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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
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beste Freundin und die beiden würden so tun , als backten sie Amarettini, so wie sie immer so taten als sei das, was sie in ihrem Spiel erlebten, die pure Realität. Ich wusste das, denn ich war es gewesen, dem man in den letzten Jahren die Aufgabe übertragen hatte, auf Anna aufzupassen. Nicht Renzo oder Rebecca oder Tomaso oder uns allen abwechselnd - nein - mir hatte man das angetan! Noch so eine Ungerechtigkeit.  
    »Bring mir welche mit«, sagte ich etwas netter, denn sie konnte ja nun wirklich nichts dafür.
    »Dann bist du wieder glücklich«, versicherte sie mir, gab mir einen Kuss auf die Wange und flitzte ins Haus zurück, um ihre zehn Millionen Sachen zusammen zu kramen, die sie heute noch brauchen würde...
    Immerhin - sie entlockte mir ein Lächeln...
     
    Was macht ein Sechzehnjähriger mit seiner Zeit?
    Nun, andere Dinge als ich sie tat. Und darin lag vielleicht auch das Problem.
    In den Augen meiner wenigen Freunde, die ich hatte, galt ich als eigenartig. Das war nie anders gewesen, und es hatte mich auch nie gestört. Es gab mir einfach nichts, mit meinem Roller in einer Tour um die drei in Frage kommenden Piazzas rumzukurven, und die Abende damit zu verbringen, in immer derselben Gruppe abzuhängen, immer die selben Mädchen anzubalzen und ewig die gleichen Sprüche abzulassen. So taten es die meisten hier, und so erwartete es man wohl auch von ihnen. Ich verbrachte meine Zeit lieber im Restaurant oder mit mir alleine.
    Nicht, dass ich nicht versucht hätte, auch mal Anschluss zu finden - ich kannte das ja zur Genüge von Tomaso, nur - es ödete mich schon nach kurzem an. Ich wusste nicht, warum das so war - es war halt so. Es war für mich Zeit totschlagen, und daran hatte ich einfach kein Interesse.
    Ich war halt kein typischer Sechzehnjähriger.
    Kino - ja klar, Kino war ab und zu eine gute Alternative zur Küche, aber auch da schlug es mich eher alleine hin. Ich war halt ein Einzelgänger.
    Um so mehr nervte es mich, dass damit nun Schluss sein würde.
    Sicher hatte Antonio recht, wenn er sagte, wir könnten Unterstützung gebrauchen. Das musste ich zugeben, aber warum dann nicht gleich einen richtigen, ausgebildeten Koch? Ich wusste, dass es eine Warteliste von wirklich guten Köchen gab, die bei uns arbeiten wollten. Fakt war: Ein neuer Lehrling konnte sich nicht so einbringen wie ich das tat. Egal. Ich hatte mich damit abzufinden...
     
    »Matteo ist stiller geworden...«
    Mir wäre das vermutlich gar nicht aufgefallen, aber unsere Mutter äußerte sich eines Tages besorgt darüber.
    »Vater spricht kaum noch.«, stellte sie irgendwann sachlich während einer mittäglichen Pasta fest. Sie nannte Matteo immer - Vater -, obwohl es der von Antonio und nicht ihr eigener war. Wir blickten von unseren Tellern auf, sahen uns gegenseitig an und nickten.
    »Ja, jetzt wo du’s sagst.« Antonio nahm einen Schluck Rotwein und wandte sich zu mir.
    »Wie ist das, Luca, spricht er mit dir? Du siehst ihn von uns hier doch am häufigsten.«
    Das stimmte.
    Matteo war derjenige in der Familie, der für die Einkäufe und Bestellungen zuständig war, und ich, als Lehrling, begleitete ihn in der Regel dabei.
    »Mir ist nichts aufgefallen«, antwortete ich kauend, »...aber wir sind auch immer zu zweit, und da redet er so viel oder so wenig wie sonst auch.«
    »Ob er krank ist?«, überlegte Antonio laut.
    Unsere Mutter schüttelte den Kopf. »Dann hätte er gejammert. In dem Punkt ist er wie alle hier am Tisch.«
    Antonio wollte widersprechen, überlegte es sich nach einem Blick auf Valentina jedoch anders. »Luca. Wenn du mit ihm losziehst und einkaufst, dann achte auf ihn, ja? Ob dir irgend etwas auffällt...« Ich nickte und widmete mich wieder meiner Pasta.
     
    Die Markthalle von Pesaro ist der ultimative Ort.
    Natürlich ist auch die von Fano nicht schlecht, aber für Matteo kamen eigentlich nur die Händler aus Pesaro in Frage, ganz klar, denn mein Großvater kam von dort.
    Und daher kauften wir zumindest einmal die Woche dort ein.
    Auf die Idee mit Matteo und dem Einkauf war Rebecca seinerzeit gekommen, als deutlich wurde, dass die Arbeit in der Küche zu schwer für ihn wurde.
    »Keiner kennt die Händler in den Markthallen so wie er«, gab sie zu bedenken und jeder musste ihr Recht geben.
    Also übertrug Antonio den kompletten Einkauf an Matteo. Es zeigte sich schnell, dass diese Idee zündete. Jeder - nicht nur die älteren Händler - schätzte meinen Großvater, und sie sorgten immer für eine
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