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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
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fehlte das Feingefühl des Kommandanten. Er lief pflichteifrig die Treppe hinauf in die Ruine und fuchtelte mit irgendwas dem Kommandanten vor dem Gesicht herum.
    »Kucken Sie doch mal. Ist der nicht toll?« rief er. Kommandant van Heerden schloß vor Entsetzen die Augen.
    »Um Gottes willen, Els. Hier ist weder Ort noch Stunde…«, schrie er wie von Sinnen, aber Els hatte ihm schon Wangen und Stirn mit Blut besudelt.
    »Sie sind ganz blutig«, rief er, »Sie sind ganz blutig.«
    Außer sich sprang der Kommandant auf.
    »Du Schwein«, brüllte er, »du dreckiges Schwein.«
    »Ich dachte, Ihnen gefällt die Rute«, sagte Els, Verwirrung in der Stimme. Es war deutlich zu sehen, daß er durch die Ablehnung seines Angebots an den Kommandanten tief gekränkt war. Das war, so schien es, auch Mrs. Heathcote-Kilkoon. Als sich der Kommandant zu ihr umdrehte, um sich für Elsens schreckliche Entgleisung zu entschuldigen, kam die Witwe des Colonel eben mühsam auf die Beine.
    »Das ist meins, du Dieb«, kreischte sie und ging auf Els los. »Du hattest kein Recht, es dir zu nehmen, ich will’s wiederhaben«, eine Forderung, deren Berechtigung der Kommandant zugeben mußte, obwohl er zugleich bedauerte, daß Mrs. Heathcote-Kilkoon sie wirklich durchzusetzen wünschte.
    »Gib’s ihr wieder«, schrie er Els an, »es gehört rechtmäßig ihr«, aber ehe Els ihr sein gräßliches Souvenir aushändigen konnte, hatte Mrs. Heathcote-Kilkoon, die offenbar auf eine handgreiflichere Wiedergutmachung des Verlustes ihrer ehelichen Rechte aus war, sich auf den Wachtmeister gestürzt und zog an seinen Hosen.
    »Du lieber Gott«, rief der Kommandant, als Els rücklings in die Trümmer fiel.
    »Hilfe«, schrie Els, den offenbar, was ihre Absichten anging, derselbe Verdacht peinigte.
    »Es ist meins«, kreischte Mrs. Heathcote-Kilkoon und krallte sich an Eisens Hose. Kommandant van Heerden schloß die Augen und versuchte, damit auch Els’ Schreie auszuschließen.
    »Daß es so weit kommen mußte«, dachte er, und versuchte, diesen neuerlichen Beweis weiblicher Furie mit dem freundlichen Bilde Mrs. Heathcote-Kilkoons in Einklang zu bringen, das er bislang im Busen genährt hatte, als die Witwe des Colonel mit einem Triumphgeheul wieder auf die Beine kam. Der Kommandant machte die Augen auf und blickte auf den seltsamen Gegenstand in ihrer Hand. Es war nicht, wie er dankbar feststellte, was er befürchtet hatte. Mrs. Heathcote-Kilkoon hatte einen dunklen Metallklumpen in der Hand, in dessen unförmiger Oberfläche hier und da große funkelnde Steine leuchteten. So ineinander verschlungen und verschmolzen sie auch waren, erkannte der Kommandant dennoch in Resten die Juwelen Mrs. Heathcote-Kilkoons wieder. Den großen Klumpen an ihre Brust gepreßt, sah sie wieder wie die Frau aus, die er gekannt hatte.
    »Meine Lieblinge«, winselte sie, und ihre Stimme strahlte vor wahnsinniger Freude, »meine kostbaren Lieblinge.«
    Der Kommandant drehte sich streng zu Els um, der immer noch, von seiner neuesten Erfahrung arg mitgenommen, hingestreckt auf dem Bauch lag.
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nichts klauen?« fragte er. Els lächelte schwach und stand auf.
    »Ich hab’ mich nur um sie gekümmert«, sagte er als Erklärung.
    Der Kommandant wandte sich ab und folgte Mrs. Heathcote-Kilkoon die Treppe hinunter.
    »Haben Sie einen Wagen da?« fragte er besorgt. Mrs. Heathcote-Kilkoon schüttelte den Kopf.
    »Dann schicke ich nach einem Taxi«, sagte der Kommandant.
    Von neuem ließ eine Blässe Mrs. Heathcote-Kilkoon erbleichen.
    »Sie machen Witze«, murmelte sie, dann fiel sie ihm ohnmächtig in die Arme.
    »Armes Ding«, dachte der Kommandant, »das war alles zu viel für sie.« Er hob sie auf und trug sie sanft zu einem Schützenpanzer hinüber. Als er sie auf den Boden legte, bemerkte er, daß sie noch immer den Metallklumpen in der schlaffen Hand hielt.
    »Der britische Trotzkopf«, dachte er und schloß die Panzerklappe.
    Als der Polizeikonvoi White Ladies endlich verließ, hatte Mrs. Heathcote-Kilkoon sich soweit erholt, daß sie aufrecht sitzen konnte. Sie war ohne Frage noch immer niedergeschmettert von der Wende in ihrem Geschick, und der Kommandant brachte das Thema taktvollerweise nicht zur Sprache. Statt dessen beschäftigte er sich mit der Durchsicht irgendwelcher Papiere und ging in seinen Überlegungen Dinge durch, die er noch zu erledigen hatte.
    Er hatte Sergeant Breitenbach mit einer kleinen Mannschaft dagelassen, um
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