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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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ausgewachsenen. Aber die Fohlen, die noch klein und schwach sind, dürfen schon mal mit ins Haus, oder besser in die Jurte* (Alle mit * gekennzeichneten Begriffe werden im Glossar am Ende des Buches erklärt), wenn es dort kalt ist.« Nadine zog ihre Jacke aus und hängte sie über einen Küchenstuhl. »Das habe ich gestern im Fernsehen gesehen, bei einer Sondersendung. Du weißt schon, wegen des Films, der bald in die Kinos kommen soll.«
    »Davon weiß ich nichts.« Muriel schüttelte den Kopf und nahm zwei große Tassen aus dem Küchenschrank. »Ich hab dir doch erzählt, dass wir hier eine Zeit lang keinen Empfang hatten, weil der Frost irgendwas an der Satellitenanlage kaputt gemacht hatte. Da konnte ich nicht fernsehen. Willst du heißen Kakao?«
    »Gern.« Nadine nickte. »Ach so, schade. Ich wollte dich nämlich eigentlich fragen, ob wir uns den zusammen ansehen wollen.«
    »Ist er spannend?«
    »Das weiß ich nicht, aber es kommen viele Pferde darin vor«, sagte Nadine und grinste. »Und lernen kann man auch was. Wie die Mongolen früher gelebt haben und so …«
    »Aha.« Muriel war nicht wirklich begeistert, aber sie spürte, dass Nadine den Film sehr gerne sehen würde, und wollte ihre Freundin nicht enttäuschen. »Wann läuft er denn?«, fragte sie, während sie zwei Tassen mit Kakao aus einer Thermoskanne füllte.
    »Mitte Februar.« Nadine nippte vorsichtig an dem dampfenden Getränk. »Kommst du mit?«
    »Meinetwegen.« Muriel nickte. »Ein Film mit Pferden klingt gut. Ich lass mich überraschen.«

Das Hügelgrab

    Auf einem Hügel nahe der Stadt Batshireet, 320 Kilometer nordöstlich der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator*, herrschte an diesem kalten Wintermorgen große Aufregung.
    Joseph Gupata, der Leiter des zwanzigköpfigen Expeditionsteams, das hier seit nunmehr acht Monaten versuchte, das größte Geheimnis mongolischer Geschichte zu lüften, hatte zum Pressetermin geladen. Aus allen Teilen der Welt waren Fernsehteams und Journalisten der Fach- und Boulevardpresse angereist. Auch Professoren von verschiedenen Universitäten sowie einige Gesandte des mongolischen Staatspräsidenten waren gekommen, um der Öffnung des Grabes beizuwohnen, in dem nach Gupatas eigenen Worten der Fund der Funde auf die Archäologen wartete.
    In den vergangenen Monaten hatte sein Team neunzehn der zwanzig Gräber auf dem Hügel geöffnet, in denen laut Pressemitteilungen ausschließlich mongolische Fürsten bestattet worden waren, die einst dem berühmten Dschingis Khan* gedient haben mussten. Gupata stützte diese Behauptung auf Tonscherben und andere Grabbeigaben, die in den Gräbern gefunden wurden und einheitlich auf eine Zeitspanne um das Jahr 1227, dem Todesjahr des Großen Khan*, datiert werden konnten. Nach Auswertung aller Erkenntnisse war er sich nun nahezu sicher, dass sich in dem letzten der zwanzig Gräber das sagenumwobene Grab des Dschingis Khan befinden musste, und er war entschlossen, aus der Öffnung des Grabes ein Medienspektakel zu machen. Und das aus gutem Grund: Die Grabungen hatten durch zahlreiche Fehlschläge und anhaltend schlechtes Wetter mehr Geld verschlungen, als dem Expeditionsteam zur Verfügung stand.
    Joseph Gupata war pleite, aber das kümmerte ihn nicht. Er wäre nie so weit gekommen, wenn er tief in seinem Herzen nicht auch ein Geschäftsmann gewesen wäre. Zu wenig Bargeld hatte ihn noch nie davon abhalten können, seine Ziele zu erreichen.
    Mit den Einnahmen, die er durch den Verkauf der Übertragungsrechte und durch die Presseberichte erzielte, würde er die Grabungen noch mindestens ein halbes Jahr fortsetzen können. Das war ihm sehr wichtig, denn – was zu diesem Zeitpunkt außer ihm und seinen Männern noch niemand wusste – ganz in der Nähe gab es noch mindestens vierzig weitere Gräber, die er unbedingt erkunden wollte …

    Gupata konnte nicht ahnen, dass seine Expedition schon seit Monaten göttliche Aufmerksamkeit genoss. An einem fernen Ort, dessen Existenz nur wenigen Sterblichen bekannt war, stand auch an diesem bedeutenden Morgen wieder eine Frau von überirdischer Schönheit und Anmut vor dem Wasserbecken eines steinernen Brunnens und beobachtete voller Sorge die Fortschritte von Gupatas Expedition.
    Dieser Mann war wirklich zäh. Die Schicksalsgöttin konnte nicht umhin, seine Ausdauer zu bewundern. Seit Monaten schon versuchte sie ihn mit allen Mitteln dazu zu bringen, die Grabungen abzubrechen. So war in den Aufzeichnungen des mongolischen Wetterdienstes
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