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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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Briefkästen der Stadt vorbei nicht sein kann?
    »Sag mal, die alte Wutz, haben wir da Vitamine dagelassen?«, frage ich Arne, als wir bei der Rechnung für den Wellensittich von Frau Knümann ankommen. Arne grübelt, wird aber durch Earls freudiges Gebell unterbrochen. Mops und Mudel sausen aus dem Zimmer.
    »Ja, meine Lieben, ich bin wieder da.«
    »Chris?« Fragend sehe ich Arne an und rappele mich vom Boden hoch, wo ich inmitten eines Papierbergs sitze. Arne hört auf, Daten in seinen Laptop zu tippen und folgt mir in den Flur.
    »Was machst du denn hier?«, frage ich Chris, der eben seine Jacke auszieht.
    »Ich wohne hier«, knurrt er mich an.
    »Haha.«
    »Sorry, Tanja. Ich … die … scheiße, die haben mir gekündigt. Fristlos!« Chris’ Unterlippe zittert und zwei dicke Tränen kullern ihm über die Wangen. Ich gehe auf ihn zu, nehme ihn in den Arm und führe ihn in die Küche, wo er hemmungslos heult. Während ich Kaffee mache und Arne die Hunde, die wie wild um den heulenden Chris herumspringen, zu einem Spaziergang entführt, erfahre ich in Bruchstücken, was passiert ist. Das Callcenter baut Personal ab, und da Chris nicht verheiratet ist, steht er natürlich auf der Abschussliste ganz oben. Dazu kommt, dass er in der vergangenen Woche gefehlt hat, ohne ein ärztliches Attest zu bringen.
    »Die haben nur einen Vorwand gesucht«, jammert er.
    »Das kann man doch sicher anfechten?«, frage ich und reiße eine Packung Schoko-Nuss-Kekse auf. Chris lehnt ab, ich beiße wütend ins Gebäck, sodass die Krümel nur so über den Tisch fliegen.
    »Ich kriege ein astreines Zeugnis, haben die mir versprochen. Aber Kacke, ich hab doch keine Lust, zum Amt zu gehen und mich bei Hinz und Kunz zu bewerben.«
    »Du hast den Job doch sowieso gehasst«, erinnere ich ihn.
    »Schon, aber die Kohle nicht. Und wenn Rolf jetzt auch keinen Cent mehr verdient.«
    Das sieht dann allerdings finster aus, denke ich. Sage aber erst mal nichts.
    »Die Wohnung kann man dann ja gerade noch so zahlen von Hartz IV. Aber der Garten? Der ist dann futsch.« Chris schnäuzt sich und knetet dann das Taschentuch so fest, als wolle er es atomisieren.
    »Na ja, irgendeine Lösung findet sich immer«, sage ich lahm.
    »Pffft«, macht Chris. Ich streichele ihm über den Arm, dann sitzen wir schweigend und grübelnd da. Auf noch einen Keks habe ich jetzt auch keinen Appetit.
    Plötzlich schießt Earl in die Küche. Ich habe gar nicht gehört, dass Arne wieder da ist! Mudel folgt seinem Vater auf den Fersen. Beide springen begeistert an uns hoch und bellen.
    »Ist ja gut«, sage ich und will eben nachsehen, ob die beiden noch Futter im Napf haben, als ich laut aufschreie. Hinter der offenen Küchentür ist plötzlich eine graue Wand!
    »Was?« Chris hebt den Kopf und springt erschrocken auf. Die Wand wackelt ein bisschen. Dann ertönt ein gesungener Tusch. Ich höre Arnes Stimme, die ruft:
    »Lady and Gentleman, Rolf proudly presents … « Die graue Wand kommt in Bewegung, wird verrückt, dreht sich und wir starren auf ein mannsgroßes Schild.
    »Das ist mein Plan, wozu hab ich denn eine Lebensversicherung!«, ruft Rolf hinter der Pappwand hervor. »Bist du dabei, Schatz?« Chris greift meine Hand. Wieder kullern ihm Tränen über das Gesicht, aber dieses Mal aus Freude.
    »Ja, ja, ich bin dabei!«, ruft er und drängt sich zur Tür hinaus. Arne muss das Schild auffangen, denn Rolf wird beinahe von Chris umgeworfen, als der ihm um den Hals fällt. Ich schlucke die Tränen runter und kuschele mich in Arnes Arme.
    »Habe ich dir heute schon gesagt, wie lieb ich dich habe?«, flüstert er mir ins Ohr. Ich schüttele stumm und glücklich den Kopf und lese wieder und wieder das Schild. In goldenen Lettern steht da:
     
    Zum fidelen Mops – Vereinsheim der Kolonie ›Zur Wonne‹, Inhaber Rolf Schröder & Chris Berger
     
    »Hört mal auf zu knutschen!«, ruft Rolf uns zu. »In vier Wochen ist Eröffnung und wir haben jede Menge zu tun!«
    »Jawoll, Scheff«, necke ich ihn.
    »Sonnengelb, wir streichen die Wände sonnengelb!« Chris strahlt und entwirft innerhalb weniger Minuten einen kompletten Renovierungs- und Einrichtungsplan. Bei dem Arne und ich eine tragende Rolle spielen – beim Möbelschleppen und Malern.
    Das Piepsen des Notrufhandys reißt uns aus unserer Begeisterung. Alice. Die Katze und Frau Jirak brauchen unsere besondere tierärztliche Betreuung. Wir schnappen uns den Koffer, schlüpfen in unsere Jacken und lassen die Herren Pächter
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