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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin
Autoren: Nora Miedler
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Missverständnis war. Du hast natürlich gedacht, dass nur die Psychofrau es wissen kann, und hast gar nicht begriffen, dass ich einfach nachgesehen hab. Weil es mir die ganze Zeit über irgendwie seltsam erschienen ist. Und auch wenn ich keine Ahnung gehabt hab, was ich eigentlich finden wollte, hab ich es doch gefunden.«
    »Häh? Wovon redet ihr überhaupt?«
    »Jetzt rückt doch endlich raus mit der Sprache!«
    Felix und Chris verstanden natürlich nur Bahnhof.
    Noch einmal seufzte ich. »Der Pfeil, der mich getroffen hat – der wurde nicht geschossen.«
    Sie sahen erst mich, dann Diana verständnislos an. »Was heißt nicht geschossen?«, fragte Felix schließlich.
    Ich schluckte. »Ich hab ihn mir selbst reingerammt.«
    »Wie konnte das denn passieren?« Chris schaute mich ungläubig an.
    »Es ist nicht einfach passiert, ich hab es absichtlich gemacht. Ich hab das Ende der Pfeilspitze in die Rinde gedreht und mich dann dagegenfallen lassen.«
    Jetzt sagten sie gar nichts mehr, dafür lächelte Diana mich an. In dem Moment war ich froh, dass ich mich endlich für die Wahrheit entschieden hatte.
    »Wieso?«, krächzte Felix schließlich.
    Diana antwortete für mich. »Weil sie ein bockiges, aber auch mutiges Mädchen ist, unsere Mia. Weil sie Mr Bean und alle anderen davon überzeugen wollte, dass es wirklich um Leben und Tod geht, nicht wahr?«
    Ich nickte. Dann bat ich leise: »Bitte, seid nicht böse auf mich.«
    »Warum hast du uns denn nicht einfach eingeweiht?«
    »Es ging alles so schnell. Die ganze Zeit hab ich überlegt, wie ich am besten beweisen kann, dass wir die Wahrheit sagen. Als dann die Pfeilspitzen ausgeteilt wurden, ist mir urplötzlich diese Idee gekommen und ich hab mir heimlich zwei Spitzen genommen.«
    »Mhm«, machte Diana, »und die zweite hat am nächsten Abend immer noch im Baum gesteckt, wo ich sie gefunden habe.«
    Jetzt kapierte ich es endlich. »Ich hab dir verraten, welcher Baum es war«, rief ich. »Der mit dem Herz und dem N + D!«
    Chris stutzte. »Du hast im Wald einen bestimmten Baum gefunden, Diana? «
    Sie lachte. »So schlimm war es wieder auch nicht. Ich war doch eine der Ersten, die Mia entdeckt hat, also wusste ich, wo ich ungefähr suchen musste. Das einzig Schwierige waren die Lichtverhältnisse in der Nacht, aber ich hab eine gute Taschenlampe.«
    Felix stupste Chris an. »Welche von den beiden hat eigentlich den größeren Knall?«
    Niemand von uns fing richtig zu lachen an, doch ich fühlte, dass wir es geschafft hatten, ein wenig von der alten Vertrautheit zurückzugewinnen. Lange Zeit saßen wir noch in meinem Zimmer. Mehrmals überkam mich eine latente Traurigkeit. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, ich musste es endlich aussprechen. »Ich vermisse sie.«
    Sie nickten. Alle drei. Sie vermissten sie auch. Als wir uns das gegenseitig eingestanden, verspürte ich wieder Zuversicht. Das Leben würde weitergehen. Und wir vier – wir hatten uns.
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