Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
er.
    »Doch doch«, sagte Verkramp.
    »Es gibt immer noch ‘ne Chance, sich anders zu besinnen«, sagte der Kommandant.
    »Doch doch«, sagte Verkramp.
    »Na, ich will verdammt sein«, murmelte der Kommandant. »Sie ändern Ihre Entschlüsse aber ganz schön schnell.«
    »Doch doch«, sagte Verkramp. In dem Moment kam die Schwester mit dem Ring zurück.
    »Fällt er oft in diesen >Doch doch<-Trott?« fragte der Kommandant, als er den Ring in seine Tasche gleiten ließ.
    »Das ist eine neue Behandlung, die sich Dr. von Blimenstein ausgedacht hat«, teilte ihm die Schwester mit. »Sie heißt CARS.«
    »Das hatte ich mir gleich gedacht«, sagte der Kommandant.
    »Chemisch ausgelöstes Repetitionssyndrom«, erklärte die Schwester.
    »Doch doch«, sagte Verkramp.
    »Großer Gott«, sagte der Kommandant, dem plötzlich die volle Bedeutung der Behandlung klar wurde. Falls es Dr. von Blimenstein gelingen sollte, Verkramp durch eine chemisch ausgelöste Hypnose gegen seinen Willen vor den Altar zu bekommen und dort in einem fort »Doch doch« sagen zu lassen, konnte sie alles erreichen. Kommandant van Heerden sah im Geiste schon das Ergebnis vor sich. Hunderte unschuldiger und angesehener Bürger konnten dazu gebracht werden, Sabotage, die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei, ihre Ausbildung im Guerillakampf und jedes xbeliebige Verbrechen zu gestehen, das einem nur einfiel. Schlimmer noch, Dr. von Blimenstein war nicht die Sorte Frau, die zögern würde, wenn’s dahin kam, die Karriere ihres Mannes mit derart zweifelhaften Machenschaften zu befördern. Der Kommandant dachte gerade über diese neuerliche Bedrohung seiner Position als Polizeichef nach, als die Braut mit dem Krankenhauspfarrer und einer Schar Patientinnen eintraf, die sie als Brautjungfern aufgetrieben hatte. Aus einem Tonbandgerät erscholl der Hochzeitsmarsch, und der Kommandant drückte Verkramp rasch den Ring in die Hand und verließ das Zimmer. Er hatte nicht die Absicht, als Trauzeuge bei einer Hochzeit zu fungieren, die das Ende seiner eigenen Karriere bedeutete. Er ging hinaus auf den Exerzierplatz, schlenderte niedergeschlagen zwischen den Irrenhausinsassen umher und verfluchte die Ironie eines Schicksals, das ihn vor den Folgen von Verkramps gezielten Versuchen, ihn aus dem Amt zu drängen, bewahrt hatte, nur um ihn nun zu zerschmettern. Es wäre besser gewesen, Verkramp die Suppe auslöffeln zu lassen, die er sich mit den Aktivitäten seiner Geheimagenten eingebrocht hatte, als ihn Dr. von Blimenstein heiraten zu lassen. Der Kommandant überlegte gerade, ob er daran noch was ändern könne, auch wenn’s reichlich spät war, als er einen kleinen Tumult vor der Hypnotherapie bemerkte. Dr. von Blimenstein wurde weinend aus der Behelfskapelle geführt.
    Kommandant van Heerden eilte hinüber.
    »Irgendwas falsch gelaufen?« fragte er begierig.
    »Er hat >Doch doch< gesagt«, erklärte die Schwester. Dr. von Blimenstein weinte hemmungslos.
    »Aber ich dachte, das sollte er«, sagte der Kommandant.
    »Aber nicht, als der Pfarrer fragte, ob jemand anwesend sei, der irgendwelche Gründe kenne, warum die zwei nicht im Bund der heiligen Ehe vereint werden dürften«, erklärte die Schwester. Ein breites Grinsen lief dem Kommandanten übers Gesicht.
    »Naja«, sagte er heiter, »Verkramp wußte also offenbar doch noch, was er wollte.« Er gab der untröstlichen Braut einen Klaps auf den Po, und mit den Worten: »Man kann nicht alles haben«, ging er zurück in das Krankenzimmer, um dem Ex-Bräutigam zu gratulieren.
    Mit Wachtmeister Els lagen seine Schwierigkeiten ganz anders. Der Telefonanruf des Präparators am Piemburger Museum befand sich an der Kippe zur blanken Hysterie.
    »Er wollte, daß ich ihn ihm ausstopfe«, erklärte der Präparator dem Diensthabenden.
    »Was ist daran verkehrt, einen Fuchsschwanz ausstopfen zu lassen?« fragte der Sergeant, der nicht verstand, worum es bei dem ganzen Getue ging.
    »Aber ich sage Ihnen doch, es war kein Fuchsschwanz. Es war das Exemplar eines richtigen Phallus«, schrie der Präparator.
    »Welches Falles denn?« fragte der Sergeant.
    »Keines Falles. Eines richtigen Phallus.«
    »Sie hören sich nicht sehr logisch an, glauben Sie mir«, sagte der Sergeant.
    Der Präparator holte tief Luft und versuchte es nochmal. Schließlich stellte der Sergeant zum Kommandanten durch, der ganz genau wußte, wovon der Mann redete.
    »Kein Grund zur Besorgnis«, sagte er beschwichtigend, »ich nehme die Sache sofort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher