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0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

0359 - Die Teufelsvögel von Bombay

Titel: 0359 - Die Teufelsvögel von Bombay
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Diesmal dürfte uns wohl keine Klimaumstellung zu schaffen machen«, schmunzelte Professor Zamorra. Er lehnte an der offenen Balkontür des Hotelzimmers und sah auf das beeindruckende Häusermeer hinaus. Das Zimmer befand sich in der obersten Etage des »Imperial«, das immerhin die meisten anderen Bauten Bombays weit überragte. Eigentlich hatte Zamorra ein Zimmer mit Blick über den Hafen und auf das Meer hinaus haben wollen, aber das hatte dann doch nicht geklappt. Nun, sie waren nicht im »Imperial«, um sich Stadt oder Meer anzusehen, sondern um hier zu übernachten.
    Vor ein paar Tagen waren sie noch im Herzen Mexikos gewesen. Kaum hatten sie sich an das dortige Klima und die dünne Hochlandluft gewöhnt, als es schon weiterging; Zamorra selbst hatte den Termin in Bombay schon vergessen gehabt, als Nicole Duval, seine Lebensgefährtin, Mitstreiterin und »Zusatzgedächtnis« ihn daran erinnerte. »Du hältst eine Gastvorlesung an der Universität im Bombay«, hatte sie gesagt. »Hoffentlich weißt du überhaupt noch, worüber du referieren willst.«
    Zumindest an das erinnerte er sich nun wieder. Vor gut einem halben Jahr hatte er das Angebot angenommen, eine Gastvorstellung über »Dämonologie des Abendlandes« zu halten; für eine indische Universität, die sich noch dazu eigentlich überhaupt nicht mit Parapsychologie befaßte, ein ungewöhnliches Thema. Aber das Honorar war verlockend, und so hatte Zamorra zugesagt.
    Nun waren sie hier. Es war kaum weniger heiß als in Mexiko, nur die Luft war etwas dichter. So entfiel das Umgewöhnen an eine andere Klimazone. Allerdings hatten sie keinen Abstecher mehr nach Frankreich zum teilzerstörten Château Montagne oder nach England machen können, wo Zamorra seine Unterlagen aufbewahrte. Er war allerdings so firm auf seinem Gebiet, daß er die Vorlesung nach Stichworten aus dem Stegreif halten konnte. Zumindest traute er sich das zu.
    »Wahrscheinlich wird ohnehin das letzte Viertel der vorgesehenen Zeit für eine Diskussion draufgehen«, sagte er. »Aber das werde ich noch mit den zuständigen Leuten absprechen.«
    »Wann?« fragte Nicole knapp.
    Zamorra sah auf die Uhr. Es war früher Nachmittag. »Ich weiß nicht, ob man in der Hochschulverwaltung und in den Dekanaten jetzt noch ansprechbar ist…«
    »Ich rufe einfach mal dort an«, sagte Nicole und griff bereits nach dem Hörer des Zimmertelefons. »Entweder sie haben heute noch Zeit für dich, oder sie werden dir morgen einen Termin geben. Die Vorlesung an sich findet ja erst morgen abend statt.«
    »Dann weißt du mehr als ich«, sagte Zamorra überrascht. »Ich dachte, der genaue Zeitpunkt, die Uhrzeit, sei damals im Vertrag noch nicht festgelegt worden.«
    »Ist sie auch nicht - nur ein grober Richtwert. Nämlich abends. Ob das nun aber siebzehn, achtzehn oder zwanzig Uhr bedeutet, muß erst noch geklärt werden. Und deshalb rufe ich jetzt da an.«
    Zamorra nickte. Während Nicole zu telefonieren begann, ließ er sich mit einem Glas Fruchtsaft in einen Sessel fallen. Die Balkontür ließ er offen, auch wenn die Klimaanlage des Zimmers dadurch zusätzliche Mehrarbeit bekam.
    Zamorra lauschte, wie Nicole sprach, zuhörte und wieder sprach. Schließlich legte sie auf. »In einer Dreiviertelstunde sollten wir uns einmal sehen lassen«, erklärte sie. »Werfen wir uns also in Schale, bestellen ein Taxi und fahren zur Uni.«
    »Hm«, machte der Parapsychologe und Dämonenjäger. »Dann muß ich mir ja direkt schon einmal ein Konzept für das Vorgespräch einfallen lassen…«
    Wenig später waren sie im dichten Verkehrsgewühl Bombays unterwegs.
    ***
    Bianca Brentshaw sah in weit aufgerissene Augen. Tirsa Sambhol zitterte förmlich vor Angst. Dan Ferguson murmelte eine Verwünschung. Aber damit änderte er auch nichts an den Dingen.
    Sie waren Gefangene.
    Seit etwa zwölf Stunden hatten sie das Tageslicht nicht mehr gesehen. Die beiden Engländer und die Inderin waren bei einem ihrer Ausflüge überfallen und hierher verschleppt worden, in ein Höhlensystem, das scheinbar keinen Ausgang mehr zu haben schien.
    Bianca Brentshaw und Dan Ferguson waren auf ihrer Urlaubsreise. In Bombay hatten sie Tirsa Sambhol persönlich kennengelernt, mit der Bianca schon fast zwei Jahre lang in Briefkontakt stand. Tirsa hatte ihnen die Umgebung zeigen wollen. Sie waren hierhin und dahin und dorthin gefahren, hatten sich die Stadt angeschaut, das Umland, einen verborgenen Tempel in den Bergen - und dabei waren sie überfallen
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