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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Begleitung anzureisen, war ich zunächst einmal erleichtert gewesen, das alles nicht alleine durchstehen zu müssen. Dann jedoch befand ich mich in der Zwickmühle zu entscheiden, wen ich denn bei meinem bevorstehenden Auftritt bei mir haben wollte.
    Nach langem Hin und Her traf ich meine Entscheidung schließlich vor allem unter strategischen Gesichtspunkten. Es war wichtig, jemanden an meiner Seite zu wissen, der ganz klar zu mir stand, nach außen aber völlig unverfänglich wirkte. Und es sollte jemand sein, der mich wirklich gut, ja sehr gut kannte und mir nahe war. Ich entschied mich für Rebecca. Als ich sie endlich fragte, sagte sie nach kurzem Überlegen begeistert ihre Teilnahme zu.
     
    »Schon mal darüber nachgedacht, dass es sich vielleicht um ein natürliches Phänomen handeln könnte...? Chamäleoneffekt ...?«, fragte ich mit geschlossenen Augen. Andrea lachte. »...Jaa, wunderbar. Klappt bei mir aber gar nicht. Das linke zieht etwas nach. Glas! Jetzt bin ich mir ganz sicher...«  
    Ich sog den Puderduft unbemerkt ein. Ich liebte ihn einfach. Er ließ mich träumen...
     
    Die beiden anderen Talkgäste waren im gleichen Hotel wie wir untergebracht. Dadurch hatten wir schon am Vorabend Gelegenheit gehabt, uns etwas kennen zu lernen. Den jüngsten Familienvater Italiens hatte man kurzerhand gegen eine 17-jährige Monfalconerin ausgetauscht, die unter Einsatz ihres Leben einen Rentner aus Venetien vor dem Ertrinken bewahrt hatte. Vermutlich eine kluge Entscheidung, dieser Tausch, denn zumindest kam Daniela Picci, so hieß sie, auf Anhieb sehr sympathisch rüber.
    Da mich Skispringen noch nie und den Springer Claudio Geletto offensichtlich nie etwas anderes als Skispringen interessiert hatte, beschränkte sich unsere Begegnung auf eine einfache, freundliche Begrüßung. Was mir an ihm gefiel, war, dass er scheinbar überhaupt nichts mit meinem Namen anfangen konnte. Dass es mir bei ihm genauso ging, fand er, glaube ich, jedoch weniger witzig.
    Da der Promifaktor unter uns dreien bei mir am schwersten wog, hatte mich die zuständige Redaktion in der Auftrittfolge auf Platz drei gesetzt. Man machte das wohl, um die Zuschauer am Wegzappen zu hindern, mir war es egal. Ich ärgerte mich allerdings im Nachhinein, mich überhaupt auf das ganze Spektakel eingelassen zu haben. Und ich sorgte mich auch. Denn bei einigen der bevorstehenden Fragen kam es sehr darauf an, wie geschickt sie gestellt wurden. In mir trug ich das innere Versprechen, mich keinesfalls zu verbiegen. Mit so etwas wollte ich gar nicht erst anfangen. Und sollte das eine oder andere zur Sprache kommen...
     
    »Wie ist sie denn so, die Latello?« Ich hatte noch eine halbe Stunde und spürte deutlich meine wachsende Nervosität.
    »Erzähl mir was zu deinen Augen, Luca Lauro«, forderte Andrea mich mit gespielter Boshaftigkeit auf »...vielleicht... ganz vielleicht erfährst du dann was von mir über die Latello...?«
    » Es ist aus Glas «, sagte ich schnell und sehr leise. »...So , und jetzt will ich was über die Latello wissen.«  
    Andrea sah mich mit plötzlicher Betroffenheit an. »...Das... das war ein... Spiel. Mein Gott, ich wollte doch nicht...«
    »Egal.«
    »Niemand wird es von mir erfahren«, versicherte sie mir, immer noch betroffen über mein Geständnis. »...Versprochen!« Ihre Reaktion wunderte mich nicht. In der Öffentlichkeit galt mein Augenmythos nach wie vor als ungelöstes Rätsel.
    Sie legte die Schminkutensilien beiseite, zog sich einen Rollhocker heran und setzte sich mir gegenüber, mein Gesicht kritisch auf Nachbesserungen absuchend. »...Du kennst die Show?«
    »Zwei, drei Mal gesehen. Um die Zeit arbeite ich meist...«
    »Ach ja, richtig! Nun gut, du hast sie vorhin ja kurz erlebt...«
    Das stimmte. Wir waren uns bei einer technischen Probe begegnet, wo wir in die Tücken der drehbaren Freitreppe eingewiesen worden waren, die wir zu Beginn unseres Auftritts hinunterzuschreiten hatten.
    Da kam sie so rüber, wie man sie sich vorstellte. Freundlich, direkt, schnörkellos, ihr Markenzeichen, den blonden Pferdeschwanz straff zurückgebunden, gouvernanten-like.
    »...Was sie nicht leiden kann ist Besserwisserei. Widersprich ihr nicht, auch wenn du gerne möchtest. Zäum das Pferd lieber von hinten auf.« Sie lächelte freundlich. »...Dir wird sie heute die meiste Zeit widmen, da sich die Sendung im Grunde nur auf deinen Auftritt konzentriert. Lass dir also Zeit. Stell auch mal Fragen... Das liebt sie...«
    »Ist sie
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