Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
sich ja Fachleute mittlerweile ganz eindeutig zum Phänomen deiner Augen geäußert...«
    »Na, dann ist die Frage doch beantwortet...«
    »Es wäre ja nur zu schön...«, versuchte sie es lächelnd weiter. »...es aus deinem eigenen Munde zu hören...«
    Ich schüttelte freundlich den Kopf. »... Nächste Frage bitte...«
    »Bleiben wir beim Privaten. Du bist jung, du bist erfolgreich und du bist enorm beliebt, Umfragen zufolge durch alle Altersklassen. Sicher bekommst du Unmengen von Zuschriften und Fanpost. Schmeichelt dir das?«
    »Ja, sicher...«, bestätigte ich aufrichtig. »...Aber auf der anderen Seite kennen sie mich ja gar nicht. Da existiert irgendein verklärtes Bild von mir, das mit dem, wie ich wirklich bin, meist gar nichts zu tun hat. Das merke ich vor allem daran, was mir einige in ihren Briefen mitteilen. Persönliche Details, die ich gar nicht wissen will, Intimes, was mich nichts angeht.«
    »Beantwortest du solche Post?«
    »Anfangs schon, jetzt aber nicht mehr...«
    »Sicher wollen viele von dir wissen, ob du eine feste Freundin hast oder ob du noch zu haben bist. Beantwortest du solche Fragen?«
    »Nein.«
    »Jetzt frage ich dich einfach mal ganz direkt, stellvertretend für alle, die bislang noch keine Antwort auf diese Frage von dir erhalten haben - gibt es da jemanden, Luca? Jemanden in deinem Leben, der eine größere Rolle für dich spielt?«
    Laut Fragenkatalog war es klar, dass sie kommen musste. Aber ich war erleichtert, wie enorm vage die Latello sie gestellt hatte. Und so antwortete ich ganz schlicht, innerlich hocherfreut über die fein formulierte Vorlage, mit einem doppelsinnigen: »Ja, den gibt es!«
    Zustimmendes, teils erstauntes Gemurmel, leichter Applaus, ich hatte das Publikum auf meiner Seite. Und auch Simona schien vollauf zufrieden. Sie hatte ihre News, also konnte sie auf Einzelheiten auch verzichten. Tat sie jedoch nicht.
    »Vielleicht aber doch ein paar kleine Details? Wo habt ihr euch kennen gelernt, wie lange geht das schon...?«
    »Wir sind schon eine ganze Weile zusammen«, antwortete ich jetzt verhaltener. »...Und dass das so ist, hat ganz sicher was damit zu tun, dass wir unsere Beziehung als unsere Privatangelegenheit betrachten. Genügt das?«
    »Das war deutlich...«
    Ein charmantes Lächeln meinerseits, breit ins Publikum geworfen, brachte eine reiche Applausernte.
    Es folgte ein belangloses Geplänkel über Neigungen und Schwächen, bei denen ich meine Spider-Leidenschaft sowie meinen Hang zur Raserei zum Besten geben konnte. Im Anschluss durchschifften wir mehrere Fragen lang meine Kindheit, wobei Rebeccas Anwesenheit für einen netten Kameraschwenk und freundlichen Applaus hinsichtlich meiner glücklichen Jugendjahre sorgte.
    Und erstaunlicherweise gelang es mir bis dahin ganz ohne Schwierigkeiten, allen Fallstricken und Stolperfallen so elegant aus dem Weg zu gehen, dass nicht einmal meine Gastgeberin bemerkte, wo ein Nachhaken an der einen oder anderen Stelle meine selbstsichere Haltung ganz leicht hätte ins Wanken hätte bringen können.
    »...Gibt es eigentlich Eigenschaften, die du an Menschen nur schwer ertragen kannst?«
    Simona lächelte vertraut professionell in meine Richtung und ein Blick auf die verborgene Studio-Uhr vor mir zeigte, dass ich es so gut wie überstanden hatte. Ein paar Minuten nur noch...
    »Frommes Gehabe«, antwortete ich einfach.
    »Frommes Gehabe?« Sie sah irritiert von mir zum Publikum, »Was muss ich darunter verstehen...?«
    »Ganz einfach: wenn Menschen stumpf dem folgen, was die Kirche ihnen sagt, ohne weiter darüber nachzudenken. Das finde ich schlimm. Wenn Menschen aufhören zu denken und sich durch einfältige, religiöse Formeln lenken lassen. Das kann ich nicht ausstehen. So funktioniert Dummheit in meinen Augen...«
    »Harte Worte...«
    »Das sehe ich nicht so. Die Kirche hält die Menschen klein und hilflos. Engstirnige Gebote verhindern freies Denken...«
    »Du sprichst immerhin von der Kirche Christi...«
    »Ja und? Was die predigt, ist doch immer dasselbe: Schuld, Sühne und Demut. Sie erwartet von uns, dass wir kriechen. Sie erwartet sogar von uns, dass wir uns richten, gibt sich selbst aber als unfehlbar. Was für eine irre Anmaßung. Wenn man all die Misshandlungen und all die Kriege summieren würde, die im Namen Gottes ausgeführt wurden, dann...«
    »Geht das nicht wirklich zu weit?«
    »Aber überhaupt nicht... Ein Papst, der in der heutigen Zeit in Afrika Kondome als Teufelswerk bezeichnet und sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher