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168 - Hauptrolle für einen Zombie

168 - Hauptrolle für einen Zombie

Titel: 168 - Hauptrolle für einen Zombie
Autoren: A.F.Morland
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angenehmer Mensch, und sie entdeckten viele Gemeinsamkeiten. Sie liebten dieselbe Musik, hatten in vielen Dingen dieselben Ansichten, liebten ihre Arbeit, nahmen sie ernst und versuchten stets ihr Bestes zu geben.
    Daisy trug einen bequemen Hosenanzug aus weißem Samt. Sie stach mit dem Zeigefinger gegen Harrys Brustbein. »Morgen werde ich dich töten.«
    Er grinste. »Das habe ich mir immer gewünscht.«
    Sie strich ihm sanft über das Haar. »Ich hoffe, du vergibst mir.«
    Man hatte die Friedhofsszene vorgezogen und Harry von den Toten aufstehen lassen, um sich an seiner Mörderin zu rächen. Morgen würden sie sich mit dem Mord befassen.
    »Es wird ein Vergnügen sein, von dir ins Jenseits befördert zu werden«, meinte Harry.
    Daisy kicherte. »Wenn uns jemand hören würde, müßte er denken, wir wären verrückt.«
    »Sind wir das nicht?«
    »Ein bißchen verrückt sind alle Schauspieler, sonst würden sie sich für diesen Beruf nicht eignen«, gab Daisy zu. »Was machst du, wenn wir mit ›Black Hell‹ fertig sind?«
    »Erst mal Urlaub. Hongkong, Macao. Kommst du mit?«
    »Ich wäre sofort dabei, habe aber leider keine Zeit.«
    »Läßt sich nichts verschieben?«
    »Ausgeschlossen. Aber ich halte mir nächstes Jahr den ganzen März frei, wenn du möchtest. Dann können wir gemeinsam irgend etwas unternehmen.«
    Harry nickte begeistert. »Das müssen wir unbedingt im Auge behalten. In Australien muß es im März herrlich sein. Wir könnten uns einen Camper mieten und einen ganzen Monat lang durch das Land zigeunern.« Er sah sie an und wurde ernst. »Ich muß dir ein Geständnis machen, Daisy: Ich habe mich in dich verliebt.«
    Sie schmunzelte. »Ist doch schön.« Er beugte sich über sie. Während der Dreharbeiten hatten sie sich schon einige Male leidenschaftlich vor der Kamera küssen müssen, aber das war gespielt gewesen.
    Diesmal waren ihre Gefühle echt, und es war für sie beide unvergleichlich schöner.
    ***
    Jack Peyser hatte einen Auftrag, und wie immer war es ein Mordauftrag, denn nach wie vor war das sein Metier - auch in seinem zweiten Leben.
    Der Untote bewegte sich schon viel besser, nicht mehr so steif wie auf dem Friedhof, als ihn Rufus aus dem Grab holte, aber er war in seinem Gehabe anders geworden.
    Peyser brauchte nicht mehr so vorsichtig zu sein wie früher. Man konnte ihm nichts mehr anhaben, das wußte er, darauf verließ er sich.
    Es war zwar möglich, ihn zu verwunden, aber es gab nur eine Verletzung, die er nicht überstand: Wenn man sein Gehirn zerstörte, denn dort saß die schreckliche Kraft, von der er angetrieben wurde.
    Der tote Killer betrat das Haus, in dem Daisy Brenton wohnte. Er kam durch eine Hintertür, die er aufbrach. Stimmen ließen Peyser kurz erstarren.
    Radiostimmen. Jemand hörte sich ein Hörspiel an. Der Zombie ging an der geschlossenen Tür vorbei. Die Stimmen wurden lauter, es wurde gestritten.
    »Wir sehen uns vor Gericht!« brüllte jemand.
    »Ich bringe Sie ins Gefängnis!« brüllte ein anderer zurück.
    Gericht, Gefängnis… Diese Begriffe hatten für Jack Peyser jegliche Bedeutung verloren.
    Er konnte sich jetzt freier, rücksichtsloser bewegen. Um die Gesetze hatte er sich früher schon nicht gekümmert, aber jetzt brauchte er darauf überhaupt keine Rücksicht mehr zu nehmen. Gesetze wurden von Lebenden für Lebende geschaffen.
    Er fuhr nicht mit dem Fahrstuhl zum Penthouse der Schauspielerin hoch, sondern stieg die Treppe hinauf. Das kostete ihn Zeit, aber keine Kraft.
    Es gab nichts mehr, was ihn anstrengte oder sogar überanstrengte, und Zeit hatte er jede Menge. Früher hatte er es oft eilig gehabt. Jetzt nicht mehr.
    Seit er tot war, konnte er alles geruhsam angehen. Nach dem Tod gibt es keine Eile mehr, die Zeit wird wirkungslos, denn der Tod währt ewig, und gegen die Ewigkeit ist die Zeit machtlos.
    Jede Stufe brachte den Mörder seinem Ziel um einen Schritt näher…
    ***
    Daisy atmete tief ein, und ihre Finger glitten gefühlvoll über Harrys Nacken.
    »Wollen wir ins Schlafzimmer gehen?« fragte er leise.
    Sie lächelte ihn mit vor Verlangen glänzenden Augen an und flüsterte: »Okay.«
    Er stand auf und streckte ihr beide Hände entgegen, die sie ergriff. Er zog sie hoch, und sie sank leicht zitternd gegen ihn. Auch sie liebte ihn, das spürte sie in diesem Augenblick.
    Als Harry sie zur Schlafzimmertür führen wollte, stutzte er mit einemmal, weil ihm aus den Augenwinkeln eine Bewegung aufgefallen war.
    Eine Bewegung! Wo er doch mit
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