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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ganze Zeit mit wachsender Ungeduld gesucht hatte: Shiro.
    Er stand etwas abseits vom Trubel und unterhielt sich ungewöhnlich intensiv mit einem wirklich schönen Jungen, der ihm aufmerksam zuhörte.
    Irgendwie versetzte mir dieses Bild einen Stich, aber ich dachte auch zeitgleich an die letzten Wochen und die Erkenntnisse, die ich daraus gewonnen hatte. Minutenlang ließ ich dieses Bild auf mich wirken, Shiro und den Jungen, und ich sah Fabio und mich, Arm in Arm am Fenster stehen, den Blick ins Tal gewendet - sah für einen kurzen, ganz, ganz kurzen Augenblick Renzo, seine vertrauten Lippen - und alles war richtig... gut so... Es gab keine Musik, die auf mich niederprasselte, keine drängelnden, schubsenden Körper um mich herum. Da gab es nur diese Momente in mir, den Moment dieser Beiden, und eine ungreifbare Verbindung zwischen uns.
    Als Shiro dann plötzlich meiner gewahr wurde, zerbrach für einen Augenblick das Bild in mir selbst, die Rhythmen um mich herum schwollen wieder an, zwei strahlende, funkelnde Augen tauchten in das meine, und da war nichts als Liebe, die mich erreichte. Wunderschön...
    Sein Gegenüber hingegen schien fassungslos, als er mich sah. Auf irgendeine Nachfrage nickte Shiro lachend und zeigte auf mich. Ich kannte das schon. Es langweilte mich mehr, als dass es mich nervte. Zumindest meistens.
    »Ich hatte schon Angst, du kommst nicht mehr«, flüsterte er mir in mein Ohr, während seine Arme um meinen Hals fanden, und er mich mit einem bissigen Shiro-Kuss begrüßte.
    »Jack musste mich auch treten«, gestand ich.
    «Ist es so schlimm?«
    »Sie zerren und ziehen, sie kratzen und kreischen... Sie sagen, sie lieben mich und sie tun mir dabei weh...«
    »Oh, du Armer...« Er kraulte durch mein Haar und lachte. »... Aber das liebst du doch ... Sieh es so, es ist auch deine Show... Ohne dich...« Dann fiel ihm wieder ein, dass wir nicht alleine waren.  
    »...‘Ele, das ist Luca... Luca, ‘Ele...«
    Wir nickten uns zu.
    »Ich... ich weiß wer er ist... wer du bist...«  
    »Ach! Ja?«  
    »Du bist Luca Lauro!«
    Himmel, das konnte wunderbar werden. Genau, was ich jetzt brauchte. Ich rang mir ein verunglücktes Lächeln ab. »Wenn du uns bitte einen Moment entschuldigst... ’Ele ...« Damit zog ich Shiro zur Seite. »Du verstehst, dass ich das nicht durchhalte, ja? Ich schnapp mir jetzt was zu trinken und bin noch so für 'ne Stunde draußen zu finden, irgendwo im tiefen Schatten, okay?«  
    »Kein Problem...« Shiro lächelte verständnisvoll und winkte einen seiner Kellner heran. »Was möchtest du trinken?«
    Ich entschied mich für Pinot und einen Gin Tonic für Jack.
    »Luca, ich bin so glücklich!«
    »Ich weiß...«
    »Fabio ist auch da, und Lorenzo, und Luis, und Luisa wollte auch noch kommen... hast du sie schon gesehen... ?« Er schrie gegen die immer lauter werdende Musik an. Der Input reichte mir. Ich schüttelte den Kopf, nahm dem Kellner über zwei Köpfe hinweg die Getränke ab und gab meinem Japaner zu verstehen, mich gegebenenfalls draußen aufzusuchen.  
    Beim Hinausgehen drückte ich einem in tanzender Ekstase befindlichen Jack seinen Gin Tonic in die Hand, verabschiedete mich schon mal vorsorglich und tauchte, einem Hürdenlauf gleich, von Techno-Klängen gejagt, nach draußen in die Dunkelheit, um Ruhe und einen Platz zu finden, an dem ich ungehindert meinen Weißwein trinken konnte.
    Und dann, draußen angekommen, dachte ich für einen ganz kurzen Moment an Fabio, dachte daran, dass ich ihn jetzt gerne geküsst hätte, in diesem Moment, fernab vom Lärm da drin.
    Nicht aus Lust oder aus Verlangen, sondern einfach nur zum Dank. Ich sah ihn vor meinem inneren Auge auf der Tanzfläche wirbeln, ganz in Schwarz, sehr verführerisch, sein Lachen, seinen Blick.
    Einen feinen, zarten Kuss, um Dankeschön zu sagen. Das wäre alles gewesen.
    Für diese Nacht...
     
    Das L’amo befand sich steil auf Erfolgskurs, und Shiro obenauf - im Höhenrausch.
    Der Abend wurde ein voller Erfolg. Das zeigten die Einnahmen, das zeigten die Reaktionen der Gäste, und belegt wurde das Ganze vor allem durch die Folgetage.
    Der Laden brummte einfach. Shiros untrügliches Großstadtgespür hatte ihn nicht im Stich gelassen.
    Folglich sahen wir uns eigentlich nur noch tagsüber, denn die Nächte verbrachte er ausnahmslos in seinem 'Club', wie er es nannte.
    Ich konnte ihn ja auch irgendwie verstehen.
    Und wie in jeder besseren Bar, so gab es auch im L’amo ein Hinterzimmer. So eine Art
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