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Dragon Love 02 - Manche liebens heiss

Dragon Love 02 - Manche liebens heiss

Titel: Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
Autoren: MacAlister Katie
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    „Man sollte doch annehmen, dass in Ungarn das Problem des Passivrauchens bekannt ist, meinst du nicht? Ich habe auf der Fahrt vom Flughafen mindestens dreißig Prozent meiner Lungenkapazität verloren.“
    Ich würdigte die kräftige schwarzhaarige Gestalt, die neben mir hertrottete, keines Blickes, als wir in einer Wolke von Zigarettenrauch aus dem Zug stiegen, sondern zischte ihr nur zu: „Nicht sprechen.“
    Zwei große braune Augen wurden überrascht aufgerissen.
    „Hör auf damit“, flüsterte ich und blickte mich rasch um, um zu sehen, ob uns irgendjemand gehört hatte. Um uns herum drängte sich die Hälfte der ungarischen Bevölkerung, aber glücklicherweise schien niemand auf einen großen schwarzen Hund und seine unauffällige Begleiterin zu achten. Ich packte Jims Lederleine fester und zog mit der anderen meinen großen Koffer hinter mir her.
    „Ach ja, ich vergaß. Ich nix sprechen. Wauwau! Bell bell.“
    Ich warf dem Neufundländer einen finsteren Blick zu, während wir uns durch das Gewühl auf dem Budapester Ostbahnhof  Keleti pu  kämpften. Wir kamen jedoch nur langsam voran, was zum Teil damit zu tun hatte, dass es immer zu Verstopfungen führt, wenn eine größere Menge Menschen gezwungen ist, sich durch einen einzigen schmalen Ausgang zu drängen.
    Jim zog die Augenbrauen hoch. „Was hast du denn?“
    „Du sprichst!“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Hunde sprechen nicht, also halt endlich den Mund!“
    „Na ja!“ Jim schniefte beleidigt. Ich wusste, auch ohne ihn anzusehen, dass mein kleiner, im wahrsten Sinn des Wortes dickfelliger Dämonenfreund jetzt die Märtyrermiene aufgesetzt hatte, die er in der relativ kurzen Zeit, die wir uns kannten, perfektioniert hatte. „Das war doch kein richtiger Befehl! Da hast ja nicht gesagt: ,Verdammt noch mal, Jim, du sollst dein sabberndes Maul halten!’ Das wäre nämlich ein echter Befehl gewesen, den ich hätte befolgen müssen. So, wie du ihn normalerweise gibst, wenn du richtig sauer bist. Und deshalb würde ich gern wissen, ob das ,Halt den Mund!’ tatsächlich ein Befehl ist oder nur einem hoffnungsvollen Wunsch Ausdruck verleihen sollte.“
    Ich stand mitten im Gedränge von Hunderten von Menschen auf dem Budapester Bahnhof - netten, normalen Leuten, die an Dinge wie Dämonen, Dämonenfürsten. Hüter und all die anderen seltsamen Wesen, die das Au-delà, die Anderswelt, bevölkern, noch nie auch nur einen Gedanken verschwendet hatten - und überlegte zum hundertsten Mal, ob ich Jim nicht doch in die tiefsten Tiefen der Hölle zurückschicken konnte.
    „Nein“, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. „Du hast dreimal versucht, mich zurückzuschicken. Beim letzten Mal habe ich dabei sogar einen Zeh eingebüßt. Zudem noch meinen Lieblingszeh. Ich begreife ja nicht, wie du einen Zeh von meinem Fuß verschwinden lassen kannst, aber ich werde ganz bestimmt keinen weiteren Zeh riskieren. Ich bleibe bei dir, bis du einen Mentor gefunden hast und die Prozedur des Zurückschickens wirklich beherrschst.“
    „Hör auf, Fragen zu beantworten, bevor ich sie gestellt habe, hör auf, mir zu sagen, was ich tun soll, und vor allem, hör endlich auf zu reden!“
    Es war zwar voll und laut auf dem Bahnsteig, aber meine Worte hallten trotzdem von den hohen Wänden wider.
    Einige Köpfe drehten sich zu uns um, und ich lächelte grimmig. In Jims braune Augen trat ein verletzter Ausdruck, und er schnüffelte mit vorgetäuschter Gleichmütigkeit an den Hinterteilen des Paares vor uns.
    Wir rückten ein paar Schritte weiter vor.
    „War das denn jetzt ein Befehl?“
    Seufzend gab ich mich geschlagen. Mir war heiß, ich war müde und litt an einem Jetlag von dem Flug von Portland über Amsterdam nach Budapest, und um ehrlich zu sein, war Jims Anwesenheit eine große Beruhigung für mich, wenn ich mir überlegte, wer sich zur selben Zeit außer mir noch auf diesem Kontinent befand.
    Die Erinnerung an glitzernde grüne Augen, in denen unverhülltes Begehren stand, stieg in mir auf und konnte nur mit größter Mühe zurückgedrängt werden. „Nein, das ist kein Befehl“, sagte ich sanft. „Zumindest nicht, bis wir diese vielen Menschen hinter uns haben. Hier kann dich sowieso keiner sehen, und dass sich dein Maul bewegt, schon gar nicht.“
    Die Menge bewegte sich wieder ein Stück vorwärts. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und spähte an dem großen Sonnenhut der Frau vor mir vorbei, um zu sehen, was uns
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