Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
war’s der Colonel«, sagte Els grimmig. »Gerissener Hund. Typisch für ihn zu entkommen.«
    Sergeant Breitenbach sagte, seiner Meinung nach sei das sehr vernünftig, aber er ging hinüber zu dem Schützenpanzer und klopfte an die Klappe.
    »Was ist denn jetzt los?« fragte der Kommandant schläfrig.
    »Els sagt, der Colonel ist entkommen«, sagte der Sergeant und war erstaunt über die Schnelligkeit, mit der Kommandant van Heerden reagierte.
    »Holt die Hunde«, schrie er wie von Sinnen, »holt die Hunde. Wir müssen das Schwein unbedingt fassen.« Als Sergeant Breitenbach den Befehl gab, die Dobermänner loszulassen, ging Wachtmeister Els rüber zu den Hundezwingern, und bald darauf war der kiesbestreute Vorhof mit knurrenden Polizeihunden und sabbernden Fuchshunden angefüllt, von denen jede Meute der anderen eifrig das Recht streitig machte, da zu sein. Inmitten der brodelnden Masse stand Kommandant van Heerden, entsetzt darüber, daß Mrs. Heathcote-Kilkoons zornglühender Gatte noch immer auf freiem Fuße und zweifellos von neuem Groll durchdrungen war, und versuchte, sich davor zu retten, gebissen zu werden.
    »Platz, Jason! Platz, Knurrer!« rief er in dem vergeblichen Versuch, die Zauberformel zu wiederholen, die in dem kleinen Tal so gut funktioniert hatte. Hier war sie weniger erfolgreich. Mit ihren Privatangelegenheiten beschäftigt, knurrten die Hunde und schnappten in einem sich immer schneller drehenden Wirbel von Verwechslungen nach einander, so daß der Kommandant allmählich überzeugt war, er werde totgebissen, als Els endlich auf seinem Gaul daher geritten kam und Mrs. Heathcote-Kilkoons Braunen am Zügel führte. Der Kommandant kletterte dankbar in den Sattel und sah sich um.
    »So könnte man mich sicher für’n MFHDP halten«, sagte er stolz. Els, der überlegte, ob MFH nun >Mobiles Feldhospital< oder >Meister der Fuchshunde< bedeute, stieß ins Horn, und die Jagd setzte sich durch das Tor und über die Felder in Bewegung.
    »Und was heißt DP?« fragte er, während sie folgten.
    Der Kommandant sah ihn gereizt an. »Der Polizei natürlich«, sagte er, trieb den Braunen zur Eile an und galoppierte hinter der Meute her, die den Duft der »Englischen Rose« schon in der Nase hatte. Aus Chanel No. 5 und Anissamen gemischt, war er völlig unverwechselbar. Sogar die Dobermannpinscher, die drohend hinter den Fuchshunden hersetzten, hatten ihn aufgenommen. Im Licht der frühen Morgendämmerung beschleunigten sie den Schritt.
    Das tat auch Colonel Heathcote-Kilkoon, der durch den Schlaf nicht in dem Maße von den Blähungen befreit worden war, daß er sich aus der hartnäckigen Umschlingung des Korsetts seiner Frau hätte lösen können. Während er in dem verzweifelten Versuch, diese gräßlichen Sachen loszuwerden, durch das Dickicht stolperte, hörte er Elsens Horn und deutete seine Botschaft richtig. Als die ersten Fuchshunde eine Meile entfernt am Horizont auftauchten, brach der Colonel aus der Deckung hervor und rannte auf den Fluß zu. Beim Laufen streute er die weniger anhänglichen Accessoires der »Englischen Rose« in die Gegend. Das Kleid aus blaß rosa Georgette samt Glockenärmeln, der Florentinerhut und die Minaturschürze flatterten hinter ihm auf dem Feld herum, pathetische Überreste eines imperialen Traums. Am Flußufer zögerte der Colonel, ehe er sich in die Fluten warf. »Muß den Geruch loswerden«, dachte er, während er untertauchte und sich vom Strom flußabwärts treiben ließ.
    »Er ist uns durch die Lappen gegangen«, schrie Els, als sich die Hunde um die verstreuten Kleidungsstücke drängten.
    »Das sehe ich«, sagte der Kommandant, der die rosa Fetzen ziemlich angeekelt betrachtete. »Sind Sie sicher, daß es nicht Major Bloxham ist?« fragte er. »Er sagte, er trägt immer Pink.«
    Aber Els war mit den Hunden bereits unten am Fluß und schnupperte in die Luft. »Er ist da lang«, sagte er schließlich und zeigte flußabwärts. Dann stieß er in sein Horn und machte sich entlang dem Flußufer auf den Weg. Kommandant van Heerden folgte langsam.
    Die Sonne war aufgegangen, und mit ihr kam den Kommandanten mit einem mal ein Bedauern an. Es bestand nun kein Anlaß mehr zur Eile. Els war auf der Spur und hatte Blut gerochen, und aus langer Erfahrung wußte der Kommandant, daß er nie aufgeben würde. Außerdem bestand jetzt kein Zweifel mehr, daß er vor BOSS sicher sei. Verkramps falsche Beurteilungen lagen unter den Trümmern von White Ladies begraben, und niemand würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher