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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
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1. KAPITEL
    L assen Sie mich zunächst nur für die Akten festhalten, dass ich mich nicht etwa deshalb in Greg Munson verliebt habe, weil er ein erfolgreicher oder gut aussehender Mann ist – auch wenn ich absolut nichts gegen die neidischen Wiehast-du-den-nur-bekommen-Blicke anderer Frauen habe – und auch nicht, weil ich meine Mutter ärgern wollte. Ich schwöre, die Tatsache, dass er der Sohn eines republikanischen Kongressabgeordneten ist, war nur ein glücklicher Zufall.
    Nein. Ich habe mich in den Typen verliebt, weil er mir einfach den Eindruck vermittelte, er sei normal. Und nachdem die Chancen, in dieser Stadt ein solches Wesen zu finden, eins zu einer Million stehen, habe ich seinen Antrag sofort angenommen. Darauf bin ich vielleicht nicht sonderlich stolz, aber bitte! Irgendwie muss unsere Spezies doch überleben.
    Ich bin überzeugt davon, dass wir ein sehr angenehmes gemeinsames Leben hätten führen können, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, zur Hochzeit zu erscheinen.
    Zugegeben, es ist erst vier Stunden her, seit ich fünfundzwanzig Meter Tüll in ein Taxi gequetscht habe und zurück zu meiner Wohnung gefahren bin – ich hatte also bisher noch nicht viel Zeit, das Ganze zu verarbeiten. Nicht, dass ich das überhaupt erwarte.
    Erstens bin ich nicht blind vor Liebe, dazu neige ich grundsätzlich nicht. Ich bin einunddreißig, habe mein ganzes Leben in Manhattan verbracht und eine Kindheit hinter mir, die mich befähigt, Vollidioten gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Greg und ich sind erst zwei Monate, nachdem ich verschiedenste Teppich- und Tapetenmuster in sein neues Haus in Scarsdale geschleppt hatte, miteinander ausgegangen, und danach dauerte es noch einen weiteren Monat, bis wir miteinander geschlafen haben. Ich war vorsichtig. Ich habe nicht geklammert. Niemals von Hochzeit gesprochen. Nie mehr von seiner Zeit gefordert, als er mir freiwillig gab. Wenn überhaupt, dann war er derjenige, der dem Ganzen unbedingt einen offiziellen Anstrich verleihen wollte.
    Also nichts. Kein Hinweis auf die Gründe. Nicht der geringste.
    Wir hatten mit der Zeremonie so lange gewartet, wie es nur ging. Aber als meine Mutter und Großmutter sich wie zwei Bodyguards neben mich und meine beiden Brautjungfern stellten (meine Cousine Shelby – Jüdin, unheilbar verheiratet, temperamentvoll, und meine beste Freundin Terrie – schwarz, zweimal geschieden und zynisch), um Wache zu stehen, wusste ich bereits, dass alles vorbei war. Und trotzdem, optimistisch wie immer, habe ich auch noch versucht, Gregs Hintern zu retten. Von meinem eigenen mal ganz abgesehen.
    „Der Verkehr auf der Parkway ist um diese Tageszeit bestimmt ganz schrecklich“, sagte ich betont fröhlich, und das nur zehn Minuten bevor die aus Eis geschnitzten Schwäne in der späten Maihitze zu schmelzen begannen, ganz zu schweigen von den etwas älteren Gästen. Als Terrie mich daran erinnerte, dass Gregs Handy an ihm genauso festgewachsen war wie seine vier Gliedmaßen – oder in seinem Fall fünf, behauptete ich ohne einen Anflug von Ironie, dass vielleicht sein Akku leer sei. Ganz bestimmt, dachte ich, das muss der Grund sein, denn schließlich hat er mir doch dabei geholfen, diese blöden Blumen auszusuchen, ganz zu schweigen vom Kuchen und den Einladungskarten. Warum also sollte er zu seiner eigenen verdammten Hochzeit nicht auftauchen?
    „Vielleicht ist er tot?“
    Wir alle schauten meiner Großmutter dabei zu, wie sie seelenruhig an ihrem Unterrock unter dem neuen lilafarbenen Kleid zerrte. Weil sie im Grunde taub wie ein Pfosten ist, hatte sie so laut gesprochen, dass man ihre Worte auch noch in der Bronx hätte verstehen können.
    Ich warf meiner Mutter, deren Klamotten aussahen, als stammten sie direkt aus dem Bühnen-Fundus von König der Löwen, einen Sag’s-nicht-Blick zu. Als die Gäste sich dann langsam und verlegen schweigend entfernten und der Standesbeamte – begleitet von Phyllis und Bob Munson, Gregs Eltern – sein Beileid murmelte, starrte ich in den reichlich dekorierten, aber völlig leeren Ballsaal und setzte im Geiste den Tagesordnungspunkt ‚Bring diesen Bastard um‘ an die erste Stelle meiner Prioritätenliste.
    „,Deine Mutter braucht nicht für die Kosten der Hochzeit aufzukommen‘“, hatte Greg gesagt. „,Mal ehrlich, das können wir doch nun wirklich selbst bezahlen, oder?‘“
    Wenn man bedenkt, womit wir gerade beschäftigt waren, als er mich mit seinem Heiratsantrag überfiel – das beschreibt
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