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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin
Autoren: Nora Miedler
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Schon wieder viel zu laut.
    »Natürlich nicht«, entgegnete ich noch viel lauter.
    Herr Stickstiefl, ein sympathischer, sehr sportlich aussehender Mann im Alter meiner Eltern, kam in Begleitung seiner beiden Dalmatiner auf uns zu. »Das sind Samson und Delilah. Die beiden werden uns in den nächsten Tagen die meiste Zeit begleiten. Fürchtet sich jemand vor Hunden?«
    Keine Antwort.
    »Nein? Sehr gut. Ihr könnt alles mit ihnen machen: schwimmen, jagen, spielen, von mir aus auch schmusen. Nur bitte nicht füttern. Und jetzt kurz zu meiner Wenigkeit«, lachend schwenkte er den Zeigefinger. »Wehe, einer von euch nennt mich Herr Stickstiefl oder Stinkstiefel oder sonst was in der Richtung. Ich bin der Norbert.«
    Ich schüttelte milde den Kopf. Schon wieder so einer, der darauf aus war, von uns als Kumpel gesehen zu werden. Vielleicht sollte ich in Zukunft weniger streng mit meinem Vater sein, wahrscheinlich waren Männer um die vierzig einfach so. So nett ich Norbert auch fand, den Rest seines Vortrags bekam ich nicht mehr mit, weil ich in Gedanken immer wieder die Szene von vorhin durchging.
    »Mir gefällt, was ich sehe.« … So was konnte man doch gar nicht falsch verstehen, oder? Es bedeutete: Du gefällst mir . Auch dass ihm schon Schlimmeres passiert war, als mit mir zusammenzustoßen, hieß doch eigentlich : Ich berühre dich gerne .
    Als ich es schaffte, meine Aufmerksamkeit wieder auf Norbert zu richten, gesellte sich gerade dessen Kollege zu uns. Oh-oh. Die Quak-Mädchen richteten sich merkbar auf, stützten die Hände in die Hüften und spitzten die Lippen. Das konnte ja heiter werden. Wobei ich zugeben musste, dass Willi auch auf mich Eindruck machte.
    »Können wir dich auch Will nennen?«, fragte Quen, die Anführerin der Quaks, provokant und schenkte Willi-Will ihr aufreizendstes Lächeln.
    »So, wenn das Fräulein Quendolin sich bitte zurückhalten könnte«, mahnte Mr Bean und entschuldigte sich bei Willi und Norbert.
    »Kein Problem«, versicherte Willi und grinste gut gelaunt. Ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig. Er war groß, muskulös, dunkelhaarig und hatte ein Gesicht wie Taylor Lautner aus den Twilight-Filmen, nur mit größeren Augen.
    »Will ist auch o. k.« Er zwinkerte Quen zu, deren Gesicht daraufhin denselben Farbton annahm, den meins vorhin gehabt haben muss, als ich mit David zusammengestoßen war.
    Wir gingen los, Norbert wollte uns das Gelände zeigen. Die drei Zelte befanden sich auf einer Anhöhe, auf der auch Norberts Haus stand, das übrigens riesig war und in dessen Anwesenheit man sich kaum vorstellen konnte, dass wir die nächsten vier Tage ohne fließendes Wasser auskommen sollten. Doch genau das war geplant. Vier Tage ohne Komfort des modernen Stadtlebens. Wasser aus dem Brunnen, das Essen über offenem Feuer gegart.
    »Und die Toiletten?«, fragte Amelie.
    Norbert zeigte auf ein einsames blau gestrichenes Hüttchen, das etwas abseits von den Zelten stand. »Eine Toilette. Das Plumpsklo.«
    Er lachte, als er Amelies Reaktion sah. »Keine Sorge. Sollte die Schlange davor zu lang werden, dann kommt ihr einfach zu uns ins Haus. Ach und noch etwas. Dahinten ist ein Wespennest.« Jetzt deutete er in die entgegengesetzte Richtung. »Passt ein bisschen auf, ja? Sie tun euch nichts, wenn ihr sie in Ruhe lasst.«
    Amelie sah immer noch entsetzt drein. Bei dem Wort Wespennest zuckte auch ich zusammen. Gut, dass ich mein Notfallset dabeihatte.
    Der Hügel, den wir hinunterstiegen, war so steil, dass wir die Füße teilweise seitlich stellen mussten. Die Quaks umringten Willi, richtig reif wirkten sie auf einmal. Kein Kichern, kein Quaken, kein Schnattern. Der einzige Hühnerhaufen hier sind eh wir, dachte ich. Vero und Felix, die wie die Kleinkinder die Köpfe zusammensteckten und gackerten, Diana, die wie ein Gockel voranstolzierte, Chris, der ihr nachflatterte und sie von irgendeinem Naturgesetz überzeugen wollte. Und ich? Ein kopfloses Huhn, das einem unerreichbaren Traumprinzen hinterherjagte.
    Kurz bevor der Hügel in eine flache Wiese überging, kam einer der beiden Dalmatiner an meine Seite und bellte freundlich. Er lief ein Stückchen vor und drehte sich dann zu mir um, bellte wieder. »Na gut«, sagte ich und rannte lachend das letzte Stückchen vom Abhang neben dem Hund hinunter. Unten wälzte er sich im Gras und ließ sich von mir kraulen. Sofort schoss der zweite Hund heran und warf sich freudig daneben. Willi rief: »Die mögen dich aber, die beiden!« Ich grinste
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