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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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ohne Jacht in Konstanz. Schließlich gibt er sich einen Ruck, zieht die Schublade unter der Schreibtischplatte auf und nimmt einen braunen Umschlag heraus.
    »Bitte«, sagt er mit einer Miene, die an Gallespucken erinnert. Bernd nimmt den Umschlag und schaut hinein. Dann pfeift er durch die Zähne.
    »Donnerwetter!«
    »17.000«, knurrt Pukallus. Klar, der hat die Kohle im Büro versteckt, wer würde schon einen so großen Batzen Schwarzgeld in einem miefigen Amt vermuten!
    »Sehr großzügig, herzlichen Dank«, sagt Bernd. Dann nimmt er zwei 100-Euro-Scheine aus dem Umschlag und legt sie auf den Schreibtisch. »Ihre Tochter freut sich bestimmt über ein großes Rattengehege. Und vom Rest kaufen Sie ihr schöne Klamotten.«
    Pukallus starrt ihn mit unbeweglicher Miene an.
    »Darf ich?« Bernd nimmt ihm das Schreiben aus der Hand und zerreißt es mit theatralischer Geste.
    »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.« Er nickt erst Pukallus, dann uns zu. Schweigend machen wir uns auf den Rückzug.
    »Sie Arschloch!«, brüllt Pukallus uns hinterher. Wir brüllen auch. Als wir auf der Straße stehen. Vor Lachen. Und Erleichterung: Jetzt fehlen ja nur noch 25.000 € in der Schrebergartenkasse!
     
    Tag 4: Chris’ Nase ist phänomenal. Über Nacht ist sie beinahe komplett abgeschwollen. Er hat wieder Augen und auch im Mittelgesicht eine Kontur. Vielleicht liegt’s aber nur an der Farbe. Schwarz macht ja bekanntlich schlank und das Hämatom glänzt in modernem braun-schwarz. Doc Arne erklärt ihm, dass das vom Hämoglobin kommt, das durch Enzyme in Gallenfarbstoff umgewandelt wird. Chris interessiert das nicht die Bohne. Sein Versuch, den Zinken mit meinem Make-up zu kaschieren, misslingt total. Leider benutzt er die komplette Tube – und ich habe nichts, um den Pickel auf der rechten Wange abzudecken.
     
    Noch immer fehlen 25.000 € . Das muss Klaus Hünken der versammelten Gärtnerschar erst einmal beibringen. Arne und ich haben mit Olga, die von Klaus eingeladen wurde, und Mariam einen Sechsertisch in der Nähe der Theke im Vereinsheim besetzt. Mudel und Earl haben sich unter den Tisch verkrochen und schaffen es, trotz der hereinströmenden Leute und des anschwellenden Stimmengewirrs ein Nickerchen zu halten. Meine Jungs halten hinter dem Tresen die Stellung – und sehen dabei sehr happy aus. Rolf zapft ein Bier nach dem anderen, Chris balanciert Limo und Kaffee auf einem runden Tablett zu den Tischen, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Während ich versuche, mit einer Haarsträhne den ekligen Pickel auf meiner Wange zu verstecken, hält er stolz seine geschwollene Nase in die Luft. Und wer immer fragt – und es fragen viele! – , wie er zu diesem außerordentlichen Zinken gekommen ist, dem erzählt er gern und stolz die Geschichte, die wir uns gemeinsam ausgedacht haben: Eine undurchsichtige Gestalt undurchsichtiger Herkunft habe sich in der Kolonie herumgetrieben. Als unser Kampfmops Alarm schlug, sei Chris aufgesprungen. Der Eindringling habe angesichts des Gebells sofort die Flucht ergriffen – Chris wollte ihm nachrennen, sei dabei gestolpert und habe mit dem Gesicht auf einer steinernen Beeteinfassung gebremst.
    Fünf Minuten, ehe die Versammlung offiziell beginnen soll, kommen Sandra und unser Anwalt – gefolgt von einer strahlenden Nina und einem griesgrämigen Pukallus. Sandra und Bernd schlängeln sich zur Längsseite des Saales durch und beginnen, ein Laptop und einen Beamer aufzubauen. Die schmucklose angegilbte Wand soll als Leinwand dienen. Bernd trägt ein lindgrünes Poloshirt zur Jeans – Sandra ein Kostüm in fast derselben Farbe. Ich muss zugeben, dass sie verdammt gut aussieht, und das zur Banane hochgesteckte Haar steht ihr enorm gut. Ich könnte glatt ein bisschen eifersüchtig werden, aber Arne haucht mir ein Küsschen auf die Wange und ich entspanne mich. Wir winken Pukallus und seine Tochter zu uns an den Tisch.
    Nina hat ein schrillpinkes Shirt an, auf dem der weltberühmte Rolling-Stones-Mund aus Pailletten prangt. Dazu trägt sie einen schwarzen Tüllrock, kunstvoll durchlöcherte Leggings und pinke Sneaker. Sie sieht süß aus. Was ich ihr sagen will, als der Pailletten-Mund sich plötzlich bewegt.
    »Dein Shirt wackelt!«, rufe ich. Nina strahlt so breit, wie es nur geht. Dann langt sie unter das Top und holt eine schneeweiße Ratte hervor.
    »Das ist Pink«, stellt sie das Tier vor. Die Ratte klettert auf ihre Schulter.
    »Ist nicht pink. Ist weiß«, kommentiert
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