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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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unsere kleine Prozession auf den Weg in den grauen Betonbau, dessen Architekt meiner Meinung nach nachträglich einen Tritt in den Hintern verdient: Direkt hinter dem Anwalt marschiert Hünken, dann folgen Hand in Hand die Jungs, und das Schlusslicht bilden Arne und ich. Bernd kennt sich von Berufs wegen aus und führt uns zielstrebig in den dritten Stock. Mein Herz klopft bis zum Hals und ich bin froh, dass ich mich an Arne festhalten kann. An der vorletzten Tür im rechten Gang stoppt Bernd.
    »Bereit?«, fragt er uns. Wir alle nicken. Er drückt ohne anzuklopfen die Klinke runter.
    »Guten Morgen«, ruft er übertrieben fröhlich.
    »Was?«, höre ich Pukallus’ ungehaltene Stimme. Hünken wird von den Jungs ins Büro geschoben, Arne und ich rücken nach. Der relativ kleine Raum, an dessen Längsseite Rolltorschränke stehen, ist übervoll. Pukallus springt auf und macht einen Schritt rückwärts. Mehr geht nicht, denn jetzt steht er mit dem Rücken zur Wand.
    »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht«, säuselt Bernd und legt eine Abschrift der Akten auf den Schreibtisch.
    »Was wollen Sie?«, herrscht Pukallus uns an, mühsam um Fassung bemüht.
    »Sie können alles nachlesen«, erklärt unser Anwalt. »Oder ich fasse es für Sie zusammen.«
    »Sie haben hier nichts zu suchen«, blafft der Beamte uns an. Sein Blick bleibt zwei Sekunden auf Chris’ Nase hängen und ich erkenne Genugtuung. Allerdings hat er auf dem Arm ein großes Pflaster. Gefällt mir, denke ich und hoffe, dass es schön wehtut.
    »Das würde ich so nicht sagen«, sagt Bernd ganz ruhig. »Wir haben Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
    »Sie? Mir?« Pukallus lacht scheppernd. Doch als Bernd weiterspricht, verstummt er augenblicklich. Seine Gesichtsfarbe wechselt von rot zu blass und zurück auf rot.
    »Das wagen Sie nicht«, japst er schließlich.
    »Ach, ich kenne den Staatsanwalt sehr gut, er joggt übrigens immer im Rosensteinpark«, säuselt Bernd. »Und ich denke, auch Ihr Arbeitgeber dürfte nicht amüsiert sein, wenn er von Ihrer Nebentätigkeit erfährt.«
    »Ich zeige Sie an«, versucht Pukallus eine Drohung. »Sie halten Kampfhunde!«
    Rolf prustet los. »Ja, klar, ein Kampfmops. Sie ticken doch nicht ganz sauber!«
    »Bitte!« Bernd wendet sich an Rolf. »Ich denke, wir sollten uns vernünftig unterhalten.«
    »Sie und vernünftig?« Pukallus’ Stimme trieft vor Ironie.
    »Na, wenn Sie nicht wollen, dann … « Bernd macht einen Schritt auf den Schreibtisch zu und will nach den Papieren schnappen. Aber Pukallus ist schneller. Das muss man ihm lassen, flink ist er ja. Er hält das Schreiben umklammert.
    »Also gut«, knirscht er schließlich. »Was schlagen Sie vor?« Man sieht ihm an, dass er in diesem Moment lieber einen Teller voller gerösteter Kakerlaken essen würde. Aber noch zeigt er ein halbwegs glaubhaftes Pokerface.
    »Wir haben zwei Möglichkeiten«, setzt Bernd an. »Entweder teilen wir der Stadt und der Staatsanwaltschaft mit, dass Sie ein Grundstück verkaufen wollen, das gar nicht zum Verkauf steht. Ihrem ›Arbeitgeber‹ dürfte das nicht mehr als eine Schramme verpassen, die May-Immobilien sind bundesweit tätig und Sie, mein Lieber, für die ganz bestimmt nur ein kleiner Fisch.«
    Pukallus schluckt trocken.
    »Oder aber wir vergessen das Ganze. Weil Sie ja ein netter Mensch sind, der sich für die Gemeinschaft einsetzt.«
    Pukallus starrt Bernd mit offenem Mund an.
    »Und da Sie ja der Kolonie familiär verbunden sind … «
    »Ich bin WAS?«
    »Na, Kiki«, erkläre ich. »Immerhin hat das geliebte Haustier Ihrer Tochter bei uns die letzte Ruhestätte gefunden.«
    Pukallus stöhnt.
    »Ja und genau deswegen machen Sie als treusorgender Vater eine großzügige Spende.«
    »Ich … mache … was?«
    »Na, die Kohle haben Sie doch«, platzt Rolf raus. »Statt Boot auf dem See gibt’s dann eben Bestattung im Schrebergarten.«
    »Herr Schröder meint, dass Sie die bislang erfolgten Boni-Zahlungen der May-Immobilien als großzügige Spende absetzen. Nach meinen Schätzungen müssten das an die 15.000 € sein.«
    »Woher … Scheiße.« Pukallus tappt nach der Lehne des schwarzen Drehstuhles und lässt sich schwerfällig in die Polster fallen. »Scheiße.«
    Wir schweigen alle und sehen dem Beamten beim Nachdenken zu. Man kann förmlich hören, wie es in seinem Kopf rattert und er die Möglichkeiten abwiegt: Verlust des Arbeitsplatzes, Versetzung in die Teeküche – oder weitermachen wie gehabt. In beiden Fällen natürlich
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