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0410 - Alptraum-Labyrinth

0410 - Alptraum-Labyrinth

Titel: 0410 - Alptraum-Labyrinth
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Professor Zamorra war einer der wenigen Insassen der B747, die das leichte Rucken bemerkt hatten, aber er sagte nichts. Vielleicht war es ja nur ein kleines Luftloch gewesen, nicht mehr. Oder eine besonders starke Windbö, die an der großen Maschine gezerrt hatte…
    »Ist etwas?« fragte Nicole Duval im Sitz neben ihm leise.
    Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Mach mir nichts vor«, sagte sie. »Du hast irgend etwas. Ich spüre deine Unruhe.«
    Er zuckte mit den Schultern. Sie waren so eng miteinander verbunden, daß einer des anderen Wohl- oder Unbehagen selbst bei größter Selbstbeherrschung spürte. Fast war es manchmal, als würden sie gegenseitig ihre Gedanken lesen.
    Da klang die Lautsprecherstimme auf.
    »Meine Damen und Herren, ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß wir aus besonderen Gründen unseren Flug unterbrechen und nach New York umkehren müssen. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Wir werden in etwa fünfzehn Minuten wieder auf dem John-F.-Kennedy-Airport landen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Wie um die Worte des Flugkapitäns zu strafen, ging ein neuerlicher Ruck durch die Maschine, diesmal etwas stärker als beim ersten Mal. Jetzt fiel das Rucken auch anderen Passagieren auf. Jemand begann zu murmeln.
    »Was ist denn los?« fragte eine Frau mittleren Alters eine gerade vorübereilende Stewardeß.
    »Wir haben nur ein unbedeutendes technisches Problem, Madame«, erwiderte die Frau in der Borduniform. »Nichts Schlimmes. Aber unsere Sicherheitsvorschriften verlangen, daß wir den Flug abbrechen und umkehren, ganz gleich, was passiert. Vielleicht ist nur eine Kontrolleuchte kaputtgegangen…« Sie lächelte und versuchte aufmunternd und ironisch zu wirken.
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Zamorra wollte die Hand ausstrecken und die Stewardeß ebenfalls anhalten, aber Nicole hinderte ihn daran.
    »Glaubst du im Ernst, daß sie uns Passagieren erzählen, was wirklich los ist?« fragte sie leise.
    »Ich muß aber nach Paris! Dringend!« rief weiter vorn jemand erregt und verärgert. »Sie können doch nicht einfach umdrehen! Wie soll ich denn…«
    »Ihr Flug wird auf eine andere Maschine umgebucht, Sir«, erwiderte die Stewardeß freundlich. »Seien Sie sicher, daß für Sie gesorgt wird.«
    Zamorra sah aus dem Sicherheitsfenster nach draußen. Das Flugzeug beschrieb einen weiten Bogen. Es kehrte tatsächlich zurück. Zwei weitere leichte Rucke erfolgten.
    »Wenn Sie nach links aus den Fenstern sehen«, witzelte jemand, nur ein paar Sitzreihen entfernt, vernehmlich, »sehen Sie die brennenden Triebwerke. Wenn Sie nach rechts sehen, sehen Sie die abbrechende Tragfläche. Wenn Sie nach unten sehen, sehen Sie das Schlauchboot mit dem Captain, der gerade mit seinem tragbaren Funkgerät zu uns sprach…«
    »Halt die Schnauze, du Idiot«, grollte jemand in seiner Nähe. »Oder du fängst dir ’ne Naht!«
    Unruhe breitete sich aus. »Man wird doch wohl noch einen Witz machen dürfen«, verteidigte sich der selbsternannte Alleinunterhalter.
    »Aber nicht mit solchen makabren Bemerkungen! Halt den Rüssel, oder ich ziehe dich auf links!«
    Was die Unruhe natürlich nicht weiter minderte.
    Das Flugzeug verlor an Höhe. Einige Passagiere eilten zu den Fenstern und versuchten sich zu vergewissern, daß weder brennende Triebwerke noch abbrechende Tragflächen zu sehen waren, geschweige denn von einem bereits von Bord gesprungenen Piloten. Zamorra seufzte. Eine Panik unter den Fluggästen war genau das, was jetzt fehlte.
    Dabei war außer dem seltsamen Rütteln wahrhaftig nichts zu bemerken – und dem rasenden Sinkflug der Maschine. Die Druckkabine verhinderte, daß man von den Luftdruckänderungen zuviel mitbekam, nur wer aus den Fenstern schaute, stellte fest, wie schnell die B‑747 an Höhe verlor.
    »Mein Damen und Herren, behalten Sie bitte die Ruhe«, meldete sich der Captain wieder über die Sprechanlage. »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Es liegt lediglich ein unbedeutender technischer Fehler vor. Theoretisch könnten wir ohne weiteres damit noch dreimal um die Welt fliegen, aber unsere Vorschriften besagen, daß wir den Flug abzubrechen haben. Ich bitte um Ihr Verständnis.«
    Er wurde von der Stewardeß abgelöst.
    »Selbstverständlich wird dafür gesorgt, daß Sie so schnell wie möglich auf andere Flüge umgebucht werden. Wo das nicht sofort möglich ist, übernimmt unsere Gesellschaft alle Ihnen entstehenden Zusatzkosten durch Hotelübernachtungen, Mietwagen
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