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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin
Autoren: Nora Miedler
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Würmer isst.« Sie lachte finster. »Ich esse Würmer und was machst du? Stirbst nicht, sondern schluckst die Scheißwespe, ohne dass sie dich sticht. Ich dachte, ich dreh durch.«
    »Wo hast du mein Notfallset hingetan?«
    »Glaubst du, das brauchst du noch?«
    Es war fürchterlich zu sehen, wie sehr sie ihre Macht genoss. Doch genau das war auch meine Chance. Sie wollte reden, sie wollte mir all ihre Heldentaten erzählen, vielleicht konnte ich sie so lange dazu ermuntern, bis die anderen sich auf die Suche nach uns machten.
    Doch Vero schien meine Gedanken lesen zu können. »Vergiss es, Mia. Dir kommt es vielleicht vor, als würden wir schon seit Stunden vermisst werden, in Wirklichkeit sind grad mal zehn Minuten vergangen, seit wir Diana davongeschwommen sind. So schnell vermisst dich bestimmt niemand. Und was meinst du, was Diana gerade macht?« Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort von mir. »Sie erzählt zuerst mal Chris, dass Mia jetzt total am Durchdrehen ist und sich grade mit Vero ausspinnen ist. Dann geht sie rauf zu Felix und erzählt ihm dasselbe. Bis die draufkommen, dass wir nun schon zu lange weg sind, treibst du schon unter Wasser und ich schwimme vollkommen verzweifelt zurück, weil ich dich in der Dunkelheit verloren habe.«
    Ich kämpfte darum, die Tränen zurückzuhalten. Du musst jetzt einen klaren Kopf bewahren, Mia. Heulen bringt jetzt gar nichts. »Bevor ich aber unter Wasser treibe, möchte ich den Rest der Geschichte hören«, sagte ich. Der Überlebenswille hatte gottlob überhandgenommen, die Tränen versiegten. »Und genieß es, Vero, denn ich bin die Einzige, der du jemals die wahre Geschichte erzählen kannst.«
    Vero schaute mich kurz irritiert an, in ihrem Blick lagen Hass und Triumph, aber irgendwie sah sie auch traurig aus. Ein paar Atemzüge lang sagte sie nichts. Ich zitterte. Bitte, lieber Gott, lass mich noch nicht sterben. Dann begann sie zu erzählen.
    Es war die Geschichte eines Mädchens, das einst wunderhübsch gewesen war und jetzt nicht einmal mehr durchschnittlich gut aussah. Die Geschichte eines Mädchens, das sich mit Übereifer in seine Freundschaften gestürzt hatte, um den Verlust der Anerkennung für sein Äußeres zu kompensieren. Vero peitschte die Sätze regelrecht herunter, ich vermutete, dass sie so gehetzt sprach, weil sie Angst hatte, dass uns jemand fand, bevor sie ihr Werk vollendet hatte.
    Denn das begriff ich nun. Mein Tod war das Ziel, die ganze Zeit über war es um nichts anderes gegangen. »Außer darum, Joe möglichst tief reinzureiten, damit auch sie mir David nicht mehr abspenstig machen kann.«
    Und noch etwas verstand ich jetzt. Vero hatte unendlich an mir gehangen, sie hatte mich richtiggehend geliebt. Und sie hatte mir vertraut. Noch nie, sagte sie, noch nie hatte sie eine herbere Enttäuschung erlebt als meine Eröffnung, dass ich mit David geschlafen hatte. Ohne auch nur im Geringsten an ihre Gefühle zu denken, denn immerhin war sie fast zehn Monate lang seine Freundin gewesen und in der letzten Zeit war er wieder so nett zu ihr gewesen, dass sie sich echte Hoffnungen gemacht hatte.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, schrie ich verzweifelt.
    Sie legte mir augenblicklich die Hand vor den Mund. »Pscht, nicht so laut!« Giftig sah sie mich an. »Ich hab es nicht gesagt, weil es normalerweise nicht nötig ist, so etwas zu sagen. Noch mal, du Schlampe: Man schläft nicht mit dem Exfreund der besten Freundin!«
    Und dann erklärte sie mir endlich, warum sie von Anfang an nicht nur auf mich losgegangen war, sondern unsere ganze Clique inklusive sich selbst zum Opfer gemacht hatte.
    »Mein erster Impuls war, dich auszulöschen. Richtig auszulöschen aus meinem Leben. Ob du stirbst oder einfach nur weg bist, war mir zunächst egal, Hauptsache, ich musste dich nie wiedersehen. Als ich aber in meinem Schlafsack gelegen und darüber nachgedacht habe, war mir das plötzlich zu wenig. Erstens wollte ich, dass du wirklich leidest, dass du richtig Schiss hast, und zweitens wollte ich Felix und Diana auch gleich einen Denkzettel verpassen. Diana, weil sie dich mir immer vorgezogen hat, und Felix, weil er auf dich steht. Und Chris – na ja, der musste der Logik halber einfach auch dran glauben. Dann konnte man zumindest vermuten, dass jemand es auf unsere gesamte Clique abgesehen hatte.«
    »Das ist – verrückt«, stammelte ich und musste einen Schrei unterdrücken, weil Vero mich noch fester packte.
    »Du wirst es nicht noch mal wagen,
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