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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Insasse zugewandt hatte.
    »Es ist nicht so, wie du denkst...«, sagte er vorsichtig.
    »...Ist es nicht ...? Ach... dann ist es wohl so.«  
    »Alles ... okay? «  
    »Oh, ja, ja... alles wunderbar«, antwortete ich matt. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen...«
    Ich starrte auf die Wand vor mir, dankbar, dass sich kein Spiegel dort befand.
    »Wir müssen reden, Luca...«
    »...Müssen wir nicht ...«, antwortete ich leicht angetrunken, rutschte von meinem Barhocker und machte unbeholfene Anstalten zu verschwinden. »Habe schon zu viel gesagt... heute...«  
    »Dann hör mir wenigstens zu. Hör mir zu, bitte, Luca...«, drängte er fast schon verzweifelt, während er hinter mir her lief. »Bitte!«
    Also ließ ich mich widerwillig auf einen der Sessel fallen, einfach nur von der Hoffnung getragen, dass all dies, dies Fürchterliche um mich herum, endlich bald ein Ende haben würde. Ich wollte einfach nur, dass es vorbei ging. Mehr verlangte ich ja gar nicht.
    »Der da in dem Zimmer ist Daniele ...«, sagte Shiro eindringlich und versuchte dabei, mir in mein Auge zu sehen.  
    »...Es interessiert mich nicht...«, wehrte ich müde ab. »...Ist mir... egal...«
    » Daniele ... verstehst du Luca? Daniele aus Perugia...«  
    Und dann, ganz, ganz langsam, dämmerte es mir.
    ‘Ele - Daniele, Shiros Daniele . Jener Daniele, wegen dem er die Stadt verlassen musste, damals. Jener Daniele, dem im Grunde so viel zu verdanken war. All die vergangenen Monate, all das, was seitdem passiert war. Nichts wäre so verlaufen ohne jenen Daniele. Shiros wundervoller Daniele. Er hat mein Herz berührt... Dieser Daniele! Der Herzberührer ...  
    Schon damals hatten diese Worte mir einen Stich versetzt. Einen kleinen, fiesen Stich. So, wie jetzt auch. Einen Stich... nur tiefer, viel, viel tiefer.
    »Wie... wie hat er... dich gefunden?«
    »Meine Internetseite für Übersetzungen...«
    Ja, klar. Das Internet...  
    »Du weißt, dass ich ihn nicht einfach wegschicken kann...«
    Das wusste ich nur zu gut. In der Tat. Dafür kannte ich Shiro schon zu lange. Und viel zu gut. Irgendwie gab ich ihm ja fast auch Recht. Fast...
    »...Du liebst ihn immer noch... oder?« Ich wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören, kannte sie eh.
    »Ich weiß es nicht...«, sagte er denn auch ehrlich hilflos «...Ich weiß es einfach nicht.«
    »Aber...«, quälte ich mich weiter. «...Du musst es herausfinden...«
    »Ich denke, ja... Wir hatten doch nie die Chance... «
    » Und ich...?«, fragte ich dünn. «Was ist mit mir?«  
    »Mein Gott, Luca, ich liebe dich...«
    »Das... das ist schön... « , sagte ich und spürte mit einem Mal eine Traurigkeit in mir, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte, denn ich begriff langsam, was das alles für mich bedeuten würde.  
    »...Schön ist das...«, wiederholte ich wie mechanisch und begann danach lautlos an der Schulter meines Liebsten zu weinen...
     
     

Es war fast wie an jedem Abend ...
    Ich stand an der Terrassenbrüstung und schaute über die Bäume hinweg, weit ins Tal. Die Sonne stand mittlerweile sehr tief und sie bot dem Auge ein unglaublich klares, ja beinahe dramatisches Schattenspiel.
    Ich liebte diese Momente.
    Und ich liebte die Ruhe hier.
    Sechseinhalb Monate waren vergangen.
    Über ein halbes Jahr, seit meinem Auftritt bei der Simona Latello-Show, sechseinhalb Monate seit dem Morgen im L'Amo.
    Die wenigen Begegnungen, die ich danach noch mit Shiro hatte, habe ich trotz allem in guter Erinnerung, wenngleich mich Wehmut packt, sobald ich an ihn denke.
    Das war am Anfang aber schlimmer.
    Da allerdings halfen mir die vielen Veränderungen, die über mich hereinbrachen, in dieser Zeit.
    Die Kündigung von Canale 5 hatte ich am Folgetag per Eilboten im Kasten. Nichtsdestotrotz drehten wir die angefangene Staffel zu Ende.
    Laut Einschaltquoten war es die erfolgreichste der ganzen Produktion, was mir dank Vertragsklausel noch eine nette Summe nebenher bescherte.
    Im Anschluss kaufte ich Santa Maria della Casella.
    Es fällt mir bis heute schwer zu sagen, warum ich es getan habe. Ich weiß nur, ich habe diesen Schritt bis zum heutigen Tag nicht bereut.
    Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass es mich auf Dauer in die Berge ziehen könnte.
    Immer war es das Meer gewesen, das eine Anziehungskraft auf mich ausgeübt hatte.
    Aber nun, wo ich weitestgehend auf mich alleine gestellt hier oben lebe, kann ich es mir anders überhaupt nicht mehr vorstellen. Und ganz alleine bin ich ja auch
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