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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin
Autoren: Nora Miedler
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dem Blick standzuhalten, wie es normal gewesen wäre, schlug ich schnell die Augen nieder.
    Da wusste sie, dass ich es wusste.

10
    »Lass uns zurückschwimmen«, sagte ich leise. »Wir müssen die andern warnen. Diana… sie hat das alles gemacht.«
    Ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Hältst du mich für so blöd oder glaubst du, dass ich dich für so blöd halte.«
    »Wieso? Glaub doch, was du willst, jedenfalls schwimme ich jetzt zurück.«
    »Das wirst du nicht!« Sie hob den Arm, ich dachte, sie wollte mich schlagen, doch sie riss mir stattdessen die Brille herunter und warf sie ins nachtschwarze Wasser. Meine müden nachtblinden und kurzsichtigen Augen konnten meinem Gehirn nur noch dunkle Schwaden und verschwommene Umrisse signalisieren. »W-wieso?«, stieß ich hervor.
    »Weil ich gern auf Nummer sicher gehe. Die Chancen stehen auch mit Brille schlecht für dich, das ist schon klar. Mit deiner verletzten Schulter -« Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und drückte zu. Ich schrie. Mein lädierter Körper zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Vero«, rief ich und meine Stimme kippte vor Verzweiflung. »Das kannst doch nicht alles du gewesen sein. In der Nacht… das Pfefferspray… du…! Und was ist mit Diana?«
    »Ha, Diana!«, spottete sie, ohne den festen Griff um meinen Oberkörper zu lockern. »Ich weiß nicht, wie du drauf kommst, aber sie hat mit alldem nichts zu tun. Die Psychofrau, huhuuuu«, sie blies mir ins Gesicht, »bin ich! Das hättest du nicht gedacht, oder? Niemand hätte mir das zugetraut.«
    Ich schüttelte den Kopf, flehte darum, endlich aus diesem Albtraum zu erwachen.
    »Du bist auch zu blöd, Mia. Ich hab alles so schön hingedreht, damit Joe belastet wird, aber nein, unsere Mia nimmt die Neue ständig in Schutz und schiebt am Ende lieber ihrer Freundin Diana alles in die Schuhe.«
    »Mit meiner Freundin hatte ich ja gar nicht so unrecht«, erwiderte ich patzig.
    »Freundin? Verhält man sich so einer Freundin gegenüber? Mir David wegschnappen? Ist das Freundschaft?« Sie redete sich so in Rage, dass sie den Druck um meinen Körper verminderte. Ich spürte, wie mein Körper langsam vom Felsen glitt, sie spürte es auch und packte wieder fester zu.
    »Du warst mit ihm im Bett, du miese Schlampe«, stieß sie hervor.
    Tränen kippten aus meinen Augen. »Ach Vero, ich hab doch gar nicht mit ihm geschlafen. Das war doch nur eine saublöde Lüge.«
    »Jetzt lügst du«, zischte sie. »Du lügst doch, oder? Das kannst du doch am allerbesten. Ich hab gesehen, wie ihr euch geküsst habt.«
    »Das war aber nur Spaß von seiner Seite. Er empfindet gar nichts für mich, ich schwöre es.«
    »Aber du stehst auf ihn und das darfst du nicht, wenn du meine Freundin bist!«
    »Aber ich hab dich doch gefragt und du hast gesagt, es macht dir nichts aus.«
    »Aber wann hast du mich gefragt?« Ihre Stimme gellte durch die Höhle, ich flehte, dass sie bis zu den anderen ans Ufer drang. Sollte ich es doch riskieren und ganz laut um Hilfe schreien? Um Hilfe schreien und dann ganz schnell abtauchen? Aber erst musste ich mich irgendwie aus ihrem festen Griff winden.
    »Du hast mich gefragt, nachdem du mit ihm geschlafen hast!«
    »Ich hab nicht –«
    »Tut das eine Freundin?«
    »Nein, nein«, mittlerweile wimmerte ich, wobei das sogar ein Teil meines Plans war – sofern man das winzige Fünkchen Hoffnung, das noch in mir keimte, als Plan bezeichnen konnte. Ich musste noch schwächer wirken, als ich mich tatsächlich fühlte, dann hatte ich vielleicht eine Chance. Kläglich schniefte ich: »Aber warum hast du es mir nicht einfach gesagt, dass du noch an ihm hängst? Wie hätte ich es denn wissen sollen?«
    »Gute Freundinnen haben keinen Sex mit dem Exfreund ihrer besten Freundin.«
    Ich nickte. »Aber wie hast du all das zustande gebracht? Die Insekten? Und das mit dem Pfefferspray?«
    Sie schnaubte verächtlich. »Wie schon? Erinnerst du dich, dass Norbert uns von dem Wespennest erzählt hat? Ich hab die Insekten in der Nacht gesammelt und in die Flaschen gesteckt. Hast du schon mal in ein Wespennest gefasst? Die Viecher haben mich gestochen. Deshalb die roten Schwellungen an meinen Händen.«
    »Wir dachten, das war vom Pfefferspray«, murmelte ich. »Aber die Würmer in deiner Flasche? Das geht doch nicht!«
    Verständnislos sah sie mich an. »Wenn man etwas erreichen will, muss man auch Opfer bringen. Niemand würde annehmen, dass ein Mädchen sich selbst mit Pfefferspray besprüht und freiwillig
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