Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
Vom Netzwerk:
mir doch, dass sich sowohl mein Herz als auch mein Urin wieder in Bewegung setzen, doch als ich fertig bin, wird mir klar, dass es hier kein Fenster oder so was gibt, aus dem ich einfach klettern und verschwinden könnte.
    Als ich durch die Tür trete, erblicke ich mein Spiegelbild. Ich hatte Recht, sämtliche Farbe ist aus meinem Gesicht gewichen. „Woher weißt du, dass sie schwanger ist?“
    „Bill hat es mir gesagt.“ Sie schüttelt den Kopf, und ihr Lachen ist nur Millimeter vom Wahnsinn entfernt. „Er sei viel zu aufgeregt, um das Geheimnis für sich behalten zu können, sagte er. Mein Gott, Männer sind so dumm.“
    Während ich so dastehe und meinem eigenen Atem lausche, zieht sie ihren Lippenstift hervor, trägt ihn vorsichtig auf und presst die Lippen aufeinander. Dann schaut sie mich im Spiegel an. „Kein Kommentar?“
    „Jetzt gerade nicht, nein.“
    „Nedra darf dieses Baby nicht bekommen, Ginger. Der Gedanke ist einfach zu … erbärmlich.“
    Nun, das bringt definitiv wieder Farbe in mein Gesicht. Ich drehe das Wasser auf und halte meine Hände unter den lauwarmen Strahl. „Das ist ein wenig hart, findest du nicht? Davon abgesehen …“, ich schüttle die Hände ab und halte sie unter den Trockner, „… ist mir nicht klar, was die Tatsache, dass meine Mutter schwanger ist, mit dir zu tun hat.“
    „Oh bitte … es hat jede Menge mit mir zu tun. Wenn Bill wirklich der Vater ist.“
    Ich würde mich ja umdrehen, aber der Raum ist zu eng. „Und wie kommst du darauf, er könnte es nicht sein? Hör mal, mich hat das auch total überrascht, aber offenbar sind die beiden schon seit fast drei Monaten zusammen.“
    „Das hast du hübsch ausgedrückt. Aber du weißt genauso gut wie ich, was für eine Frau deine Mutter ist. Wenn ich mich recht erinnere, bist auch du unehelich zur Welt gekommen.“
    Auf gar keinen Fall werde ich dieses Gespräch fortführen. Ich will gerade die Toilette verlassen, als perfekt manikürte, schimmernde Fingernägel sich in meinen Arm graben.
    „Ich war der gleichen Ansicht wie Robert, damals, als Greg dich zum ersten Mal mit nach Hause gebracht hat. Wir fanden, dass du die perfekte Partnerin für unseren Sohn wärst, dass dein ethnischer Hintergrund ihm helfen würde, auch die Minderheiten auf seine Seite zu ziehen. Ich mag dich, Ginger. Du bist attraktiv und intelligent und mutig. Ich bin immer noch der Meinung, dass du gut für Greg wärst, denn er braucht eine starke Frau hinter sich, wenn er sich zur Wahl stellt. Aber deine verdammte Mutter … ich wusste schon immer, dass sie ein Risiko ist. Das habe ich auch Bob gesagt, obwohl mir klar war, dass er mir genauso wenig zuhören würde wie sonst auch. Aber ich will verflucht sein, wenn ich nicht von Anfang an Recht hatte. Falls Bill der Vater ist, dann finde ich es geradezu armselig, dass sie einen fast zwanzig Jahre jüngeren Mann verführen musste …“
    „Nun halt mal die Luft an. Wage es nicht, so etwas zu sagen, Phyllis. Dein Baby ist verdammt noch mal vierunddreißig Jahre alt – im Übrigen also nicht zwanzig Jahre jünger, wenn du’s schon so genau nehmen willst – und auf jeden Fall alt genug, um zu entscheiden, mit wem er schlafen will.“
    Tränen der Wut schimmern in ihren blassblauen Augen. „Nein, du hältst die Luft an. Ich will verdammt sein, wenn ich deiner Mutter erlaube, unser Leben zu zerstören. Oder das, was noch davon übrig ist. Ich habe alles für die Karriere meines Mannes geopfert, und jetzt tue ich dasselbe für meine Söhne. Ich kann nicht einfach dasitzen und zusehen, wie alles den Bach runtergeht.“
    „Aber meine Mutter sollte das?“
    Sie hebt ihr Kinn noch etwas höher. „Entweder wird diese … Situation gelöst, oder du kannst es vergessen, meinen Sohn zurückzubekommen.“
    Ich kann nicht fassen, dass sie das gesagt hat. Ist diese Toilette vielleicht in Wirklichkeit eine Zeitmaschine, die uns ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit geschleudert hat, oder was?
    „Ob Greg und ich unsere Beziehung wieder aufnehmen oder nicht, hat nichts mit dir zu tun. Oder mit meiner Mutter. Oder mit ihrer Schwangerschaft.“
    Sie lacht kurz auf. „Greg weiß bis jetzt noch nichts davon, oder?“
    „Doch, er weiß es. Ich habe es ihm heute Abend erzählt.“
    Ihre Brauen schießen synchron nach oben wie zwei Schlangen. „Du hast ihm gesagt, dass deine Mutter ein Kind von seinem Bruder bekommt?“
    „Na ja …“
    Sie lächelt. „Wenn das alles gar nicht so schlimm ist, warum hast du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher