Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin
Autoren: Nora Miedler
Vom Netzwerk:
flüsterte sie und warf Quen und Amelie einen bösen Blick zu.
    »Ihr zwei habt sie doch nicht mehr alle!«, keuchte Amelie.
    »Wir drei«, konterte Vero und stellte sich an meine freie Seite. Felix und Chris gesellten sich zu uns, Chris grinste übers ganze Gesicht, ihm hatte mein Ausbruch offensichtlich gefallen. Und Felix nahm Quen und Amelie ins Visier und sagte betont gelangweilt: »Mir ist zu Ohren gekommen, dass eine von euch Schreckschrauben uns fünf auseinanderbringen will. Hier kommen news für euch: Das funktioniert nicht.«
    Mr Bean hatte wohl erwartet, uns zähneklappernd und vollkommen durch den Wind vorzufinden. Durch meinen Ausbruch war die Stimmung allerdings auf den Nullpunkt gesunken. Die Mehrheit wirkte betreten, teils ernst, teils verlegen grinsend. Quens und Amelies Getuschel triefte vor Selbstgerechtigkeit, doch ich konnte es ihnen nicht verdenken. Was, zur Hölle, war in mich gefahren? Ich hatte doch so schon genug Probleme. Mein Blick schwenkte zu David, er hob die Augenbrauen und wandte sich dann ab. Joe hingegen nickte mir zu. Kinga starrte die ganze Zeit über den Boden an.
    Während Bieninger und Norbert uns zunehmend enttäuscht ausfragten, ob es denn schlimm gewesen sei, beugte ich mich zu Felix: »Was du vorhin zu Quen und Amelie gesagt hast… – Glaubst du wirklich, dass sie uns ausei­nanderbringen wollen? Glaubst du, dass sie hinter den Attacken stecken?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte denen doch nur eins reinwürgen.«
    Nachdem der erste Teil meiner Aggression verraucht war, fühlte ich mich leer und schwach. Was war los mit mir? Wie konnte ich nur so die Kontrolle über mich verlieren? Dass ich nicht wusste, ob ich den Quaks oder Joe trauen konnte, war eine Sache. Dass ich mir aber langsam selbst nicht mehr traute, war mehr als bedenklich.
    Da fiel mein Blick auf die beiden Männer. Sie standen zusammen und sahen ein bisschen enttäuscht aus. Ich ging zu ihnen hin. »Der Waldmarsch war echt der Hammer. Also, ich muss gestehen, dass ich es nicht, ohne ein bisschen zu kreischen, durchgehalten hab.« Wie ich es mir gedacht hatte, war es das, was Norbert in Wirklichkeit hören wollte. Er fing an zu grinsen, Mr Bean nickte selbstgefällig.
    Ich lächelte. »Norbert, kann es sein, dass irgendeine Frauenstimme unsere Namen gerufen hat, oder hab ich mir das in meiner Panik nur eingeredet?«
    Die Antwort war die, die ich vermutet hatte. »Da muss wohl die Fantasie mit dir durchgegangen sein, Mia.«
    Ich stand vor dem Zelt und fröstelte. Es war nach elf Uhr gewesen, als Mr Bean uns in die Zelte geschickt hatte und selbst endlich in Norberts Haus verschwunden war. Zumindest in den nächsten zwei Stunden brauchten wir keine große Angst zu haben, dass er nach draußen kam.
    Mein Frösteln lag wohl nur teilweise daran, dass ich mitten in der Nacht einen Bikini trug. Was, wenn unser Plan schiefging…? Ich wusste, ich durfte diesen Gedanken nicht zulassen, aber er schob sich immer wieder in den Vordergrund. Konnte es sein, dass jemand von uns in dieser Nacht starb? Dass die nächsten paar Momente die letzten im Leben eines von uns waren? Obwohl ich nun doch nicht als Köder eingesetzt wurde, beschäftigte mich naturgemäß auch die Vorstellung, was wäre, wenn es mich erwischte. Ich würde meine Eltern nie wiedersehen. Das Tageslicht nie wiedersehen. Mein Foto würde in der Zeitung landen und ich nur noch als »die Leiche« und »das tote Mädchen« betitelt werden. Ich atmete kräftig ein. Und genau aufgrund dieser unsinnigen Spekulationen musste dem Spuk heute ein Ende gesetzt werden. Sonst landete ich am Ende wirklich noch in der Geschlossenen.
    David und Ben schlenderten an mir vorbei. Natürlich überfiel mich sofort der Gedanke, dass ich auch David vielleicht zum allerletzten Mal sah. Ich musste einfach mit ihm reden. »Wer sind denn jetzt die ersten Wachposten?«, fragte ich zaghaft.
    »Wie geplant, Quen und Tobi«, antwortete Ben nach einer kurzen Pause. Anscheinend hatte er, wie ich, darauf gewartet, dass David die Antwort geben würde.
    »Okay.« Ich nickte und verfluchte mich, weil mir nichts Besseres einfiel.
    »Na dann…« Jetzt lächelte David mir doch zu. In meiner momentanen Verfassung genügte dieses unverhoffte Lächeln, um mich aus der Bahn zu werfen.
    »Ich muss jetzt mit dir reden«, fuhr ich ihn an. »Allein!«
    »Alter?« Ben riss mit gespieltem Erschrecken die Augen auf. »Kann ich dich wirklich mit der alleine lassen?«
    »Ja, du kannst«, antwortete ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher