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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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heran und setzt sich in die Lücke zwischen Olga und Pukallus. Chris platziert ein großes Glas Wasser vor ihm, aus dem er gierig trinkt. Derweil flammt an der Wand die in lindgrün unterlegte Powerpoint-Präsentation auf, die Sandra vorbereitet hat.
    »Mein Name ist Sandra Magister. Ich bin PR-Beraterin, aber keine Sorge, genauso wie Bernd … also Herr Othmer trete ich hier pro bono auf.«
    »Hä?«, macht der Weißbart.
    »Koschd nix!«, übersetzt sein Nebenmann. Weißbart nickt zufrieden.
    »Gut. Was brauchen wir? Geld. Eine ganze Menge davon.« Die Präsentation läuft ab und Sandra erklärt dazu die von ihr ausgetüftelte Idee. Sie läuft vor der Wand auf und ab, spricht hoch konzentriert und alle hängen an ihren perfekt geschminkten Lippen. Sie macht das verdammt gut, wie ich eingestehen muss. Zunächst analysiert sie die Lage. Die ist nicht berauschend, aber das wissen wir ja alle. Dann schließt sie einige Möglichkeiten aus ihrem Plan aus: Aufgabe der Kolonie, Zahlungen durch private Einlagen der Mitglieder, Erhöhung des Pachtzinses. Damit punktet sie bei den Schrebergärtnern natürlich gewaltig. Ehe sie zum Schluss kommt und damit zu ihrem Plan, macht sie eine Kunstpause. Sie scheint jeden im Raum für Sekundenbruchteile direkt anzusehen. Schließlich haben alle, ich eingeschlossen, das Gefühl, Sandra spräche zu einem ganz persönlich.
    »Wir werden ein Fest organisieren. Aber nicht irgendein Fest!« Mit einem Kopfnicken, bei dem sich eine Strähne aus der Hochsteckfrisur löst und ihr sexy über die Schulter fällt, bittet sie Bernd, die nächste Seite der Präsentation aufzurufen.
    »Natürlich wird es im Vereinsheim Bewirtung geben. Mit Kaffee, Kuchen und einem Grillabend. Dazu eine Hüpfburg für die Kinder, Klaus Hünken hat Beziehungen zu einem Verleiher.«
    Ich muss grinsen. Olga lächelt ihren Klaus stolz an. »Außerdem natürlich Kinderschminken, ein Gartenquiz, bei dem man Essensgutscheine gewinnen kann, eine Rallye durch die Kolonie. Da sind wir mit den Ideen noch nicht am Ende, wer noch etwas beitragen will, kann das nachher sehr gern tun.« Sandra blickt aufmunternd in die Menge und an den Gesichtern der anderen Gärtner erkenne ich, dass der eine oder die andere durchaus noch Einfälle hat, wie man das Publikum am Festwochenende bespaßen kann.
    »Aber egal, was wir auch anbieten – es wäre normal, ohne Langzeitwirkung und vor allem würde es niemals genug Geld einbringen«, gibt Sandra zu. Weißbart zieht die Stirn kraus.
    »Wozu dann das Ganze?«, murrt er.
    »Jetzt ward halt erschdmal, bis des Mädle fertig gschwätzt hot!«, herrscht ihn sein Kumpel an.
    »Wir werden Patenschaften verkaufen!«, verkündet Sandra strahlend.
    »Den Kerle will doch koin Mensch adoptiera!«, lacht Weißbart und alle stimmen ein.
    »Den nicht – aber vielleicht Ihre Bohnen?«
    »Bitte? Meine was?«
    »Sie haben schon richtig gehört! Jeder pflanzt doch in seinem Garten herrliches Gemüse an. Und wunderbares Obst. Alles in Bioqualität und, seien wir mal ehrlich, jedes Jahr viel zu viel, als dass man alles allein essen könnte.«
    Die Mehrzahl der Gärtner nickt. Sonnenhang und bestes Klima sei Dank, sprießen Zucchini, Äpfel und Möhren wie Unkraut in der Kolonie. Was nicht sofort gegessen oder eingeweckt werden kann, bleibt für die Vögel hängen oder landet auf dem Kompost, wo es zu Dünger für die nächste Riesenernte wird.
    »Wir werden Obst- und Gemüse-Patenschaften verkaufen«, erklärt Sandra. »Die Besucher können sich alle Gärten in Ruhe ansehen, lernen die Gärtner kennen und sehen, wo das Obst und Gemüse wächst und wie es herangezogen und gepflegt wird. Dann entscheiden sie sich für eine Patenschaft. Das kann ein halbes Salatbeet sein, ein Viertel Apfelbaum oder auch nur eine Erdbeerpflanze. Mit Hilfe von Klaus Hünken, der ja Gartenfachmann ist, habe ich eine Preisliste erarbeitet, gestaffelt nach Sorten und Mengen. Die Leute bezahlen also die Grundgebühr. Haben sie Glück und es wird ein famoses Jahr, bekommen sie eine fette Ernte, die sie, sobald alles reif ist, abholen können. Haben sie nicht so viel Glück, fällt der Inhalt des Obstkistchens eben weniger aus, ist aber immer noch günstiger als im Bioladen.«
    Schweigen.
    Niemand sagt ein Wort.
    Alle schauen zum Nebenmann.
    Weißbart steht wie in Zeitlupe auf. Dann hebt er ebenso langsam die Hände und … klatscht!
    »Bravo, Mädle!«, ruft er. Sein Kumpel fällt in den Applaus ein, und wenig später strahlt Sandra, als
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