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Liebeserwachen in Virgin River

Liebeserwachen in Virgin River

Titel: Liebeserwachen in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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PROLOG
    Jillian Matlock fühlte sich in der Geschäftswelt wohl wie ein Fisch im Wasser, und ihre Fähigkeit, jederzeit Überraschungen und Herausforderungen meistern zu können, war legendär. Nach vielen erfolgreichen Jahren im Management hätte sie nicht im Traum daran gedacht, dass man sie noch betrügen, in eine Falle locken oder gar zu Fall bringen könnte.
    So wunderte sie sich an einem hektischen Montagmorgen auch nur kurz, warum Kurt Conroy nicht zur Arbeit erschienen war. Kurt war PR-Direktor und Jillian, die die Unternehmenskommunikation für den Softwarehersteller Benedict Software Systems in San Jose leitete, seine Vorgesetzte. Und sie und Kurt hatten eine Beziehung, auch wenn in der Firma niemand etwas davon wusste. Gestern Abend hatte sie noch mit ihm gesprochen, und er hatte kein Wort darüber verloren, dass es ihm nicht gut ginge oder er etwas Privates erledigen müsste.
    Im Moment hatte sie ohnehin Wichtigeres zu tun, denn ihr Boss Harry Benedict, Vorstandsvorsitzender und Hauptgeschäftsführer des Unternehmens, hatte sie gerade angerufen und zu sich ins Büro gebeten. In ihrer Position war das nichts Ungewöhnliches und gehörte zur Routine; jede Woche hatte sie mehrere persönliche Besprechungen mit Harry. Er war ihr Boss, ihr Mentor und ihr Freund.
    Höflich klopfte sie zweimal an, trat ein, und schon war auch die Frage nach Kurts Abwesenheit geklärt. Er saß vor dem Schreibtisch des Chefs.
    „Na, guten Morgen auch“, wandte sie sich an Kurt. „Ich hatte mich schon gewundert, wo du steckst. Du hast mir nicht gesagt, dass du dir den Vormittag freinehmen willst.“
    Sie brauchte ein paar Sekunden, bis ihr auffiel, dass Kurt ihr nicht in die Augen schauen konnte, und Harry ein düsteres Gesicht machte. Aber auch nachdem sie schon auf dem zweiten Besucherstuhl Platz genommen hatte, war ihr immer noch nicht klar, dass etwas nicht stimmte. Und zwar ganz gewaltig nicht stimmte.
    „Wir haben hier ein Problem“, begann Harry und sah erst Kurt an, dann Jillian. „Mr Conroy hat mich darüber informiert, dass er beabsichtigt, eine Beschwerde wegen sexueller Belästigung einzureichen. Er hat einen Anwalt mit seiner Vertretung beauftragt und ist hier, um einen Vergleich vorzuschlagen, der uns allen ein Gerichtsverfahren ersparen würde.“ Harry schluckte und seine Miene verfinsterte sich noch mehr.
    Plötzlich kam es Jillian vor, als befände sie sich auf einem anderen Planeten, und das für eine gefühlte Ewigkeit. Jemand hatte ihren Freund sexuell belästigt? „Mein Gott“, stieß sie schließlich fassungslos hervor. „Warum hast du mir nichts davon erzählt, Kurt? Wer könnte dir denn so etwas antun?“
    Endlich schaute Kurt ihr in die Augen und antwortete süffisant lächelnd: „Sehr witzig, Jillian. Wirklich sehr witzig.“
    Unwillkürlich runzelte sie die Stirn. „Was geht hier vor?“ Fragend sah sie zwischen Kurt und Harry hin und her.
    Harry räusperte sich. Ihm war deutlich anzumerken, wie unangenehm ihm das war. „Mister Conroy behauptet, dass du die Schuldige bist, Jillian.“
    „Was?“, rief sie und sprang spontan vom Stuhl auf. „Was zum Teufel …?“ Sie starrte Kurt an. „Hast du den Verstand verloren?“
    „Bitte, Jillian, setz dich wieder“, forderte Harry sie auf und wandte sich gleich darauf an Kurt. „Nehmen Sie sich den Rest des Tages frei, Kurt. Ich werde mich später wieder bei ihnen melden.“
    Ohne ein Wort zu sagen oder sich noch einmal umzuschauen, stand Kurt auf und verließ das Büro des Geschäftsführers, wobei er die Tür leise hinter sich zuzog.
    Jillian sah Harry an. „Das soll wohl ein schlechter Witz sein?“
    „Ich wünschte, es wäre so, und kann es kaum erwarten, deine Version der Geschichte zu hören, Jill.“
    Fassungslos lachte sie kurz auf. „Meine Version? Harry, ich dachte, ich hätte einen Freund ! Seit ein paar Monaten treffen Kurt und ich uns auch außerhalb der Arbeit! Alles absolut in beiderseitigem Einverständnis, und es ist auch erst seit sehr kurzer Zeit …“, sie suchte nach dem richtigen Wort, „… ernster geworden! Er war hinter mir her! Und glaube mir, unsere private Beziehung hatte nichts mit dem Job zu tun! Schon lange, bevor ich zum ersten Mal mit ihm ausgegangen bin, ist er befördert worden.“
    „Du hast also heimliche Dates mit ihm gehabt?“
    „Ich würde den Begriff ‚diskret‘ bevorzugen. Vor Jahren, als die Firma noch in den Kinderschuhen steckte, habe ich selbst der Personalabteilung geholfen, die
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