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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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neben einem sehr heißen und trockenen Sommer mit Wirbelstürmen auch ein außergewöhnlich früher Wintereinbruch verzeichnet, gefolgt von heftigem Tauwetter mit Überschwemmungen und sintflutartigen Regengüssen, dem sich eine länger anhaltende Kältewelle mit Schneestürmen anschloss. Zusätzlich wurden die Grabungsarbeiten von einer ganzen Reihe von Pannen und Unglücksfällen begleitet, die Gupatas Arbeit zwar verzögert hatten und sein Bankkonto schnell dahinschmelzen ließen, ihn aber ebenso wenig wie das furchtbare Wetter auch nur einen einzigen Augenblick ans Aufgeben hatten denken lassen.
    Er war zäh, ausgesprochen zäh. Und das Wetter ließ sich – sehr zum Leidwesen der Schicksalsgöttin – nicht beliebig lange verändern.
    Die Auseinandersetzung um die göttlichen Interessen, von der Joseph Gupata nichts ahnte, hatte der Archäologe am Ende zu seinen Gunsten entschieden. Und obwohl die Schicksalsgöttin wusste, dass er in diesem vermeintlich letzten Grab nicht das finden würde, was er sich erhoffte, hatte sie gute Gründe, alles daranzusetzen, dass der kostbare Inhalt des Grabes nicht in seine Hände fiel.
    Ein leiser Seufzer entfloh der Göttin, als sie das Bild im Brunnen löschte. Da sie die Expedition nicht zum Aufgeben hatte zwingen können und sie selbst nicht weiter eingreifen konnte, blieb ihr nur noch eine Möglichkeit, das verschollene Grab von Dschingis Khan auch weiterhin vor einer Entdeckung durch die Archäologen zu schützen – sie musste Ascalon und Muriel zu sich rufen. Aber die beiden sahen sich gerade ganz eigenen Problemen gegenüber …

Fanny in Not

    Mitte Februar war es noch immer eisig.
    »Kalt!« Muriel versuchte ihre rote Nase hinter ihrem Schal zu verstecken und hauchte warmen Atem dagegen, um die Kälte aus der Nasenspitze zu vertreiben. Verbissen trat sie in die Pedale. Auf dem holprigen Weg mit den gefrorenen Pfützen in den Spurrinnen und dem vereisten Schnee kam sie nur mühsam voran. Es war einer dieser Tage, an denen sie es hasste, so weit abgelegen zu wohnen: am Ende eines fast einen Kilometer langen Privatwegs, den die Räumfahrzeuge aus Willenberg nur dann befuhren, wenn meterhohe Schneewehen ein Durchkommen unmöglich machten. Ansonsten bestand das Räumen des Wegs meist darin, dass ihre Mutter den Schnee mit den breiten Winterreifen des Jeeps einfach platt walzte.
    Muriel seufzte und versuchte sich mit einem Gedanken an den Sommer zu trösten, wenn die Hecken zu beiden Seiten grün waren und die Luft erfüllt von dem Gesang unzähliger Vögel. Gedanken an Tage, an denen sie die Abgeschiedenheit des Birkenhofs in vollen Zügen genoss und sich keinen schöneren Platz auf der Welt vorstellen konnte. Voller Sehnsucht dachte Muriel an die sonnenbeschienenen Wiesen, an den Duft von frisch gemähtem Heu und den Anblick der Pferde, die zufrieden auf saftigen Wiesen grasten …
    »Muriel, warte! Ich kann nicht so schnell.«
    Plopp! Mit einem Schlag waren die Erinnerungen an Sonne und Wärme fort und Muriel fand sich in dem trostlosen Nebelgrau wieder, das dem Land schon seit Tagen jeden Sonnenstrahl vorenthielt und keinerlei Anstalten machte, sich irgendwann einmal aufzulösen.
    »Wenigstens ist es heute windstill«, hatte Teresa, die Haushälterin des Birkenhofs, gesagt, als sie nach dem Frühstück einmal kurz vor die Tür gegangen war, um das Altpapier hinauszubringen. »Da habt ihr aber Glück, mis cariños. Die Luft würde sich bei Wind mindestens fünf Grad kälter anfühlen.«
    Kälter? Muriel schnaubte missmutig. Noch kälter? Die gefühlte Temperatur betrug an diesem Morgen mindestens minus zehn Grad. Als Glück konnte man das wohl kaum bezeichnen. Eltern, die ihre Kinder bei einem solchen Wetter mit dem Fahrrad zur Schule schickten, machten sich ihrer Meinung nach der Kinderquälerei schuldig oder …
    »Muriel, warte!«
    ... zumindest der seelischen Grausamkeit, wenn sie wie Teresa auch noch darauf bestanden, den Schulweg in Begleitung der nervigsten kleinen Schwester zurückzulegen, die man sich vorstellen konnte. Und das alles nur, weil Teresa sich fürchtete, bei Schnee und Eis mit dem Auto zu fahren.
    »Muriel! Teresa hat gesagt, dass du auf mich warten sollst!« Viviens Stimme hatte einen weinerlichen Ton angenommen.
    »Wenn ich auf dich warte, komme ich zu spät!« Ein Blick auf die Uhr bestätigte Muriel, was sie schon vermutete. Um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen, musste sie nicht langsamer, sondern schneller fahren. Natürlich waren glatte
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