Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition)
Autoren: Kôji Suzuki
Vom Netzwerk:
PROLOG
    25. September 2011
    Soda Lake Road, Kalifornien, USA
    Gut eine Stunde war vergangen, seit Hans Ziemssen von der Route 166 auf die Soda Lake Road abgebogen war, und allmählich fühlte er sich ein wenig unbehaglich. Im Rückspiegel erstreckte sich eine endlose Sandfläche, während vor ihm und zu seiner Rechten weiß die Salzablagerungen eines ausgetrockneten Sees leuchteten. Es war eine für den Westen der Vereinigten Staaten typische Wüstenlandschaft, doch auf den Deutschen Hans wirkte sie seltsam und fremdartig. Die Sonne, die über dem westlichen Horizont zu sinken begann, warf einen rötlich-braunen Schimmer auf die trostlose Einöde.
    Ist das hier wirklich die Erde?
    Hans’ Unbehagen rührte daher, dass er das Gefühl hatte, nicht auf seinem heimischen Planeten unterwegs zu sein, sondern auf einem anderen. Die einzigen Fotografien, die er je von der Oberfläche anderer Gestirne gesehen hatte, stammten natürlich vom Mond und vom Mars. Auf beiden war es noch trockener als in dieser Wüste und wesentlich karger, ohne das geringste Lebenszeichen. Hier erhaschte man ab und zu einen Blick auf Kojoten, die unter Bäumen auf der Lauer lagen, und es gab Spuren von Insekten, die sich durch das Erdreich gruben. Je weiter Hans fuhr, desto seltener wurden diese Anzeichen von Leben jedoch, was seine Unruhe verstärkte.
    Neben Hans saß regungslos seine Frau Claudia, die Lippen fest zusammengepresst. Als rechter Hand der ausgetrocknete See auftauchte, setzte sie sich auf und wandte das Gesicht zum Fenster. »Ist das der Soda Lake?«
    Hans schüttelte den Kopf. »Nein. Der ist noch weiter weg.«
    Mit einem theatralischen Seufzer verstummte Claudia wieder.
    Oje. Da hat aber jemand schlechte Laune!
    Sie waren am Nachmittag auf dem Flughafen von Los Angeles gelandet, und ohne eine Verschnaufpause hatte Hans seine Frau in den Mietwagen verfrachtet und war in die Wüste gefahren. Vielleicht hätten sie sich für diese Nacht besser ein Hotelzimmer in L.A. genommen. Doch da sie nur zehn Tage Zeit hatten, wollte Hans so schnell wie möglich hinaus in die Wüste, ohne auch nur eine Nacht in der Stadt zu vergeuden. Seine Frau dagegen sah das vermutlich anders.
    Hans stieß einen leisen Pfiff aus und deutete auf den See, um Claudias Aufmerksamkeit auf die Landschaft zu lenken. »Sieht aber trotzdem irre aus, dieser See, oder?«
    Die verschiedenen kleinen und großen Seen in dieser Gegend trockneten alle vollständig aus, wenn sie im Frühjahr und Sommer die nackten Bäuche in die Sonne reckten. Durch das Steinsalz im Wasser leuchtete der trockene Grund weiß. Hans schaute sich seinen ersten ausgetrockneten See genau an. Der wesentlich größere Soda Lake lag weiter oben an der Straße.
    Der Boden rings um den See war von einem schmutzig-gelblichen Braun und von Gras in mehr oder weniger der gleichen Farbe bedeckt. Die Gipfel und Umrisse der Berge waren leicht abgerundet. Die Linien der Gesteinsschichten, von denen jede Zehntausende von Jahren markierte, bedeckten ihre Wände wie die Jahresringe von Bäumen.
    Hans fiel auf, dass die Berge zwar unterschiedlich geformt waren, aber alle die gleiche Höhe hatten. Diese Gipfel hatten einmal auf normaler Bodenhöhe gelegen, bis die Landschaft um sie herum erodiert war und nur die Gebirge zurückblieben. Er wünschte, er hätte mehr über die geologische Entwicklung der Gegend gewusst.
    Während er das weiße Becken in dieser trostlosen Umgebung betrachtete, kam ihm unwillkürlich der Gedanke, dass es von irgendeinem großen Schöpfer durchaus nach einem Plan erschaffen worden war. Aus dieser Entfernung sahen die Salzablagerungen wie Schnee aus und wirkten durch den Kontrast zur Wüstenlandschaft sehr mysteriös.
    Das Lenkrad des Mietwagens in Händen, fühlte Hans sich für einen Augenblick beinahe wie ein Gott, der die Erde als Werk eines göttlichen Künstlers betrachtet.
    »Hans, wir sind noch keinem einzigen Auto begegnet.«
    Die Bemerkung seiner Frau riss Hans in die Wirklichkeit zurück. Claudia war alles andere als verzaubert von der nordamerikanischen Wüstenlandschaft, die im Vergleich zu ihrer Heimatstadt Frankfurt sehr exotisch wirkte. Stattdessen starrte sie missmutig auf die schmale Straße, die sich vor ihnen erstreckte, und dachte nur daran, dass niemand sonst dort unterwegs war.
    »Es kommen schon noch welche«, beruhigte Hans sie, obwohl er sich nicht so sicher war. Es stimmte, dass ihnen noch kein einziger Wagen entgegengekommen war, und auch im Rückspiegel war kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher