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168 - Hauptrolle für einen Zombie

168 - Hauptrolle für einen Zombie

Titel: 168 - Hauptrolle für einen Zombie
Autoren: A.F.Morland
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Sie war hergelockt worden - mit einem Brief, den ein Unbekannter heimlich unter ihrer Tür durchgeschoben hatte.
    Komm um Mitternacht auf den alten Friedhof, dann wirst du ein streng gehütetes Geheimnis erfahren! Es geht um dich und deine Familie!
    Unruhig und unentschlossen war sie in ihrem Zimmer hin und her gewandert - wie das Pendel einer Uhr. Hin, her, hin, her… Und mit jedem Schritt hatte sie selbst die Zeit auf Mitternacht zugetrieben, auf die unheimlichste Stunde des Tages, Und endlich stand ihr Entschluß fest: Sie würde das große Wagnis auf sich nehmen. Sie mußte erfahren, was der Unbekannte mit seinen Zeilen gemeint hatte.
    Das Mädchen trug eine Fackel, dessen blakender Schein unruhige Schatten schuf. Manchmal sah es so aus, als würden die Grabsteine tanzen.
    Zweige kratzten wie Totenfinger über ihren schlanken Körper und versuchten sie aufzuhalten. Sie blieb kurz stehen und löste den Stoff ihres Kleides vorsichtig.
    Dann ging sie neugierig weiter. Sie wußte nicht, wen sie hier treffen würde, und wenn sie sich umsah, bemerkte sie niemanden.
    Der Wind frischte auf, und das Mädchen fröstelte. Sie zog die Schultern hoch und rieb sich die Arme.
    Warum zeigte sich der Unbekannte nicht? Was bezweckte er mit diesem gruseligen Versteckspiel um Mitternacht?
    Ein unheimliches Geräusch wehte durch die Nacht; es hörte sich wie das schwere Röcheln eines Menschen an, der mit dem Tode ringt.
    War es möglich, daß der geheimnisvolle Fremde einem heimtückischen Mordanschlag zum Opfer gefallen war, damit er das Geheimnis nicht verraten konnte?
    Das Mädchen näherte sich den Geräuschen mit zaghaft gesetzten Schritten. Je näher sie ihnen kam, desto grauenvoller hörten sie sich an.
    Die schrecklichen Laute gingen dem Mädchen unter die Haut. Sollte sie umkehren? Wenn sie das tat, würde sie nie erfahren, wer ihr den Brief geschrieben hatte.
    Das Röcheln verstummte jäh, und das Mädchen blieb stehen, denn die schaurigen Laute wiesen ihr nicht mehr den Weg. Mit angestrengten Augen versuchte sie die Dunkelheit zu durchdringen.
    Mit zaghafter Stimme rief sie: »Hallo! Wo sind Sie?«
    Doch sie bekam keine Antwort.
    Die Rothaarige stand neben einer steinernen Grabeinfassung. »Hallo!« rief das Mädchen noch einmal. Sie hob die Fackel, damit der Schein etwas weiter leuchtete.
    Daß sich neben ihr die Erde bewegte, fiel ihr nicht auf. Graue Totenhände durchstießen plötzlich den Boden.
    Erst als die kalten Leichenhände nach ihren Füßen griffen, verzerrte nacktes Grauen ihr schönes Gesicht, und sie stieß einen gellenden Schrei aus.
    Die Hände hielten sie fest. Spitze Schreie ausstoßend, versuchte sie sich davon iu befreien, schaffte es aber nicht. Keinen Schritt konnte sie mehr tun.
    Sie schlug mit der Fackel nach den Händen, doch auch das nützte nichts. Das Feuer schreckte die zum Leben erwachte Leiche nicht ab.
    Die Fackel entfiel der zitternden Hand des Mädchens, das sich an einen Grabstein klammerte und verzweifelt vorwärtszerrte. Entsetzt stellte sie fest, daß sie damit den Toten aus dem Grab zog.
    Jetzt ragten nicht nur die Hände aus dem Boden, sondern schon die Arme, und gleich darauf folgte der Kopf. Was für ein grauenerregender Schädel!
    Sein Anblick versetzte das Mädchen in helle Panik. Wie von Sinnen schrie sie und schlug um sich, doch mit allem, was sie tat, um freizukommen, holte sie die Leiche nur weiter aus dem Grab.
    Schultern, Oberkörper erschienen -verfallen, in Auflösung begriffen. Unvorstellbar, daß so etwas leben konnte. Es nützte dem unglücklichen Mädchen überhaupt nichts, seine Angst mit greller Stimme herauszuschreien, denn niemand hörte sie.
    Der Tote erhob sich, und seine sehnigen Hände legten sich um den schlanken weißen Hals des Mädchens. Die Horrorgestalt drückte zu.
    Der Schrei des Mädchens riß jäh ab.
    Irgend jemand rief: »Cut!«
    Und die lebende Leiche löste langsam ihre grauen Finger wieder vom Hals des rothaarigen Mädchens, deren Name Daisy Brenton war.
    Privat.
    Nicht in dem Film, der gerade gedreht wurde, da hieß sie anders. Die unheimlichen Ereignisse auf dem nächtlichen Friedhof waren eine Schlüsselszene, deshalb gingen alle Beteiligten mit besonderer Sorgfalt an ihre Aufgabe heran.
    Zweimal hatten sie die Szene bereits wiederholt.
    »Das war schon ganz gut, aber noch nicht realistisch genug!« rief Victor Fox, der Regisseur, an der Kamera vorbei.
    Harry Warden, der Schauspieler, der den Zombie spielte, streckte seiner rothaarigen
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