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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
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nun noch die erfolgreiche Behandlung der Angelegenheit durch den Kommandanten in Frage stellen, da er elf Leichen und drei Zentner Sprengstoff vorzuweisen hatte, die alles bewiesen. Er fühlte sich endlich sicher, und mit diesem Gefühl der Sicherheit kehrte sein Wunsch zurück, den Gentleman herauszukehren. Angejahrte, als Frauen verkleidete Colonels durch die Landschaft zu jagen, war gewiß keine Beschäftigung für einen Gentleman. Das hatte doch was leicht Niederträchtiges an sich. Mit einem letzten Blick auf die schwanzlosen Hinterteile der Dobermänner, die drohend zwischen den Weidenbäumen umherglitten, wendete der Kommandant seinen Braunen und ritt langsam zum Haus zurück. Unterwegs traf er Sergeant Breitenbach in einem Schützenpanzer, und mit neu erwachter Ritterlichkeit zeigte er in die völlig falsche Richtung. »Da sind sie lang«, rief er und sah den Sergeant über die Hügel entschwinden. Weit unten am Fluß stieß Els in sein Horn, und der Kommandant meinte, den Schrei »Gefunden!« zu hören. Dem folgte Hundegekläff.
    Auf dem Rücksitz der Taxe hatte Mrs. Heathcote-Kilkoon die Nacht damit zugebracht, zu beobachten, wie sich der Nachthimmel über den Schultern des Taxifahrers allmählich rötete, und sie hatte so erregt darauf reagiert, daß er der Überzeugung war, sie genieße ungeheuer, was er machte. Als der glühende Widerschein am Himmel nachließ, ließen auch Mrs. Heathcote-Kilkoons Zuckungen nach, und der Taxifahrer schlief ein. Während sie sich von ihm losmachte und aus dem Auto stieg, kam ihr in den Sinn, seine Taschen nach Geld zu durchsuchen, aber sie verwarf den Gedanken wieder. Im Haus war mehr zu holen. Als die Panzerwagen auf der Jagd nach ihrem Mann aus dem Hof rollten, zog Mrs. Heathcote-Kilkoon ihr Kleid zurecht, kletterte durch die Hecke und ging zu dem Haus hinauf. Der rußgeschwärzte Schutthaufen erinnerte sie nur noch wenig an Vergangenes. Und Mrs. Heathcote-Kilkoon beschäftigte sich sowieso mehr mit der Zukunft. Sie hatte die Vorstädte Südlondons nicht für die Gefahren und Unbequemlichkeiten des Lebens in Afrika verlassen, um gar nichts davon zu haben. Sie stieg die Stufen hinauf, die der Schauplatz so vieler Begrüßungen gewesen waren und auch jetzt noch etwas von ihrer alten Wärme hatten, und warf einen Blick über die Trümmer. Dann trat sie vorsichtig zwischen ihre alten Freunde, bahnte sich ihren Weg zu ihrem Schlafzimmer und begann, in der Asche zu buddeln.
    Als Colonel Heathcote-Kilkoon den Klang des Hornes vernahm, stieg er aus dem Fluß und verschwand zwischen den Bäumen. Er stolperte durch das Unterholz und befand sich fünf Minuten später am Fuße einer steilen Klippe. Hier kam er nicht weiter. Hinter ihm, am jenseitigen Flußufer, wurde das Gekläff der Hunde immer unüberhörbarer. Atemlos lauschte der Colonel einen Augenblick, dann drehte er sich um und suchte nach einer Stelle, wo er sich verstecken könnte. Er fand sie in einem Feldüberhang. Er kroch hinein und fand sich in einer Art Höhle wieder, dunkel und tief und mit einem engen Eingang. Wenn er den nur verrammeln könnte, dachte er, und mit einer Geistesgegenwart, die recht spät in ihm erwachte, war er im nächsten Moment wieder draußen im Hellen und mühte sich mit einem Dornbusch herum, der sich resolut dagegen zur Wehr setzte, mit den Wurzeln ausgerissen zu werden. Der Lärm der Meute unter ihm schien näherzukommen, und durch dieses Gefahrenzeichen angespornt, zog der Colonel den Busch aus der Erde, eine Leistung, die, hätte er nicht das Korsett seiner Frau angehabt, ihn sicherlich zerrissen hätte. Er kroch wieder zurück in das Loch und zog den Dornbusch hinter sich her. Der müßte sie eigentlich abhalten, dachte er grimmig und kroch ins Dunkle, blind gegen die Malereien anderer Jagden, die von den Wänden der Höhle schimmerten.
    Am Flußufer zogen Wachtmeister Els und die Meute die Luft in die Nasen. Nichts deutete darauf hin, welchen Weg ihre Beute genommen hatte. Els überlegte, was er in der Lage des Colonel getan hätte, und kam zu dem Schluß, er würde sich am gegenüberliegenden Ufer ins Dickicht geschlagen haben. Er trieb seinen Klepper vorwärts ins Wasser und durchquerte den Fluß, während die Meute ihn umschwärmte. Wenige Minuten später hatten die Leithunde die Fährte wieder aufgenommen und folgten einer Spur zwischen den Bäumen. Els schob sich ihnen nach durch das Dickicht und kam auf einer Lichtung heraus, wo die Meute um einen Dornbusch herum Laut gab, der auf
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