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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin
Autoren: Nora Miedler
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nicht entscheiden, ob er nun mit stolzgeschwellter Brust über den Gang marschieren soll oder lieber doch mit hängendem Kopf auf seinem Platz sitzen bleiben.«
    »Der Arme«, sagte ich. »Wenn ich am Montag wieder in der Schule bin, werde ich mich jedenfalls ausgiebig bedanken.«
    »Aber übertreib’s nicht. Immerhin konnte er dich nur aus dem Wasser ziehen, weil wir –«, er stockte, »– weil wir sie in Schach gehalten haben.«
    Ich zog die Beine an. Leise fragte ich: »Wie konnte sie so werden? Oh Gott, ich fühl mich so mies.« Während der Tage und Nächte im Krankenhaus hatte ich mit mir gerungen, wie viel von Veros Motiv ich meinen Freunden gegenüber preisgeben durfte. Zu den beiden Polizistinnen, die mich insgesamt dreimal im Spital besucht hatten, war ich ehrlich gewesen. Sie hatten sehr nett und verständnisvoll reagiert.
    Tränen liefen mir aus den Augen. Felix legte den Arm um mich, da fing ich erst recht zu schluchzen an. Er drückte mich noch etwas näher an sich. Und dann erzählte ich es ihm.
    Dass der Ausschlag für Veros Attacken meine Aussage gewesen war, mit David geschlafen zu haben. Und dass ich gelogen hatte.
    Er erwiderte lange Zeit gar nichts, ließ seinen Arm aber auf meiner Schulter liegen – die zwar immer noch schmerzte, doch das machte nichts. Endlich sagte er: »Ganz egal, was du behauptet hast, Vero hätte jedenfalls nie so reagieren dürfen. Für das, was sie getan hat, gibt es keine Rechtfertigung. Für das, was du getan hast, schon. Du bist eben einfach eine dumme kleine Nuss.« Die letzten Worte klangen liebevoll.
    Ich lächelte schwach, spürte aber, dass mein Herz wie wild klopfte. »Ey! Wenn ich wieder auf dem Damm bin, dann setzt es was für die Bemerkung!«
    Als Antwort küsste er mich auf die Schläfe.
    »Oh«, sagte ich, weil ich irgendwie reagieren wollte, aber nicht wusste, wie.
    Ich spürte, wie sein Körper sich anspannte, spürte, dass er etwas sagen wollte. Gebannt wartete ich. Er räusperte sich. »Und ähm, du hast vorhin gesagt, dass du gar nicht mit ihm im Bett warst… stimmt das?«
    Ich nickte.
    »Okay.«
    »Und wie findest du das?«, fragte ich schüchtern und drehte seinen Kopf zu ihm.
    »Wie ich das finde?« Jetzt sah er belustigt drein, wobei er gleichzeitig knallrot wurde. »Gut finde ich das!«
    Ich war mittlerweile so verlegen, dass ich mich am liebsten vergraben hätte, aber jetzt wollte ich endlich Klarheit. »Und warum findest du das gut?«
    Er sah mich leicht verzweifelt an. »Na, warum wohl?« Und dann küsste er mich. Das heißt, wir küssten uns. Es war ein langer, liebevoller, leiser Kuss.
    Als Diana und Chris zu uns stießen, merkte ich ihnen an, dass sie die Situation richtig einschätzten. Beide warfen uns wissende Blicke zu, waren aber anständig genug, keinen Kommentar abzugeben.
    Das Gespräch über die Ereignisse der vergangenen Tage begann stockend, doch als Diana nicht lockerließ und partout von Felix wissen wollte, warum er die ganze Zeit alles so runtergespielt hatte, was uns zugestoßen war, gab er zu: »Okay. Ich hab in echt auch ein bisschen Schiss gehabt und wollte das nicht zeigen.« Er grinste schief und stupste mit den Zehen an Chris’ Schenkel. »Ich bin ja der einzige richtige Mann in der Truppe. Das Genie hier kann vielleicht denken, aber euch doch nie im Leben beschützen.«
    »Oh, du großer, starker Mann.« Chris gab sich ehrfürchtig, während er sich vorbeugte und Felix den Mittelfinger unter die Nase hielt. Er wirkte dabei aber kein bisschen gekränkt.
    Diana räusperte sich. Fragend sahen wir sie an. Sie nickte und sagte bedächtig: »Ich finde es schön, dass du jetzt ehrlich warst, Felix. Du auch, Mia?«
    Ich war mir nicht sicher, ob Chris und Felix der Unterton in ihrer Stimme aufgefallen war, ich jedoch wusste, was er bedeutete.
    Ich seufzte tief, dann wand ich mich aus Felix’ Arm. Vielleicht würde er mich ja gar nicht mehr mögen nach dem, was ich zu sagen hatte.
    »Was Diana eigentlich sagen will«, begann ich, »ist, dass ich euch in noch einer Sache, einer wirklich schlimmen Sache, etwas vorgespielt habe. Auch wenn ich noch immer nicht weiß, wie Diana draufgekommen ist.«
    Sie schüttelte erst stumm den Kopf, dann sagte sie: »Das war schon sehr schräg, als du auf einmal gedacht hast, dass ich die Psychofrau bin. Ich hab gar nicht kapiert, warum du zu Vero ins Wasser gesprungen bist. Nachher bin ich unser Gespräch immer wieder im Kopf durchgegangen, bis ich endlich begriffen hab, was das
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