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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
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betrachtete Kommandant van Heerden mit einer Mischung aus Befriedigung und Bedauern, was von White Ladies übriggeblieben war.
    »Na, haben Sie jetzt noch Zweifel, daß sie die Saboteure waren, Sergeant?« fragte er Sergeant Breitenbach.
    »Überhaupt nicht«, sagte der Sergeant. »Hier in den Ställen liegt genug Sprengstoff, um halb Piemburg in die Luft zu jagen.«
    Kommandant van Heerden verschwand schleunigst in dem Panzerwagen. Seine Stimme hörte man dumpf den Fahrer dazu antreiben, ja wie der Teufel von hier wegzufahren.
    Sergeant Breitenbach ging um den Panzer herum zur Hintertür.
    »Es ist alles in Ordnung«, teilte er dem Kommandanten mit, »es kann nichts explodieren. Jemand hat alles mit einem Wasserschlauch bespritzt.«
    »Sind Sie sicher?« fragte der Kommandant. Sergeant Breitenbach sagte, er stünde ja nicht da, wenn er’s nicht wäre, und der Kommandant kam schließlich wieder zum Vorschein und glotzte das vor sich hinqualmende Haus an. »Besser, man holt die Feuerwehr«, sagte er. »Wir wollen keine Explosionen mehr, und ich wünsche, daß so bald wie möglich die Leichen gezählt werden.«
    »Wieviele Verdächtige erwarten Sie?« fragte der Sergeant.
    »Elf reichen«, sagte der Kommandant und kletterte wieder in den Panzerwagen, um ein bißchen Schlaf zu bekommen.
    Am Eingang dessen, was einst Mrs. Heathcote-Kilkoons Heim gewesen war, wurde ihr Taxi von einem Sergeant und mehreren Wachtmeistern angehalten, die mit Maschinengewehren bewaffnet waren.
    »Tut mir leid, Madam«, sagte der Sergeant«, aber Befehl ist Befehl. Hier darf niemand rein.«
    »Aber ich wohne hier, Sergeant«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, indem sie aus den Tiefen ihrer Verzweiflung ein verführerisches Lächeln hervorzog.
    »Nun nicht mehr«, sagte der Sergeant. »Das hier ist ein Haus, in dem Sie nie mehr wohnen werden.«
    Im Fond des Taxis zog Mrs. Heathcote-Kilkoon ihren Mantel enger um sich und zitterte. Um ihren Kummer voll zu machen, bestand der Taxifahrer darauf, bezahlt zu werden, ehe er weiterführe.
    »Wie soll ich Sie denn zahlen?« flehte sie. »Alles, was ich je besaß, ist dort drin«, und sie zeigte auf die Qualmwolke, die den Nachthimmel über den Azaleen verdunkelte.
    »Sie haben gesagt, Sie würden mir den doppelten Fahrpreis bezahlen, wenn wir angekommen sind«, beharrte der Fahrer, »ich bin doch nicht den ganzen Weg für gar nichts gefahren.«
    »Aber ich habe nichts, was ich Ihnen geben könnte«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon erschöpft.
    »Na, das sehen wir mal«, sagte der Fahrer und fuhr mit dem Wagen auf die Straße zurück. Eine halbe Meile weiter fuhr er an den Straßenrand und kletterte auf den Rücksitz.
    »Ach, das ist also meine Taxe«, murmelte Mrs. Heathcote-Kilkoon, als seine rüden Hände an ihren Höschen herumfummelten.

16
    Es war typisch für Wachtmeister Els, daß seine Empfindungen, während er dem Ende von White Ladies zusah, weniger unklar waren als die des Kommandanten. Wenn er überhaupt ein Bedauern fühlte, dann das, daß seine Brandstiftung so überaus erfolgreich gewesen war. Er hatte zumindest gehofft, die Flammen würden ein paar Überlebende des Dornford Yates-Clubs ins Freie jagen, wo sie mit Leichtigkeit wie Männer oder richtiger: wie als Frauen verkleidete Männer hätten niedergeschossen werden können. Els bedauerte ganz besonders, daß sein ehemaliger Arbeitgeber sich zu zeigen versäumt hatte. Els hatte sich schon so darauf gefreut, »Eine englische Rose« mit einem Maß an langwieriger Gemeinheit ins Jenseits zu befördern, wie es seiner Meinung nach dem Colonel zukam.
    Die Asche war lange noch nicht kalt, da war Wachtmeister Els schon emsig damit beschäftigt, in der Ruine die Leichen zu zählen und sicherzustellen, daß niemand übersehen worden war. Als er damit fertig war, hatte er die geschmolzenen Überreste von Mrs. Heathcote-Kilkoons Schmuck bergen können, und nun kam ihm langsam der Gedanke, daß doch noch was fehle.
    Er stolperte in der Asche herum und zählte die Leichen ein zweites Mal.
    »Hier sind nur elf«, sagte er zu Sergeant Breitenbach, der ihm ziemlich angeekelt zusah.
    »Wen kümmert’s?« fragte der Sergeant mit Betonung.
    »Mich«, sagte Els. »Es müßten dreizehn sein.« Er rechnete nochmal im Kopf nach. »Immer noch verkehrt«, sagte er schließlich. »Es fehlt aber trotzdem einer.«
    »Wieviel Personal?« fragte der Sergeant.
    »Ich zähle keine Kaffern«, sagte Els, »ich spreche von Menschen.«
    »Und wer fehlt?«
    »Sieht aus, als
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