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0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

Titel: 0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel
Autoren: Jason Dark
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Der Rover rollte in die Höhle!
    So jedenfalls kam es mir immer vor, wenn ich auf das hochschwingende Tor der Tiefgarage zufuhr. Dahinter lag der große Raum.
    Stinkend, düster, grau und schmutzig, wobei die aufgezeichneten hellen Rechtecke der Parkstreifen kaum noch zu erkennen waren.
    Das Licht der beiden Scheinwerfer fraß sich in die Düsternis, wo die Notbeleuchtung helle Inseln schuf. Bei dieser Szenerie war es leicht vorstellbar, daß Frauen Furcht davor hatten, die Tiefgaragen allein zu betreten.
    Eine Frau saß auch neben mir. Eine junge Frau. Sie hieß Melusine de Lacre, drehte mir den Kopf zu und lächelte scheu. Dabei bewegte sie ihre Handflächen gegeneinander, ein Zeichen, daß sie nervös war.
    »Wir sind in der Garage«, erklärte ich und ließ den Rover vom Schlund schlucken. »Mit dem Lift geht es dann hoch bis in die zehnte Etage. Dort sehen wir weiter.«
    Sie nickte nur und drehte den Kopf wieder nach vorn. Es sah so aus, als würde sie durch die Scheibe blicken. Eine Täuschung, denn Melusine de Lacre war blind. Ich hatte sie unter dramatischen Umständen kennengelernt und mit nach London genommen, wo sie ihre eigentliche Aufgabe beginnen sollte.
    Das Gähnen konnte sie nicht unterdrücken, sie reckte sich dabei, und auch ich spürte die Müdigkeit, die mir in den Knochen steckte.
    Die Nacht war lang gewesen, wir hatten kaum Schlaf gefunden und waren am frühen Morgen schon losgefahren, um jetzt – gegen Mittag – am Ziel mitten in London zu sein.
    »Wenn wir oben sind, nimmst du erst mal eine Dusche. Danach kannst du dich hinlegen, Melu«, schlug ich ihr vor.
    Sie bewegte unbehaglich die Schultern. »Ich weiß nicht, ob das gut ist, John.«
    »Nein?«
    »Ich denke immer an meine Aufgabe.«
    »Sicher, ich auch. Wir sollten nichts überstürzen. Die Insel läuft uns nicht weg.«
    »Das glaube ich auch.«
    Mit der Insel war das geheimnisvolle Eiland Avalon gemeint, über das so viel geschrieben und auch gesprochen worden war, von dem jedoch niemand wußte, wo es lag. Ich ebenfalls nicht und auch nicht Melu de Lacre, obgleich sie mit dieser geheimnisvollen Insel eng verbunden war, wie sie immer betont hatte.
    Ich war den langen Mittelgang fast bis zu seinem Ende durchgefahren und schlug das Lenkrad nach rechts ein, um in die Parktasche zu rollen, die für mich reserviert war.
    Eine weiter stand ein anthrazitfarbener BMW 535L. Er gehörte meinem Freund Suko, der an diesem Tag wieder mit der U-Bahn in den Yard gefahren war.
    Das war vernünftig, denn London erstickte mittlerweile im Verkehr. Es grenzte beinahe schon an Wahnsinn, den eigenen Wagen zu nehmen und loszugondeln.
    Ich stoppte, stellte den Motor ab und öffnete die Tür. »Bleib noch einen Augenblick sitzen, Melu«, sagte ich zu meinem Schützling.
    »Ich werde dir beim Aussteigen behilflich sein.«
    »Ist gut, John.«
    Zwar hatte sie sich in ihrem Haus am Strand sicher bewegen können, die Umgebung allerdings war mehr als fremd für sie, da brauchte sie einfach Hilfe.
    Ich schraubte mich aus dem Wagen, schlug meine Tür zu und wollte um den Rover herumgehen, als es mich erwischte. Ich befand mich in Höhe der Kühlerhaube, bekam den überfallartigen Wind mit, das harte Reißen, dann war ich von einem Augenblick zum anderen verschwunden…
    ***
    Alles war derart schnell über die Bühne gelaufen, daß ich nicht einmal dazu gekommen war, einen Melu geltenden Warnruf auszustoßen. Eine gewaltige Kraft hatte es geschafft, mich aus meiner normalen Welt zu reißen und hinzuführen in eine andere Zone, nicht in eine andere Dimension, denn das merkte ich sehr schnell, als ich die Augen öffnete und mich umschaute.
    Eine angenehme Wärme umgab mich und eine Natur, die noch völlig in Ordnung war. Ich hörte das Rauschen eines Bachs, ich sah, wie sich die Zweige der intakten Bäume im leichten Wind bewegten, ich schaute gegen einen wunderbar klaren Himmel, und ich vernahm eine leise Stimme, die mich in meinem Rücken ansprach.
    »Willkommen bei den flaming stones, John.«
    Eine Frau hatte gesprochen. Eine gute Bekannte und Freundin: Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Meine anfängliche Furcht verschwand, jetzt wußte ich, daß ich sicher war.
    Ich drehte mich um.
    Unter dem lackschwarzen Haar schimmerte die Haut des Gesichts hell. Der Mund war zu einem Lächeln verzogen, aber die Augen der Frau blickten ernst.
    Ich hob die Schultern und sagte nur ein Wort. »Du?«
    »Ja – ich.«
    »Weshalb hast du mich entführt?«
    »Zu deiner eigenen
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