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Gelbe Rosen

Gelbe Rosen

Titel: Gelbe Rosen
Autoren: Ashley Bloom
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Damals
    Penelope saß an ihrem Maltisch und malte ein
Bild. Sie hatte bereits ein hübsches Haus gemalt, wollte aber
noch irgendetwas dazu malen. Die Siebenjährige stützte das
Kinn in die Hände und überlegte. Dann kam ihr eine Idee.
Vielleicht würde sie in einem von Mommys Büchern etwas
finden.
    Sie stand auf und machte sich auf den Weg in die
Bibliothek. Sie suchte nach einem Buch, das interessant aussah, dann
entdeckte sie ein dickes, auf dem „Lexikon“ stand und
öffnete es.
    Wow! Was war das denn? Penelope hatte das Buch auf einer
Seite aufgeschlagen, auf der ihr ein wunderschönes Etwas
entgegenblickte. Es war gelb und sie hatte so etwas noch nie gesehen.
Sie versuchte, die kleine Schrift zu lesen.
    „ Rose“ stand dort geschrieben. „Blättriges
Stachelgewächs, Pflanzengattung aus der Familie der
Rosengewächse, ca. 250 Arten.“
    Penelope verstand kein Wort.
Sie nahm das
aufgeschlagene Buch mit zu ihrer Mommy und hielt es ihr hin.
„Wo
hast du das her?“, fragte die.
„Ich habe es aus deinem
Bücherregal genommen. Es hatte sich hinter ein paar anderen
versteckt.“
„Du sollst doch nicht an meine Bücher
gehen“, sagte Jennifer streng.
„Tut mir leid, Mommy.
Aber was ist denn das da auf dem Bild?“
Sie war neugierig,
war sich sicher, noch nie so etwas Schönes gesehen zu haben.
    „ Setz dich hin, Penelope. Ich denke, es ist an der
Zeit, dass ich dir eine Geschichte erzähle.“
„Au
ja!“ Penelope liebte Geschichten und hüpfte sofort auf den
Schoß ihrer Mutter. Und die begann zu erzählen.
    ♣
    „Es war einmal vor vielen Jahren, da gab es
auf der Erde Leben, richtiges Leben. Tiere liefen in freier Wildbahn
umher und die Menschen konnten sich nach draußen begeben ohne
Atemmasken. Alle Lebewesen konnten frei atmen. Und es gab Pflanzen,
das waren grüne Gewächse, die überall wuchsen und die
man essen konnte, es gab grüne Wiesen, auf denen Kinder und
Hunde fröhlich spielten. Und es gab einige besonders schöne
Pflanzen, die nannte man Blumen. Sie hießen Lilien und
Orchideen, Stiefmütterchen und Tulpen, Nelken und Margeriten.
Und es gab ...“ Sie hielt inne, nahm das Buch in die Hand und
zeigte auf die gelbe Rose. „... Rosen.“
    „ Oh“, staunte Penelope. „Aber was
genau ist eine Rose?“
„Sie war etwas, das aus der Erde
wuchs. Es gab sie in allen Farben.“
„Konnte man die
auch essen?“, wollte Penelope wissen.
„Nein.“
Jennifer lächelte. „Die waren nur da, um sie sich
anzusehen. Sie hatten keine Aufgabe außer schön zu
sein.“
„Ich will auch so eine Rose sehen, Mommy.“
„Es
gibt sie nicht mehr“, sagte Jennifer traurig.
    „ Aber warum denn nicht?“
„Sie sind
alle dahin. So wie alles andere auch, die Tiere und die
Pflanzen.“
„Warum?“
„Weil all diese
Dinge ausgelöscht wurden, als der Sauerstoff knapp wurde. Es war
vor vielen vielen Jahren, da war ich noch ein kleines Kind. Und wir
Kinder haben den ganzen Tag draußen gespielt, denn es gab noch
saubere Luft zum Atmen. Es gab viele Bäume, die uns Menschen
Sauerstoff schenkten. Damals hat man uns gewarnt, dass wir nicht die
ganzen Regenwälder abholzen sollen, dass wir nicht die Luft mit
Autoabgasen verschmutzen und die Ozonschicht kaputtmachen sollen.
Doch die Menschen haben nicht gehört. Sie haben die Umwelt immer
weiter verschmutzt, so dass es am Ende keine Luft zum Atmen mehr gab.
Die Pflanzen gingen ein, die Tiere starben und wir konnten nur
weiterleben, weil sie uns OxyBags gaben. Du weißt ja, dass wir
ohne sie nicht nach draußen gehen können.“
„Also
sah die Welt da draußen früher einmal ganz anders
aus?“
„Ja, mein Schatz. Sie war farbenfroh und
wunderschön.“
    Penelope ließ sich heruntergleiten und ging zum
Fenster. Sie sah nichts als Grau. Da gab es keine Farben. Es gab
Hochhäuser, sehr viele sogar. Und es gab Schwebebahnen. Es gab
Werbetafeln, die für das neue Oxy44 warben, die aktuellste
Version der Luftbefeuchter, die sie auch überall in der Wohnung
aufgestellt hatten. Man konnte nicht einfach mehr das Fenster
aufmachen, um frische Luft reinzulassen.
    „ Mommy, wieso haben die Menschen denn nicht
gehört, und die Umwelt zerstört?“
„Weil sie
dumm waren. Sie wollten nicht daran glauben, dass etwas Schlimmes
passieren würde.“
„Kannst du mir zeigen, wie die
Welt früher einmal aussah?“
    Jennifer blätterte im Lexikon und fand ein Bild von
Claude Monet, eine Frau in einem blühenden Garten.
„Wie
schön. Kannst du dich noch daran erinnern, wie es
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