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Zweite Chance - zu dritt

Zweite Chance - zu dritt

Titel: Zweite Chance - zu dritt
Autoren: MELISSA MCCLONE
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1. KAPITEL
    Kate Malone stand auf dem Gehweg vor der Anwaltskanzlei und starrte auf die große gläserne Eingangstür. Sie hatte noch ein paar Minuten Zeit, also nur keine Eile.
    Abwesend wandte sie ihr Gesicht dem wolkenlosen, blauen Himmel zu, und die warme Frühlingssonne streichelte ihr die Haut. „Sonnenküsse“ hätte Susan jetzt dazu gesagt.
    Susan.
    Der ungewöhnlich warme Apriltag erinnerte Kate an ihre College-Abschlussfeier vor acht Jahren. Für sie war die Verleihung der Urkunde damals nur der nächste Schritt auf der Karriereleiter gewesen, ein weiterer Punkt auf der Liste, den sie abhaken konnte. Susan jedoch hatte jeden Augenblick der Zeremonie in der schweißtreibenden Hitze genossen. Sie war über das Podium gehüpft und hatte allen glücklich mit ihrem Diplom zugewinkt.
    So war sie immer gewesen, hatte jeden Augenblick ganz intensiv gelebt. Kate musste lächeln. Und gleich darauf spürte sie wieder den würgenden Kloß im Hals. Susan ist tot.
    Weil ein entgegenkommender Fahrer vor zwei Tagen hier in Boise, Idaho, an seinem Steuer eingenickt und frontal mit Susans Wagen zusammengestoßen war.
    Wieder kamen Kate die Tränen. Wie konnte Susan denn tot sein? Sie war doch so lebendig gewesen, genau wie ihr liebevoller Ehemann Brady und ihre süße kleine Tochter Cassidy. Alle drei waren bei dem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen.
    Kate schluckte krampfhaft. Jetzt bloß nicht weinen. Sie durfte sich nicht gehen lassen, sie hatte nicht mal ein Taschentuch! Und es war der allerschlechteste Zeitpunkt dafür. Vor ihr lag der Termin mit Susans und Bradys Anwalt und Testamentsvollstrecker, da hieß es Haltung wahren. Später, in ihrem Hotelzimmer, konnte sie zusammenbrechen. Aber nicht vorher.
    Sie riss sich zusammen, stieß eine der beiden Glas-Schwingtüren auf und betrat das Gebäude. Ein Schwall kühler Luft aus der Klimaanlage kam ihr entgegen, und auf ihren Armen bildete sich sofort eine Gänsehaut. An der Rezeption war kein Mensch zu sehen, und schon dieses kleine Detail drohte ihre mühsam errungene Fassung wieder zunichtezumachen. Wenn das Ganze nur schnell vorüberging!
    „Kate?“
    Beim Klang der vertrauten Männerstimme erstarrte sie. Jared. Sie wäre ihm lieber nicht begegnet, nicht gerade jetzt. Vielleicht auch nie mehr. Trotzdem wandte sie unwillkürlich den Kopf in seine Richtung.
    Jared erhob sich aus einem der herumstehenden Ledersessel, und Kate stockte bei seinem Anblick der Atem. Vor fünf Jahren, als Brady und Susan sie einander vorgestellt hatten, war Jared Reed ihr Traummann gewesen – und der jeder anderen Frau. Inzwischen sah er sogar noch besser aus. Kates Herz schlug schneller. Wenn sie ihn nur nicht immer noch so attraktiv fände!
    Er trug einen grauen Maßanzug und die gemusterte Seidenkrawatte, die sie ihm zu seinem einunddreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Das markante Kinn und die nicht ganz gerade Nase – ein Überbleibsel von einem Snowboard-Unfall als Teenager – gaben seinem Gesicht etwas Raues, Männliches. Mit den langen Wimpern und den vollen Lippen wirkte es sehr attraktiv. In den letzten drei Monaten war sein Haar erstaunlich lang geworden. Sonst hatte er es immer sehr kurz getragen, doch der ungezähmte, wellige Look stand ihm noch viel besser.
    Das kann dir ja jetzt egal sein, sagte sich Kate. Fast.
    Jared sah sie aus seinen grünbraunen Augen forschend an, während er rasch auf sie zukam. „Wie geht’s dir?“, fragte er.
    „Ich … ich …“ Die Stimme versagte Kate, und ein Tränenschleier trübte ihr die Sicht. Oh nein! Sie wollte nicht, dass er sie in diesem aufgelösten Zustand sah.
    Verzweifelt blinzelte sie ein paarmal verzweifelt.
    „Es tut mir so leid, Katie.“ Im nächsten Augenblick stand Jared vor ihr und küsste sie sanft auf die Stirn. „So leid.“
    Es fiel ihr ohnehin schwer, ihm gegenüber gleichgültig zu bleiben, aber seine zärtliche Geste und die einfachen, aufrichtigen Worte brachten ihre Abwehr endgültig ins Wanken. Unwillkürlich lehnte sie sich an ihn und atmete den vertrauten, sauberen Duft nach Seife ein. Seine breite Brust fühlte sich so tröstlich an.
    Bleib auf Abstand, sagte ihr der gesunde Menschenverstand.
    Aber Kate wollte nicht auf ihren Verstand hören. In diesem Augenblick war ihr alles egal. Jared wusste, was sie in diesen Tagen durchmachte. Ihm ging es vermutlich genauso.
    „Ach, Jared“, flüsterte sie. „Es ist so …“
    Er legte die Arme um sie und ergänzte leise: „…
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