Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schokofalle

Die Schokofalle

Titel: Die Schokofalle
Autoren: Boris Pfeiffer
Vom Netzwerk:
Höllentöne

    Das seltsame Geräusch war ganz plötzlich in Justus Jonas’ Ohren. Ein schrecklicher Ton, als würde jemand mit großer Kraft spitze Fingernägel über eine Stahlplatte ziehen.
    Justus erschauerte. Irgendetwas musste er doch gegen diese Höllentöne machen können. Justus überlegte fieberhaft. Dann fiel es ihm ein. Er musste sich die Ohren zuhalten. Und wie? Natürlich mit den Händen, schimpfte er mit sich.
    Ein Glück war ihm dieser geniale Gedanke noch rechtzeitig gekommen. Justus wollte ihn eben in die Tat umsetzen, als er merkte, dass etwas Schweres seine Arme festhielt.
    Nein! Justus strampelte verzweifelt und versuchte sich zu befreien. Auf keinen Fall würde er sich kampflos ergeben. Er spürte, wie es ihm gelang, das schwere Wesen von sich zu schieben. Wahrscheinlich handelte es sich um ein bösartiges Nilpferd oder sogar einen Höllenwurm.

    5
    Justus Jonas schüttelte verwundert den Kopf. Was sollte das denn schon wieder sein? Ein Höllenwurm? Irgendetwas ging hier doch nicht mit rechten Dingen zu. Verzweifelt versuchte Justus sich zu erinnern, wer er war und wo er normalerweise lebte. Und dann kam ihm die Erleuchtung!
    Justus Jonas schlug die Augen auf und erwachte in seinem Bett. Uff! Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das war wirklich ein sehr wilder Traum gewesen.
    Höllenwürmer, so ein unlogischer Unsinn. Plötzlich aber erstarrte Justus. Draußen vom Hof ertönte das schreckliche Geräusch wieder. Justus lief es kalt den Rücken runter. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihm, dass es schon weit nach Mitternacht war. Dann hörte er es erneut. Es war ein lang gezogenes, gequältes Quietschen. Und es kam näher. Dazu breitete sich jetzt auch noch ein eindringlicher, süßer Geruch in seinem Zimmer aus.
    Zum Glück schlief er jetzt nicht mehr und konnte sich Klarheit verschaffen. Justus sprang auf und 6
    tappte ans Fenster. Unter ihm lag Onkel Titus’
    Schrottplatz verlassen im Mondlicht. Von der Straße schob sich ein rundes, rotes Ding langsam auf das Hoftor zu. Auf den ersten Blick sah es wirklich aus wie ein riesiger Wurm. Was konnte das nur sein? So große Würmer gab es natürlich nicht. Und irgendwie lag das Ding schief auf der Straße, als hätte es Schlagseite. Also vielleicht ein Ufo, das eine Notlandung hinter sich hatte? Oder doch nur ein Lastwagen? Aber Lastwagen waren normalerweise viereckig. Und warum hatte das Ding keine Scheinwerfer an?
    Wieder kreischte das Ding. Und diesmal kam Justus das Geräusch bekannter vor. Das klingt doch wie … – nachdenklich knetete er seine Unterlippe.
    Natürlich, kaputte Bremsen! Also ist es doch ein Laster! Und dann wurde Justus auch klar, was für ein Laster es sein musste. Ein Tanklasterwagen oder ein Betonmischer. Denn nur die waren rund.
    Justus sah genauer hin. Der Aufbau sah eher wie ein Tank aus.

    7
    Mittlerweile hatte das Gefährt das Hoftor er-reicht. Wieder quietschte es wie wild. Dann schwang sich ein hünenhafter Mann aus dem Fahrerhäuschen. »Hallo? Ist jemand wach?«, rief eine raue Stimme. »Ich habe einen Platten und brauche Hilfe!«
    Justus holte tief Luft. Jetzt war alles klar. Mit einem Platten musste der LKW so langsam fahren, dass es aussah, als würde er kriechen. Und irgendwie hatten deswegen die Bremsen angefangen zu quietschen. »Höllenwürmer«, Justus kicherte, »so einfältig bin ich doch sonst nicht«.
    Was allerdings war dieser komische Geruch, der durch sein Fenster wehte? Unter ihm öffnete sich die Haustür. »Kundschaft, um diese Zeit?« Titus Jonas, Justus’ Onkel, war auf die Veranda getreten und sah dem Lastwagenfahrer entgegen.
    »Tut mir Leid, aber ich muss gleich weiter.« Der Fahrer ging mit schnellen Schritten auf Onkel Titus zu. »Wenn Sie einen Ersatzreifen haben, bin ich sofort wieder weg.«

    8

    9
    Justus beugte sich weiter hinaus. Er musste heraus-finden, um was es sich hier handelte.
    Ohne lange zu überlegen, kletterte Justus aus dem Fenster auf das Dach von Onkel Titus’ Schuppen, in dem dieser seine kostbarsten Wertstoffe aufbe-wahrte. Wertstoffe, so nannte Onkel Titus alles, was er für seinen Schrottplatz zum Weiterverkauf oder für seine Sammlung seltener und besonderer Dinge ankaufte.
    So leise wie möglich ließ sich Justus vom Schuppen zu Boden gleiten. Er stand nun unmittelbar vor dem Tanklaster. Aus der Nähe betrachtet war er gar nicht so riesig. Es war ein einfacher LKW mit einem aufmontierten Tank. Der Geruch allerdings war unglaublich stark. Eine süße Wolke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher