollte sie auch nicht weiter belasten und sah mich in der Umgebung um. Da der Friedhof nicht zu den größten im Stadtgebiet gehörte, hielt sich die Zahl der Besucher in Grenzen. Während unserer Unterhaltung waren wir allein geblieben. Nun aber sah ich eine Frau, die über den Weg schritt und sich so umschaute, als suchte sie nach etwas Bestimmtem. Sie trug einen langen Mantel aus hellem Stoff und eine Mütze auf dem inzwischen grau gewordenen Haar.
    Als sie uns sah, zuckte ihr Kopf für einen Moment in die Höhe, dann beschleunigte sie ihre Schritte. Es sah so aus, als hätte sie ihr Ziel endlich gefunden.
    »Das ist wieder so eine Besucherin«, flüsterte mir Kate Finley zu.
    »Das rieche ich förmlich.«
    Die ältere Frau war mittlerweile näher gekommen, und sie zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Anscheinend sah sie in uns zwei Verbündete. Etwas atemlos blieb sie wenig später vor uns stehen und fragte: »Haben Sie auch das Wunder
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