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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
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erzähle es ihr. Zumindest zum Teil. Ich meine, sie weiß ja, was die Munsons über sie denken, es gibt keinen Grund, die hässlichen Details zu erwähnen.
    „Ich kann nicht fassen, dass Bill es seiner Mutter gesagt hat.“
    „Ist doch gut. Jetzt ist alles raus.“
    „Ja. Du hast wohl Recht.“
    „Dann hat Greg etwas gesagt, was Nonna schon vor Wochen behauptet hat, nur dass ich es damals nicht kapiert habe. Das heißt nicht kapieren wollte. Es hat erst einen Sinn ergeben, als er es sagte.“
    „Und das war?“
    „Dass ich genauso bin wie du.“
    „So verrückt wie ich, meinst du?“
    „Offenbar.“
    Sie lächelt. „Das muss ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein.“
    „Um ehrlich zu sein fühle ich mich eher erleichtert. So, wie wenn man gewissen Symptomen endlich eine Krankheit zuordnen kann.“ Ich ziehe meine Schuhe und die Strumpfhose aus und lasse mich dann in einen seit neuestem sauberen Stuhl fallen. Geoff trottet zu mir, um meine Zehen zu lecken, seine Zunge ist warm und tröstlich. Mehr will ich von einem Mann im Augenblick nicht. Doch dann höre ich mich selbst sagen: „Nick hat ein Zuhause für Rocky gefunden, habe ich dir das erzählt?“
    „Nein. Wo?“
    „Bei jemandem, den er kennt. Der Bruder eines Kollegen. Upstate. Er hat mich gefragt, ob ich morgen mit ihm dorthin fahren will.“
    „Und du sagtest …?“
    Ich verschränke die Arme über meinem Bauch und ziehe eine Grimasse. „Das Falsche.“
    „Dann ruf ihn an und sag das Richtige.“
    Ich ziehe noch eine Grimasse.
    „Was empfindest du für ihn?“
    „Ich weiß nicht. Nur … ich weiß nicht. Ich meine, ich denke immer wieder … dass ich mich in diesen Mann vielleicht richtig verknallen könnte. Eines Tages. Wenn ich mal herausgefunden habe, wer zum Teufel ich eigentlich bin. Aber dann denke ich wieder, das ist verrückt. Wir sind total unterschiedlich. Ich meine, Greg und ich hatten zumindest die gleichen Interessen, wir mochten dieselbe Musik, dieselben Filme …“
    „Und schau, was daraus geworden ist.“
    Da hat sie nicht Unrecht.
    „Es ist doch besser, mit jemandem zusammen zu sein, der dich täglich nervt und überrascht, als mit einem, der dich zu Tode langweilt.“
    Da hat sie wohl auch Recht. Auch wenn ich die Vorstellung etwas beängstigend finde.
    Dann sagt meine Mutter: „Was das Herausfinden, wer du bist, angeht, wann glaubst du, wirst du das wissen? Außerdem …“ Nun hebt sie doch tatsächlich die Sofakissen hoch. Das wird ja immer interessanter. „Niemand sagt, dass du das alles alleine herausfinden musst. Mit dem richtigen Mann könnte das sogar Spaß machen. Und es ist nie ein Fehler, wenn er dich dabei so heiß macht, dass du ihm nicht widerstehen kannst. Hey, hier liegen ein paar U-Bahn-Münzen.“
    Sie reicht sie mir.
    „Die sind nicht mehr gültig“, sage ich.
    „Mist.“
    Ich lache, aber es klingt nicht sonderlich überzeugend.
    „Und wenn er glaubt, dass ich bescheuert bin?“
    Sie zuckt mit den Schultern. „Ich schätze, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.“
    Als ich am nächsten Morgen mit der Bahn nach Greenpoint fahre, bin ich so nervös, dass ich die ganze Zeit an den Knöpfen meines Kleides herumspiele wie an den Perlen eines Rosenkranzes. Ich meine, schließlich habe ich den Mann ziemlich mies behandelt. Er könnte mich wieder nach Hause schicken, und das würde mir recht geschehen. Doch wie ich schon zu Terrie sagte, Angst darf einen nicht abhalten, denn es wird niemals irgendwelche Garantien geben.
    Nach einer Fahrt, die mir wie zwölf Stunden vorkommt, trete ich in blendendes Spätsommerlicht. Ich kann nicht anders. Ich renne Richtung Nicks Straße (Gott sei Dank habe ich beschlossen, flache Schuhe zu tragen), obwohl es in meinem Magen rumort und meine Knie so weich sind, dass ich mich wundere, dass ich nicht stolpere. Schließlich renne ich um die Ecke und stehe vor seinem Block, ich entdecke sein altes Auto, das vor der Tür geparkt ist. Ich beschleunige noch etwas, genauso wie meine Herzfrequenz, und wische die feuchten Hände an meinem Kleid ab.
    Noch acht Häuser. Sechs Häuser. Vier … drei …
    Die Tür öffnet sich. Eine sehr hübsche Blondine erscheint auf der Türschwelle, ihre Handtasche gegen den Bauch gepresst. Nick folgt ihr. Ein Reflex, den ich vorher nicht kannte, lässt mich schnell hinter einem anderen geparkten Auto verschwinden. Ich schiele über den Kofferraum. Etwas Kaltes und Bösartiges schneidet mir ins Herz, als ich beobachte, wie Nick die
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