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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
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an, bis Tränen in meinen Augen brennen. „Sie will nicht einmal mithelfen, ihr eigenes Kind großzuziehen?“
    Er zuckt die Achseln, eine hilflose Geste von einem Mann, der, wie ich glaube, nicht daran gewöhnt ist, sich hilflos zu fühlen.
    Mir fallen keine tiefgründigen Worte ein, die ich jetzt sagen könnte. Zum Teufel, im Augenblick würde ich gerne etwas Banales loslassen. Stattdessen aber sitze ich nur da, schlürfe meinen Kaffee und wundere mich. Schließlich bricht Nick das Schweigen. „Ich meine, vielleicht ziehe ich falsche Schlüsse, aber du bist doch nicht den ganzen Weg hierher gefahren, um mir zu erzählen, dass du Munson heiraten wirst?“
    Ich schüttle den Kopf. „Nein. Das ist endgültig vorbei.“
    „Was ist passiert?“
    Er klingt ehrlich betroffen. Sogar interessiert. Aber ich winke nur ab. „Lange Geschichte. Die ich dir gerne eines Tages erzählen werde, wenn ich ein wenig Distanz dazu habe. Belassen wir es dabei, dass ich endlich aufgewacht bin.“
    Sein Seufzen klingt erleichtert. „Also … warum bist du dann hierher gekommen?“
    „Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht genau.“
    „Mhm.“ Er stützt den Kopf auf seine Hand und studiert mein Gesicht. „Genauso wenig wie du weißt, warum du wie von Furien gejagt davongerannt bist, weil du dachtest, dass ich die Nacht mit einer anderen verbracht habe.“
    Ich ziehe ein Gesicht. Er langt über den Tisch und legt seine große Hand auf meine. Das fühlt sich viel besser als nur „gut“ an. „Wir beide zusammen wären eine Katastrophe, Ginger.“
    „Ich weiß.“
    „Wir würden die ganze Zeit streiten.“
    „Ich weiß.“
    Mit der anderen Hand nimmt er die Tasse und trinkt einen Schluck Kaffee. „Und ich werde in ein paar Monaten ein Kind haben, um das ich mich kümmern muss.“
    „Ich auch, ich schätze, damit steht es unentschieden.“
    Er spuckt den ganzen Kaffee über den Tisch.
    „Oh Gott, tut mir Leid! Meine Mutter ist schwanger! Nicht ich.“
    Er wischt die ganze Bescherung mit seiner Serviette auf. „Bist du sicher?“
    „Dass meine Mutter schwanger ist?“
    „Dass du es nicht bist.“
    „Auf jeden Fall. Also auf jeden Fall nicht … verdammt, du weißt schon, was ich meine.“
    Er braucht einen Moment, um das alles aufzunehmen. „Jesus.“
    „Oh, es wird noch besser. Gregs Bruder ist der Vater.“
    Da bricht er in schallendes Gelächter aus, laut genug, dass sich alle Köpfe in unsere Richtung drehen. „Im Ernst?“
    „Ich schwöre es bei Gott.“
    Immer noch kichernd sagt er: „Deine Familie hat echt eine Schraube locker, Ginger.“ Dann wird er ganz ernst. „Das ist wirklich … kompliziert.“
    Ich hebe nur eine Augenbraue in die Höhe. Er lacht. Sieht etwas ängstlich aus. Und zugleich so sicher und zuverlässig, dass ich kaum schlucken kann. „Willst du damit sagen, dass wir es versuchen sollten?“
    Ich nicke. Nach mehreren Sekunden beginnt er zu grinsen.
    Dann steht er auf, legt Geld auf den Tisch und reicht mir die Hand. Die ich, nach einer Nanosekunde Zögern, ergreife.
    „Wohin gehen wir?“ frage ich, als wir draußen auf dem Gehsteig stehen.
    Er legt mir einen Arm um die Hüfte. „Na, zu diesem verrückten Hahn, dem wir ein neues Heim besorgt haben.“
    „Ja, klar“, sage ich, und mit einem Mal ergibt mein Leben mehr Sinn denn je.

EPILOG
    I m Mai des folgenden Jahres.
    Es ist wirklich unglaublich, wie lange ich gebraucht habe, um zu erkennen, dass es eine kolossale Zeitverschwendung ist, jemand sein zu wollen, der man nicht ist, statt einfach zu akzeptieren, wer man ist. Und wenn nicht diese merkwürdige Anreihung von Desastern und Krisen im letzten Sommer gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich immer noch ziemlich ahnungslos. Oder noch schlimmer, hätte in die Munson-Familie eingeheiratet.
    Entschuldigen Sie, ich muss mich mal kurz schütteln.
    Natürlich ist alles im Augenblick noch verrückter als jemals zuvor. Kleine Kinder kommen mir inzwischen schon zu den Ohren raus. Paulas Zwillingssöhne und Shelbys Baby und natürlich meine kleine Schwester, die so unglaublich schön und perfekt ist mit ihrem dichten Haar. Und dann Nicks Kleine, glatzköpfig und blauäugig, die ihren Daddy (der sich Erziehungsurlaub genommen hat) wechselweise völlig schafft oder um ihren kleinen Finger wickelt. Ich bin also komplett von Babys umgeben und im Augenblick nicht ganz so wild darauf, selbst eins zu bekommen.
    Nicht ganz so.
    Was meine Karriere angeht: Ich male mir die Seele aus dem Leib und finde es
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