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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn
Autoren: Karen Templeton
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Frau an der Schulter festhält und ihr ernst ins Gesicht sieht. Sie legt eine Hand auf seine Brust, er bedeckt sie kurz mit seiner, bevor er sich nach vorne beugt, um …
    Nun, ich kann nicht sehen, was dann folgt, denn ich mache auf dem Absatz kehrt und renne zurück zur U-Bahn wie ein Hase, der von einem hungrigen Fuchs verfolgt wird.
    Nicht dass ich das Recht hätte, eifersüchtig zu sein. Schließlich bin ich gerade erst mit Greg ausgegangen, habe sogar versucht, mit ihm in einer dunklen Gasse Sex zu haben, auch wenn ich es gar nicht so gemeint oder gewollt habe …
    „Ginger! Warte!“
    Aber ich kann nicht. Meine Füße haben ein Eigenleben entwickelt, und ich sprinte an den sauberen Brownstoneund Backsteingebäuden entlang und an den älteren Menschen vorbei, die gerade ihre Hunde spazieren führen. Ich erreiche die U-Bahn-Station, hüpfe die Treppe hinunter mit der Geschwindigkeit und Anmut eines Menschen, der das schon, seit er fünf Jahre alt ist, geübt hat, der Saum meines Kleides weht hinter mir her. Der Zug fährt gerade in die Station ein. Ich krame in meiner Tasche nach einer Münze, ramme sie in den Schlitz, quetsche mich durch das Drehkreuz und springe genau in dem Moment in den Zug, bevor sich die Türen schließen. Ich höre, wie Nick den Schaffner anbrüllt, drehe mich um und sehe, dass er seine Dienstmarke herausgezogen hat.
    Die Menschen auf beiden Seiten von mir springen auf wie verängstigte Hühner und laufen in die angrenzenden Waggons. Ich jedoch werde von einem sehr großen, sehr wütenden, sehr atemlosen Polizisten festgehalten.
    Oje.
    „Würdest du mir vielleicht einfach mal zuhören?“
    „Warum?“ schreie ich über die kreischenden Räder der Bahn hinweg. „Du schuldest mir keine Erklärung. Ich meine, da ist nichts zwischen uns, ich hatte letzte Nacht ein Date, warum solltest du nicht jemanden mit nach Hause bringen …“
    „Ginger, halt die Klappe.“
    Also tue ich das.
    Der Zug fährt in die nächste Station ein – und jetzt fällt mir auch auf, dass ich in die falsche Richtung fahre. Nick zieht mich nach draußen, seine Hand wie ein Schraubstock um mein Handgelenk gewunden.
    „Wohin bringst du mich?“
    „Ich weiß nicht. Irgendwohin, wo ich dich vielleicht übers Knie legen kann.“
    „Dann werde ich schreien, dass mir Polizeigewalt angetan wird.“
    „Oh Baby, du wirst schon schreien, aber nicht, weil ich dir wehtue.“
    Oh.
    Er bringt mich in einen kleinen Coffeeshop auf der Manhattan Avenue, wo er mich praktisch auf einen Stuhl drückt. „Willst du Kaffee?“
    Ich nicke. Eine schüchterne kleine Bedienung bringt uns zwei riesige Tassen, ein Kännchen mit Milch und verschwindet, ohne uns ein einziges Mal angesehen zu haben.
    „Zunächst einmal, ich habe niemanden mit nach Hause gebracht, okay? Zweitens war das niemand Neues, sondern Amy.“
    Ich verbringe eine lange Zeit damit, zwei Päckchen Süßstoff in meinem Kaffee zu verrühren. „Also seid ihr wieder zusammen, das ist schön …“
    „Verdammt Ginger …“ Er seufzt laut und hält mich dann mit seinem Blick gefangen. „Du musst damit aufhören, sofort irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen, denn das geht mir langsam wirklich auf die Nerven.“
    „‘tschuldigung.“
    Er nickt, seine Stirn aber ist gerunzelt. „Okay, es ist so: Wir sind nicht wieder zusammen, und darum ging es auch nie. Das ist schon mal klar, ja?“
    Ich nicke. Mein Gott, sein Blick sieht direkt in mein Innerstes.
    „Die Sache ist die, also, sie ist vorbeigekommen, um mir zu sagen … um mich darüber zu informieren … nun um mir verschiedene Dinge zu sagen. Zunächst einmal, dass sie die Stadt bald verlässt. Sie hat einen Job in Albany bekommen, in einem Privatkrankenhaus …“
    „Oh. Oh, ich verstehe. Tut mir Leid, ich dachte nur …“
    „… und zweitens, dass sie schwanger ist.“
    Das zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Schweigend starre ich das Glas Wasser an, das die Bedienung vor mich hinstellt.
    Ziemlich lange sagt keiner von uns ein Wort.
    „Aber ich dachte …“ Ich hole Luft und beginne noch mal von vorne. „Ich meine, hast du nicht gesagt, dass … dass sie keine Kinder haben will?“
    Er fährt sich mit den Fingern durch sein kurzes Haar, und erst jetzt wird mir klar, dass er das alles ja selbst eben erst erfahren hat. Mist.
    „Will sie auch nicht. Glaub mir, wir waren nicht unvorsichtig. Und gerade hat sie mir gesagt, dass sie das Kind nur bekommen wird, wenn ich es aufziehe.“
    Ich halte die Luft
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