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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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Olga.
    »Nein, sie heißt nur so«, erklärt Nina. »Pink wie die Sängerin.«
    »Und wie deine Lieblingsfarbe?«, rät Arne.
    »Das auch.«
    »Das finde ich aber mächtig lieb, dass Sie Nina eine Ratte gekauft haben«, sage ich zu Pukallus und grinse ihn an. Der verzieht keine Miene.
    »Ja, sogar einen sowas von obergeilen Käfig. Mega-groß!« Nina freut sich wie ein Honigkuchenpferd und rutscht auf den Stuhl neben mir. Ihr Vater sieht ziemlich unglücklich aus, aber es bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als sich neben seine Tochter und Olga zu setzen.
    »Wer ist denn das?«, zischt Mariam Arne ins Ohr.
    »Erklärt sich gleich von selbst«, flüstert der zurück. Hinter uns rattert die Kaffeemaschine, dann der Zapfhahn. Als beide Geräte schweigen und Chris sich mit dem Tablett zu einem Tisch bei den Fenstern aufmacht, geht Klaus Hünken zu Bernd und Sandra. Olga reckt den Hals und ihre Augen blitzen, als sie unseren Vorsitzenden mit ihrem Blick verfolgt.
    Hünken räuspert sich. Tuscheln. Husten. Dann sind alle still und starren gebannt auf das Trio.
    »Liebe Vereinskollegen«, beginnt Klaus. »Dass ich euch schon wieder zu einer Versammlung bitte, hat einen sehr guten Grund.«
    »Das will ich hoffen!«, ruft ein Mann mit weißem Bart und Strohhut auf dem Kopf. Ich glaube, dem gehört Parzelle 33, die mit den akkurat gesetzten Tomaten und Bohnen.
    »Die allerbeste Nachricht will ich euch sofort mitteilen. Dank Herrn Rechtsanwalt Othmer wurde der Pachtvertrag für die Kolonie um weitere 25 Jahre verlängert!« Hünken hält triumphierend eine Abschrift des Mietvertrags in die Höhe. Applaus brandet auf, Bravo-Rufe und Pfiffe. Minutenlang freuen sich die Laubenpieper lautstark, ehe der Vorsitzende es schafft, die Meute zur Ruhe zu bringen. Olga strahlt mit ihm um die Wette. Die beiden scheint etwas zu verbinden, denke ich und drücke Arnes Hand. Er drückt zurück und zwinkert mir zu.
    Chris stellt ungefragt eine Cola vor Nina und ein Pils vor Pukallus. Der leert sein Glas in einem Zug.
    »Leider steht noch immer die Steuernachforderung im Raum. Sollten wir den geforderten Betrag nicht aufbringen können, muss der Verein aufgelöst werden. Was das für euch bedeutet, muss ich nicht sagen.« Ein Raunen geht durch das Vereinsheim. Die eben noch lachenden Gesichter verdunkeln sich.
    »Zur Erinnerung: Die Forderung, angehäuft durch die Misswirtschaft meiner Vorgänger – wobei ich niemandem einen Vorwurf machen will – , beläuft sich auf rund 42.000 € . Eigentlich. Denn durch eine großzügige Spende in Höhe von sage und schreibe 16.800 € sind wir der Gesamtsumme ein gewaltiges Stück näher gekommen.«
    »Wer hat denn so viel Kohle?«, will der Weißbart wissen. Sein Nebenmann grinst.
    »Vielleicht hat der Klaus im Lotto gewonnen?« Die Umsitzenden lachen.
    »Nein, das nicht«, erklärt Hünken. Aber ich darf um einen kräftigen Applaus für unseren Förderer Herrn Pukallus bitten!«
    Olga gibt Pukallus einen Stoß. Der erhebt sich wie in Zeitlupe.
    »Papa? Du?« Nina sieht ihn aus kugelrunden Augen an. »Mensch Papa, du bist toll!«
    »Genau, das ist toll!«, fällt der Weißbart ein. Steht auf und klatscht. Pukallus wird knallrot und grinst schief, als schließlich alle die Stühle nach hinten rücken, klatschen und Bravo rufen. Ungelenk hebt er die Hände, um die Menge zum Schweigen zu bringen. Aber er hat keine Chance, und nach kurzer Zeit scheint er die Situation sogar zu genießen. Chris schlängelt sich zu uns durch und überreicht Pukallus eine Flasche Champagner. Dass die aus der Speisekammer des Vereinsheims stammt und ursprünglich ›Für Doris – von Deinem Horst, 13. September 1998‹ war, wie auf der angeklebten Karte stand, muss ja keiner wissen.
    Pukallus hält die Flasche wie einen Säugling im Arm. Nina zupft ihn am Pullover und er setzt sich.
    »Mensch Papa, und das Boot?«
    Pukallus zuckt mit den Schultern und schweigt. Die Leute setzen sich auch wieder und tuscheln miteinander. Klaus Hünken klatscht in die Hände.
    »Leute, Leute! Wir sind noch nicht fertig!«, ruft er. »Da bleiben noch immer knapp 25.000 € , die wir dem Finanzamt schulden.«
    »Diese Geier«, brüllt der Weißbart. Klaus ignoriert ihn und fährt fort.
    »Ich darf euch Frau Sandra Magister vorstellen. Sie ist Werbe… dings also, sie hat da eine Idee.« Hünken atmet auf, als er das Wort an Sandra abgeben kann. Große Reden sind nicht sein Ding und erleichtert kommt er an unseren Tisch, zieht einen freien Stuhl
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