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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
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den Schauplatz des Verbrechens zu bewachen, und dafür gesorgt, daß Fotos von dem Versteck des Sprengstoffs und der Zünder in der Sattelkammer an die Presse ausge händigt würden. Er würde für den Polizeikommissar einen vollständigen Bericht über die Angelegenheit abfassen und eine Abschrift an BOSS weiterleiten, und der Presse würde er mitteilen, daß wieder einmal eine revolutionäre Verschwörung, die die Republik zerstören wollte, im Keim erstickt worden sei. Er könnte sogar eine Pressekonferenz abhalten. Doch dann beschloß er, es lieber sein zu lassen, denn Journalisten waren ein Schlag Leute, die der Polizei in Südafrika ihren Job kein bißchen leichter machten, und er sah keinen Grund, weshalb sie sich für ihre Informationen auf ihn verlassen sollten. Er hatte sich in jedem Fall um wichtigere Dinge zu kümmern als um die öffentliche Meinung.
    Da war zum Beispiel das Problem mit der Witwe des Colonel, und obwohl der Kommandant in ihrer gegenwärtigen Misere alles Mitgefühl mit ihr hatte, sah er der Möglichkeit ins Auge, daß der schmerzliche Eingriff, den er hatte unternehmen müssen, das Wohlwollen, das sie einst für ihn empfunden hatte, eventuell zerstört haben könnte. Als sich der Konvoi Piemburg näherte, befragte der Kommandant sie wegen ihrer Pläne.
    »Pläne?« fragte Mrs. Heathcote-Kilkoon, aus ihren stillen Träumen aufgescheucht. »Ich habe keine Pläne.«
    »Du hast doch Freunde in Umtali«, sagte der Kommandant hoffnungsvoll. »Die würden dich bestimmt aufnehmen.«
    Mrs. Heathcote-Kilkoon nickte. »Sicherlich«, sagte sie.
    »Besser als eine Polizeizelle«, sagte der Kommandant und erklärte ihr, daß er sie eigentlich als Zeugin dabehalten müsse. »Wenn du mir natürlich dein Wort gibst, das Land nicht zu verlassen…«, fügte er hinzu.
    Am selben Abend hielt der Rolls vor der Zollstation an der Beilt-Brücke.
    »Irgendwas anzugeben?« fragte der rhodesische Zollbeamte.
    »Ja«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon mit Gefühl. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, bei seinen Verwandten und Bekannten.«
    »Ja, Ma’am«, sagte der Zollbeamte van der Merwe und winkte sie durch. Während sie durch die Nacht fuhr, sang Mrs. Heathcote-Kilkoon, um sich wachzuhalten.
    »Herrsche Britannien, beherrsch’ die Welt der Meere. Kein Brite je verlieren soll die Freiheit und die Ehre«, kreischte sie glücklich, als ihr Wagen einen schwarzen Radfahrer in den Straßengraben rammte. Mrs. Heathcote-Kilkoon war zu müde, um anzuhalten. »Hat er davon, wenn er ohne Licht fährt«, dachte sie und setzte den Fuß auf den Gashebel. Im Handschuhfach rollte ein Vermögen an Gold und Diamanten herum.
    In der Woche darauf hatte der Kommandant viel zu viel zu tun, um sich über Mrs. Heathcote-Kilkoons Verschwinden Gedanken zu machen. Der Trupp Sicherheitsbeamte, der aus Pretoria kam, um über die Sache Bericht zu erstatten, wurde zu den Untersuchungen nach Weezen hinauf geschickt.
    »Befragen Sie den Kaufmann da«, schlug der Kommandant vor. »Sehr hilfsbereiter Bursche.« Die Sicherheitsbeamten befragten den Kaufmann, und dessen Weigerung, Afrikaans zu sprechen, brachte sie auf die Palme.
    »Ich hab’ genug Bullen gesehen«, teilte er ihnen mit, »das reicht mir für mein ganzes Leben. Einen hab’ ich schon aus meinem Laden gewiesen, und mit Ihnen tu ich das auch. Das hier ist Klein-England, machen Sie zum Teufel nochmal, daß Sie hier rauskommen.«
    Bis die Beamten wieder nach Pretoria zurückfuhren, konnten sie in der Behandlung der Angelegenheit durch den Kommandanten nichts finden, was zu kritisieren gewesen wäre. Die Tatsache, daß die Opfer des Polizeieinsatzes bei näherer Prüfung Frauenkleider im Falle der Männer und ein Suspensorium im Falle von La Marquise trugen, verlieh der Behauptung des Kommandanten Gewicht, daß die Sicherheit der Republik bedroht gewesen sei. Selbst im Kabinett fand das Vorgehen des Kommandanten in dieser Affäre freundliche Aufnahme.
    »Über die Terrorismusdrohung geht nichts, um die Wähler auf unserer Seite zu halten«, sagte der Justizminister. »Eine Geschichte wie die könnten wir vor jeder Wahl gebrauchen.«
    In Fort Rapier sah Luitenant Verkramp den Ausgang der Geschichte in ganz anderem Licht. Nun, da die unmittelbare Ursache seines Wahnsinns beseitigt war, nahm Verkramp wieder soviel Vernunft an, um seinen Frau Dr. von Blimenstein gemachten Heiratsantrag als eine vorübergehende Geistesverwirrung zu betrachten.
    »Ich muß verrückt gewesen sein«, sagte
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