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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition)
Autoren: Kôji Suzuki
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die Temperatur auf 4.200 Metern über dem Meeresspiegel unter dem Gefrierpunkt. Mark Webber von der hawaiianischen Außenstelle des National Astronomical Observatory of Japan, kurz NAOJ , war gerade aus der Kuppel zurückgekommen, in der sich das Subaru-Teleskop befand, und setzte sich vor die Monitore im angrenzenden Kontrollgebäude. Trotz des kurzen Weges war er bis auf die Knochen durchgefroren und schlotterte immer noch.
    Mark brauchte nur den Berg in die Stadt Hilo hinabzusteigen, um in der Sommersonne am Strand zu stehen. Wenn er auf den Gipfel zurückkehrte, wäre er wieder im Winter. Seit fünf Jahren lebte er nun in diesem Sommer-Winter-Gefälle. Generell waren ihm die warmen, sonnigen Strände lieber, doch in der Vorweihnachtszeit hatte der Berggipfel zweifellos seinen Reiz. Es sah so aus, als könnte er die Weihnachtsferien wie geplant mit seiner Verlobten Miki verbringen, und der Gedanke daran ließ ihn eine fröhliche Melodie summen. Sie würden aufs Festland zurückkehren, was längst überfällig war, eine Woche in Las Vegas bleiben und sich so viele Shows ansehen, wie sie konnten. Das planten sie schon seit letztem Jahr, und es war Mark gelungen, Karten für alle Vorstellungen zu bekommen, die sie anschauen wollten. Bald war es so weit. Er war ganz kribbelig vor Aufregung, wenn er an das letzte Weihnachtsfest vor ihrer Hochzeit dachte.
    Er lehnte sich auf dem Computerstuhl zurück, um sich von einem neben ihm stehenden Wagen ein Sandwich zu nehmen. Als er sich wieder aufsetzte, streifte sein Blick ein Stück des Himmels in der Ferne. Die Monitore, vor denen er saß, zeigten Lichtmuster, die von der 8,2 Meter großen Linse des Subaru-Teleskops, dem größten Einzelspiegel der Welt, eingefangen worden waren.
    Mark hatte in unzählige Teleskope geschaut, seit er sich in der Mittelstufe erstmals für Astronomie interessiert hatte, und jedes Mal war er fasziniert von den funkelnden Bildern des Weltraums, die sie lieferten. Hier, in einer Höhe von 4.200 Metern, wo der Luftdruck nur zwei Drittel so hoch war wie auf Meereshöhe, war der Himmel über dem Gipfel des Mauna Kea in der Regel klar und trocken. Die Bedingungen waren ideal, und das Subaru war eines der fortschrittlichsten Teleskope der Welt. So war es kein Wunder, dass der Anblick auf den Monitoren atemberaubend war. Was er sah, ähnelte nur wenig dem Himmel, den Mark als Junge durch das Teleskop sehen konnte, das er zu Weihnachten bekommen hatte.
    Als er das Sandwich aufgegessen hatte und zu seinem Kaffeebecher greifen wollte, hielt er mitten in der Bewegung inne. Es war eine unbewusste Reaktion, und für einen Moment konnte er sie sich nicht erklären. Wahrscheinlich hatte er eine kleine Unregelmäßigkeit auf den Monitoren vor sich bemerkt. Das Teleskop war zurzeit auf das Sternbild des Schützen gerichtet, in Richtung der Verdickung der Milchstraße. Mark untersuchte die elektromagnetischen Wellen rings um das Schwarze Loch, das er im Zentrum vermutete. Hatte er eine solche Welle erspäht? Nein, das war es nicht. Es war etwas Einfacheres, das selbst ein Kind bemerkt hätte.
    Mark gab einen Befehl ein, um die Bilder um eine Minute zurückzusetzen. Die aktuelle Ansicht wurde automatisch von einem separaten Gerät aufgenommen, sodass er das Bildmaterial problemlos zurückspulen konnte. Er betrachtete die Bilder genau und war sicher, dass er herausfinden würde, was ihn hatte innehalten lassen.
    »Wie bitte?«, sagte er laut und beugte sich näher vor die Monitore. Er spulte um zwei Sekunden zurück und spielte das Bildmaterial wieder ab, diesmal in Zeitlupe.
    Ein winziger Lichtpunkt verschwand sang- und klanglos vom Bildschirm. Auf der anderen Seite der Milchstraße, jenseits ihrer Mitte, zeigten die Bilder eindeutig einen Stern der Größe 3, der im einen Moment noch da und im nächsten verschwunden war. Und beinahe genau eine Sekunde später verschwand in der Nähe ein weiterer Stern. Zwei relativ dicht beieinander liegende Sterne waren verschwunden, einer nach dem anderen.
    Sterne leuchteten aufgrund der Kernfusionen in ihrem Inneren, und die Lebensdauer eines Sterns hing von seiner Größe und der Masse ab. Das bedeutete nicht, dass ein Stern mit einer größeren Masse eine längere Lebensdauer hatte. In einem Stern mit größerer Masse bewirkte die höhere Gravitation eine Beschleunigung der Kernverschmelzungsprozesse, sodass der Stern schneller ausbrannte. In Sternen mit geringerer Masse liefen die Kernfusionen langsamer ab, sodass diese
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