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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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nicht spielen«, gähne ich und will nach der Milch angeln, die in einem blau getupften Kännchen auf dem Tisch steht. Aber das Fellbündel lässt nicht locker.
    »Mudel, nein!«, sage ich streng. Ohne Erfolg. Er zieht jetzt so stark, dass mein rechtes Bein in seine Richtung flutscht. Dabei fiept er und sieht mich an.
    »Willst du mir was zeigen?«, dämmert es mir. Mudel zieht weiter an meiner Hose und hört erst auf damit, als ich aufstehe. Sofort saust er mit lautem Gebell aus der Küche.
    »Also nach Fangespielen sieht das nicht aus.« Arne, der eben vom Klo kommt, kann gerade noch ausweichen, als der Hund an ihm vorbei schießt. Seufzend folge ich dem Tier in Rolfs Zimmer. Mudel bleibt an der Wand stehen und bellt.
    »Was ist … Ach herrjeh!« Zwischen schwarzer Ledercouch und Wand steckt der Mops. Keine Ahnung, was er da hinten will, aber jetzt will er ganz offensichtlich raus aus der Klemme. Allerdings klemmt der Plastiktrichter, und der Hund hängt sehr unglücklich in der Falle. Earl sieht mich aus schreckgeweiteten schwarzen Kulleraugen an. ›Hilf mir‹, sagt sein Blick. Und gleichzeitig kommuniziert er: ›Und wehe, du lachst!‹
    Natürlich muss ich lachen.
    »Hier klemmt was!«, lache ich Arne an, als der gefolgt von den Jungs ins Zimmer kommt.
    »Süßer!« Rolf kniet neben Earl, der seinem Herrchen dankbar die Hand leckt. Arne und Chris ziehen am Sofa. Das Teil ist verdammt schwer, aber auf dem Parkett flutscht es. Sogar mit Mudel darauf, der wild kläffend auf die Couch springt. Allerdings nur ein paar Zentimeter, dann klemmt es am schräg gestellten Kleiderschrank. Der ist so prall gefüllt, dass er mehr wiegt als ein Lkw und sich keinen Millimeter rücken lässt. Earl jammert, und ich gehe zur anderen Seite, klemme mich irgendwie zwischen Schrank und Sitzmöbel, gebe Earl einen Klaps auf den Mops-Popo. Der Kleine macht einen Schritt vorwärts, Rolf drückt den Trichter ein wenig zusammen.
    »Pressen«, ruft Arne grinsend. Das Plastik schrappt an der Tapete. Dann macht der Mops ein Geräusch, das wie ein lang gezogenes Stöhnen klingt. Ich schiebe weiter, der Plastiktrichter dehnt sich mit einem leisen ›Plopp‹ wieder aus und unser Patient ist befreit.
    »Ein Mops! Es ist ein Mops!« Arne hält sich den Bauch vor Lachen. Rolf hält Earl im Arm. Der Mops sieht ziemlich bedröppelt aus, reckt aber sein süßes Doppelkinn in die Höhe, als wolle er sagen ›Ihr könnt mich mal!‹.
    »Du armer, armer Schatz.« Rolf drückt den Hund an sich, was wegen der Halskrause nicht ganz einfach ist. »Geht es dir gut?«
    »Ein Arzt! Ist ein Arzt an Bord?«, rufe ich lachend.
    »Setz ihn mal hin«, verlangt Chris. Rolf packt den Hund auf die Couch. Arne tastet die mit einem Pflaster abgedeckte Wunde ab.
    »Tanja, Koffer!« Ich sause in den Flur, hole den Notfallkoffer und bin Sekunden später wieder zurück. Arne streift sich Handschuhe über und hebt vorsichtig das Pflaster von der Wunde. Auf der rasierten Haut um den etwa drei Zentimeter langen Schnitt wachsen schon wieder Fellstoppeln. Mein Tierdoc überprüft die Nahtfäden, schmiert Wundsalbe darauf und klebt ein frisches Pflaster auf die Wunde.
    »Ist schon super verheilt«, erklärt er. »Kann eigentlich nicht mehr viel passieren.«
    »Was heißt das?«, fragt Rolf trotz allem besorgt.
    »Dass wir Earl von seiner Halskrause befreien können.« Chris atmet hörbar auf. Ich reiche Arne eine Schere. Er schneidet die Mullbinde, mit der der Kragen um den Mopshals gebunden ist, auf, öffnet die Steckverbindungen – und ZACK ist Earl frei. Der Mops bellt begeistert, schüttelt sich, dass die Ohren schlackern, und springt von der Couch. Mudel hinterher. Die beiden sausen auf direktem Weg in die Küche und machen sich über den mit Trockenfutter gefüllten Napf her. Allerdings legt Earl im Flur noch einen Zwischenstopp ein und tut, was ein Rüde tun muss und was er wegen des Kragens seit Tagen nicht mehr konnte – er inspiziert hingebungsvoll sein bestes Stück.
    »Frühstück?«, fragt Arne.
    »Schon fertig«, sagt Rolf erleichtert.
    Viel Zeit zum Essen bleibt uns nach der Befreiungsaktion nicht. Schließlich haben wir ein Date – und das wartet pünktlich um halb zehn beim Quadrat, einem Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung in der Heustraße.
    »So, dann wollen wir mal.« Bernd Othmer sieht siegessicher aus. Klaus Hünken weniger. In der Bundfaltenhose und dem ausgeleierten Jackett aus Opas Zeiten fühlt er sich sichtlich unwohl. Bernd voran macht sich
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