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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Becker
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1
    Manchmal zeigt sich das Leben
    von seiner härtesten Seite,
    doch minütlich grüßt das Happy End …
    Wohnung Emma
    Innen/Nacht
    Julia Roberts sah freudestrahlend aus dem Fenster auf die Straße, Emma hingegen schniefte traurig. Und dass Richard Gere kurz darauf zu den Klängen von »La Traviata« durch das Dach seiner Limousine kletterte und mit einem Rosenstrauß zwischen den Zähnen die Feuerleiter zu seiner Liebsten erklomm, konnte sie durch den Tränenschleier kaum noch erkennen. Als Edward und Vivian sich schließlich in luftiger Höhe gegenüberstanden, schnäuzte sie sich geräuschvoll.
    »Und was passiert, nachdem der Prinz die Prinzessin aus dem Turm gerettet hat?«, fragte Richard Gere Julia Roberts, und Emma kannte deren Antwort seit ziemlich genau fünfzehn Jahren.
    »Die Prinzessin rettet daraufhin sein Leben.«
    Gab es ein schöneres Happy End für eine Liebesgeschichte als das aus dem Kinofilm Pretty Woman? Nun, vielleicht höchstens noch den Schluss des Streifens Notting Hill , der um einiges jünger, aber deswegen nicht weniger romantisch war.
    Emma wischte sich mit dem fein bestickten Taschentüch lein ihrer Großmutter über die Augen – unzählige Male schon hatte es Emmas Herzschmerz-Tränen getrocknet. Dann wechselte sie die DVD und spulte vor, bis auf dem Display exakt 1.35.40 angezeigt wurde.
    Genau in diesem Moment sagte Anna zu William: »Ich müsste heute wieder abreisen, aber ich dachte, wenn ich es nicht tue, würdest du vielleicht nichts dagegen haben, wenn wir uns ab und zu sehen? Oder auch ein paar Mal öfter. Ich dachte, vielleicht hättest du mich wieder gern.« Seine ablehnende Antwort ließ zunächst keine Chance auf ein glückliches Ende vermuten, was Emma erneut die Tränen in die Augen trieb.
    Zu oft schon hatte sie selbst ähnliche Situationen erlebt. Zu oft war sie von Männern, für die sie geschwärmt hatte, rüde zurückgewiesen worden. Und zu oft schon hatte es in ihrem Leben so gar nicht nach einem Happy End ausgesehen – und das, obwohl sie erst achtundzwanzig war. Vielleicht sah sie deshalb besonders gerne die letzten Minuten ihrer allerliebsten Liebesfilme in Endlosschleife. Um zu vergessen, dass das eigene Happy End schon seit sehr langer Zeit auf sich warten ließ. Vor ziemlich genau einem Jahr war die letzte dieser Zwei-Monats-Beziehungen in die Brüche gegangen, von denen sie in der Hoffnung auf den Mann ihres Lebens schon viel zu viele hinter sich gebracht hatte. Und seitdem herrschte absolute Funkstille.
    Wie gern wäre sie einmal einem Mann begegnet, der wirklich etwas Besonderes war. Und der vor allem auch das Besondere an ihr erkannte. Nun gut, solche Männer gab es nicht wie Sand am Meer, aber einen einzigen hätte das Schicksal ihr nach all den Jahren so langsam mal liefern können. Gut aussehen sollte er schon … Kreativ und selbstbewusst sollte er sein. Kein Jüngelchen, sondern ein richtiger Mann.
    Auf dem Fernsehbildschirm hauchte nun Anna Scott alias Julia Roberts: »Vergiss nicht: Ich bin doch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben.« Sie sah dabei richtig klein und hilflos aus. So wie Emma sich fühlte, nachdem ihr die Chefin heute Nachmittag mal wieder eine Standpauke gehalten hatte. Ein Häufchen Elend in Rock und Strickjäckchen und mit Handtasche.
    Die Kolleginnen hätten sich von den Vorwürfen der Atelierinhaberin vielleicht nicht jedes Mal so deprimieren lassen. Doch Emma hatte von allen Mitarbeiterinnen bei Weitem die meisten Probleme mit Frau Stich. Was vermutlich auch daran lag, dass ihre Eigeninitiative der Chefin von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen war. Als sie nach der Gesellenprüfung die Stelle im Atelier »Kreuzstich« antrat, stellte sich sehr bald heraus, dass Meisterin und Angestellte sehr unterschiedliche Auffassungen von Zusammenarbeit vertraten. Emmas Vorschläge zur Veränderung und Weiterentwicklung eingeführter Schnittmuster blockte die Chefin grundsätzlich ab, ohne auch nur eine Minute zuzuhören. Stattdessen teilte sie ihr nach und nach immer öfter die unbeliebten oder unkreativen Arbeiten zu, um bloß keine noch so kleine neuartige Idee in Emmas Kopf entstehen zu lassen.
    Vor Emmas innerem Auge tauchte jetzt Frau Stichs akkurat geschminktes, ernstes Gesicht mit dem strengen Haarknoten auf, und in den Ohren klang ihr erneut die unerbittliche Stimme, die sie so gut wie nie lobte, sondern immer nur zur Ordnung rief.
    »Sie blockieren die Overlock ja regelrecht«, hatte sie ihr
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