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Die Fackel der Freiheit

Die Fackel der Freiheit

Titel: Die Fackel der Freiheit
Autoren: David Weber
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Kapitel 1
    »Es wird schwieriger, Jack.« Im Besuchersessel in Jack McBrydes Küche lehnte sich Herlander Simões zurück und schüttelte den Kopf. »Man sollte doch glauben, es würde entweder irgendwann nicht mehr schmerzen, oder dass ich mich daran gewöhne. Oder ich endlich den nächsten Schritt mache und einfach aufhöre daran zu denken.« Er entblößte die Zähne zur bitteren Parodie eines Lächelns. »Ich habe immer gedacht, ich sei ein ganz helles Bürschchen, aber offensichtlich habe ich mich getäuscht. Wenn ich wirklich so verdammt helle im Kopf wäre, dann wäre es mir wohl mittlerweile gelungen, wenigstens eines davon zustande zu bringen.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir irgendeinen Zauberspruch verraten, Herlander.« McBryde öffnete eine weitere Bierflasche und schob sie seinem Gast hin. »Und ich will ganz ehrlich zu dir sein: Manchmal möchte ich dir einfach nur kräftig in den Hintern treten.« In seinem eigenen Lächeln lag wenigstens eine Spur echter Belustigung, und auch er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich eher darüber sauer bin, wie du dich immer weiter damit quälst, oder darüber, wie das dein ganzes Leben ruiniert, nicht bloß deine Arbeit.«
    »Ich weiß.«
    Simões griff nach dem Bier und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche. Dann stellte er sie wieder auf den Tisch und umschloss sie mit beiden Händen, sodass seine Daumen und Zeigefinger sich berührten. Einen Moment lang starrte er seine Hände an. Seine Miene wirkte dabei sehr nachdenklich.
    »Ich weiß«, wiederholte er und blickte wieder McBryde an. »Ich habe bereits versucht, meinen Zorn zu überwinden, genau wie du gesagt hast. Manchmal glaubte ich sogar, ich würde es schaffen. Aber dann taucht immer irgendetwas Neues auf.
    »Schaust du dir immer noch nachts diese Holos an?« McBrydes Stimme klang jetzt sehr sanft, und Simões' Schultern schienen herabzusinken, obwohl er sich keinen Millimeter bewegt hatte. Wieder starrte er auf die Bierflasche; seine haselnussbraunen Augen hatten sich erneut in Jalousien verwandelt. Kurz nickte er.
    »Herlander«, sagte McBryde leise. Simões blickte ihn an, und Jack schüttelte erneut den Kopf. »Damit bringst du dich doch bloß um. Und das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Ja, vielleicht.« Simões holte tief Luft. »Nein, nicht ›vielleicht‹ - ja, es ist so. Sogar meine offizielle Therapeutin weiß das. Aber ich ... ich kann einfach nicht anders, Jack! Es ist, als wäre sie, solange ich nur immer wieder diese Holos anschaue, nicht wirklich fort.«
    »Aber sie ist es, Herlander.« McBrydes Stimme war ebenso gnadenlos wie sanft. »Und Harriet auch. Und bald auch dein ganzes verdammtes Leben, wenn du dich davon immer weiter runterziehen lässt.«
    »Manchmal frage ich mich, ob das wirklich eine so schlechte Idee ist«, gestand Simões leise ein.
    »Herlander!« Dieses Mal klang McBrydes Stimme sehr scharf, und wieder hob Simões den Kopf.
    Schon komisch, dachte McBryde, als sie einander in die Augen blickten. Unter gewöhnlichen Umständen wäre es ein Verstoß gegen jegliche Regeln des Alignment-Sicherheitsdienstes gewesen, einen der Wissenschaftler, für deren Sicherheit er verantwortlich war, als Gast in seinem eigenen privaten Appartement willkommen zu heißen. Und besagter Wissenschaftler war ihm sogar erstaunlich schnell zu einem echten Freund geworden. Ja, das war wirklich ein Verstoß gegen sämtliche Regeln ... nur dass immer noch die Anweisung galt, die Isabel Bardasano persönlich Jack erteilt hatte.
    Zunächst hatte Jack gewisse Vorbehalte gehegt, als er diese Anweisungen erhalten hatte - und in mancherlei Hinsicht war dem immer noch so, vielleicht sogar noch mehr als zu Anfang. Zum einen war seine Beziehung zu Simões wirklich zu so etwas Ähnlichem wie echter Freundschaft geworden, und Jack wusste, dass das aus ach so vielerlei Gründen überhaupt nicht gut war. Jemanden, der eigentlich nur eine einzige Verkörperung unbändiger Qual war, zu seinem Freund zu machen war so ziemlich die beste Methode, den eigenen Seelenfrieden gründlich zu ruinieren. Selbst mitempfinden zu müssen, was man Herlander Simões und seiner Tochter angetan hatte, war sogar noch schlimmer, vor allem, wenn man bedachte, wie das zu seinem Zorn beitrug ... und die abwegigen Denkpfade, auf die ihn das führte. Und selbst wenn man all das einfach außer Acht ließe, war Jack sich doch nur zu deutlich bewusst, dass seine Objektivität - seine professionelle Objektivität, die niemals zu
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