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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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Winterruhe

    Die Weihnachtsferien waren vorüber, der Januar schon fast zur Hälfte um. Die Tage wurden wieder länger. Auf dem Markt in Willenberg wurden als erste Frühlingsboten Primeln in leuchtenden Farben und duftende Hyazinthen angeboten, während der Supermarkt des kleinen Ortes schon Erdbeeren aus Südamerika verkaufte, um den wintermüden Kunden den fernen Sommer nahezubringen.
    Den Winter kümmerte das wenig. Nach trüben, feuchten und viel zu milden Weihnachtsfeiertagen, die keine richtige Weihnachtsstimmung hatten aufkommen lassen, hatte sich das Wetter Ende Dezember entschieden, mit klirrender Kälte über das Land herzufallen und sich dort hartnäckig festzusetzen. Schnee und Eis hatten alle Hoffnungen auf einen frühen Frühling zunichtegemacht.
    Die Menschen vermummten sich und schimpften, während die Tiere stumm unter den eisigen Temperaturen litten, die ein strammer Nordostwind ins Land trug. Auf dem Birkenhof nahe Willenberg kämpften die Bewohner immer noch gegen den Schnee, der nur wenige Tage nach Weihnachten in solchen Massen gefallen war, dass die ganze Familie Vollmer fast fünf Tage festgesessen hatte. So lange hatte es gedauert, bis sich die Straßenräumdienste durch die meterhohen Schneewehen gefressen hatten, die die einzige Zufahrtstraße zum Birkenhof blockiert hatten. Normalerweise war das Eingeschneitsein für die Kinder des Hofs immer ein Grund zur Freude, Schneewehen bedeuteten Schulausfall und brachten ihnen ein paar zusätzliche Ferientage ein.
    In diesem Jahr war der Schnee allerdings etwas zu früh gekommen. Es waren noch Ferien und Renate Vollmer, Muriels Mutter, zeigte sich zuversichtlich, dass die Straße bis zum Ende der Ferien geräumt sein würde. Und wie immer behielt sie recht. Zwei Tage vor dem Ferienende hatte sich die Schneefräse der Stadtreinigung rumorend und brummend einen Weg durch die weißen Massen gebahnt und die Familie aus ihrem eisigen Gefängnis befreit. Endlich konnte Muriels Mutter wieder einkaufen fahren und der Hof war nicht länger von der Außenwelt abgeschnitten.
    Muriel war sofort zum Telefon gelaufen, um ihre beste Freundin Nadine anzurufen. Nadine hatte Fanny, eine weiße Connemarastute, auf dem Birkenhof untergestellt. Fanny war ihr Ein und Alles und sie hatte sich furchtbare Sorgen um ihr Pony gemacht. Sie war sehr erleichtert, dass es allen Pferden gut ging, und kam nun wieder fast jeden Nachmittag auf den Birkenhof, um nachzusehen, wie es Fanny bei der klirrenden Kälte erging. Ausritte, wie Muriel und Nadine sie im Sommer häufig machten, waren in diesen Wochen zum Leidwesen der Mädchen allerdings nicht möglich. Die Straßen waren zu glatt und auf den Feldern lag der Schnee zu hoch.

    »Der Winter macht echt keinen Spaß mehr«, sagte Nadine eines Nachmittags zu Muriel, als sie über den Hof zum Haus liefen, um ihre kalten Hände und Füße am Kachelofen im Wohnzimmer zu wärmen. Sie hatten die letzten Geschirre gesäubert, das Leder gefettet und die Sättel ausgebessert. Nun gab es im Stall kaum noch etwas zu tun.
    »Mir frieren gleich die Finger ab.« Nadine holte tief Luft und ließ mit dem Atem eine weiße Wolke aus ihrem Mund aufsteigen.
    »Ja, ein paar warme Sonnenstrahlen wären schön.« Muriel hauchte ihre kalten Hände an.
    »Hör bloß auf.« Nadine seufzte. »Fanny tut mir richtig leid. In diesem Winter ist es aber auch besonders eisig.«
    »Ich habe auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich in meine Daunendecke kuschle«, sagte Muriel. »Aber Ascalon macht die Kälte nichts aus.«
    »Ach wirklich?« Nadine schaute Muriel von der Seite an. »Woher willst du das wissen? Spricht er mit dir oder kannst du jetzt auch schon wie deine Mutter die Gedanken der Pferde lesen?«
    »Quatsch!« Muriel schüttelte lachend den Kopf. Mit dem Gedankenlesen kam Nadine der Sache zwar schon sehr nahe, aber das musste sie ja nicht wissen. »Ich finde nur, dass er nicht leidend aussieht. Die Pferde bekommen abends ihre Decken und sooo bitterkalt wie draußen ist es im Stall schließlich auch nicht.« Sie öffnete die Tür zur Küche und genoss den Schwall warmer Luft, der ihr entgegenströmte. »Aber natürlich nicht ganz so warm wie im Haus.«
    »Eben.« Hastig zwängte Nadine sich hinter Muriel in die warme Küche und seufzte. »Wir können die Pferde ja schlecht mit ins Haus nehmen. So wie die Mongolen.«
    »Die Mongolen halten Pferde in ihren Häusern?« Muriel zog die Stirn kraus. »Das glaube ich nicht.«
    »Na ja, nicht die
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