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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau?
Autoren: Lutz Jäncke
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Vorwort
    Mit Mozart-CDs zum intelligenten Kind? Führt intensivierter Musikunterricht zum «explosionsartigen» Anstieg der Intelligenz? Mit Musik schneller lernen? Oder mit Musik der Alzheimer-Krankheit vorbeugen?
    Das sind Fragen, die in den letzten 15 Jahren die Öffentlichkeit bewegt haben und die anhaltend heiß diskutiert werden. Startschuss war der «Mozart-Effekt», der die vorübergehende Verbesserung von räumlichen Intelligenzleistungen nach dem Hören einer Klaviersonate von Mozart zu belegen schien. Seither sind hunderte von guten und weniger guten Arbeiten zur Wirkung von Musik auf Intelligenzleistungen, auf Gedächtnis, auf Hirnvernetzung und auf die Hirnstruktur erschienen. Wie steht es aber wirklich mit der «Macht der Musik?»
    Lutz Jäncke, einer der Forscher der ersten Stunde auf dem Gebiet der «Musik-Neurowissenschaft», beantwortet diese Fragen kurzweilig, aber dennoch umfassend und kompetent. Seit Beginn der 1990er-Jahre befasst er sich mit den Themen des Buches. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die selbst von Grund auf die Forschung auf diesem Gebiet vorangetrieben, mühsam die Methoden entwickelt und kritisch die Befunde überprüft, verworfen und bestätigt haben. Kurz, Lutz Jäncke ist im wahren Sinne des Wortes ein «intimer Kenner der Materie».
    An dieser intimen Kenntnis des Themas lässt Lutz Jäncke den Leser teilhaben. Er erklärt in vorbildlicher Weise sehr komplizierte Sachverhalte in klarer Sprache, er versteht es meisterhaft, durch Vergleiche und Bilder Abstraktes anschaulich zu machen, und er erzieht den Leser zur kritischen Analyse der Fakten, ohne als Oberlehrer aufzutreten.
    In dem Buch lernt der Leser nicht nur die vielfältigen Wirkungen von Musik auf Intelligenzleistungen, auf Gedächtnis, auf das Lernen, auf Emotionen, auf Hirnvernetzung und Hirnstruktur richtig zu einzuschätzen. Es wird nicht nur – endlich einmal fundiert und auch kritisch – die These «Musik macht schlau» auf Herz und Nieren geprüft, sondern dieses Buch ist auch ein Buch über die Methoden der Psychologie und der Hirnforschung.
    Ein Beispiel dafür: So ganz nebenbei erfährt der Leser, dass die Ergebnisse von Forschung nur dann wirklich zählen, wenn anerkannte Experten die Durchführung der Experimente und die Analyse und Deutung der Ergebnisse überprüft haben. Dies geschieht in dem «Peer-Review»- Verfahren der internationalen Zeitschriften. Eine Untersuchung wird indiesen angesehenen Fachjournalen nur dann veröffentlicht, wenn sie die strenge Prüfung überstanden hat. Es ist ein Grundsatz des wissenschaftlichen Arbeitens, dass durch gegenseitiges kollegiales Überprüfen der Arbeiten die Qualität und Stichhaltigkeit der Ergebnisse sicher gestellt wird oder Schwachstellen durch Kontrollexperimente korrigiert werden.
    Viele Untersuchungen zur Wirkung von Musik haben diese Hürde nicht genommen, werden aber trotzdem von den Medien weiterverbreitet. Hier scheidet Lutz Jäncke die Spreu vom Weizen, ohne pharisäerhaft die Bemühungen der Kollegen, die nicht international veröffentlichen, zu entwerten. Das Buch ist zugleich eine wunderbare Einführung in die Kunst, wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen und auszuwerten. Mit viel Humor zeigt Jäncke die Fehler in der Planung von Experimenten zur Wirkung von Musikunterricht auf, die zu unklaren Ergebnisse führen. Welche Schlussfolgerungen man aus solchen Untersuchungen ziehen darf, aber vor allem, welche nicht, wird so für jeden einfach nachvollziehbar. Auf charmante und engagierte Weise erhält der Leser auch Einblicke in die hohe Kunst, mit Statistik Unsinn zu treiben. Dabei wird deutlich, dass derartige, falsch angewandte Methoden schnell aus einer kultur- und schulpolitisch gewünschten Meinung harte «wissenschaftliche» Belege entstehen lassen. Es ist diese Form der Pseudowissenschaft, die letztlich dem Anliegen der ernsten Förderer von Musik und Musikunterricht mehr schadet als nützt.
    Dieses Buch ist dringend notwendig. Es ist ein aufklärerisches Buch, das dem hohen Ideal des soliden wissenschaftlichen Arbeitens verpflichtet ist. Das Buch ist eine Orientierungshilfe für die Leser. Es schafft Ordnung in einem diffusen, oft von Meinungen und Interessen und weniger von Fakten dominierten Gebiet. Mancher Leser mag enttäuscht sein, dass lieb gewordene Slogans wie «Musik macht
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