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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman
Autoren: Adam J Dalton
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Kapitel 1
    MAGIE IST DAS ERSTE ÜBEL
    A m Anfang hatten die gesegneten Erlöser das Volk vor den Heiden und Barbaren gerettet und im Anschluss daran befestigte Städte erbaut, in denen sie ihre neugewonnenen Anhänger sicher verwahren konnten.
    Jede Stadt verfügte über eine stehende Streitmacht von Helden auf ihren Mauern, um sie vor allen plötzlichen Angriffen äußerer Plünderer zu schützen und die Leute im Inneren aufzuhalten, die vom rechten Weg abwichen oder in Verwirrung gerieten. Denn es kam durchaus vor, dass ein heidnischer Magier, der sich irgendwo in den Wäldern versteckt hielt, versuchte, durch düstere Zauber Einfluss auf den Verstand des Volkes zu nehmen. Jillans Schulkameraden erzählten sich flüsternd die Geschichte, dass einst ein Zauberkundiger das Volk von Neu-Heiligtum dazu gebracht hätte, sich gegen seine eigenen Helden zu erheben, und dass nur der plötzliche und unerwartete Besuch eines der Heiligen des Reichs die Stadt davor bewahrt hätte, vollständig verloren zu gehen– gelobt seien die Erlöser für die Voraussicht, mit der sie den Heiligen geboten hatten, von Gemeinde zu Gemeinde zu reisen, um sich beständig des Volkes anzunehmen!
    Es ging das Gerücht, dass die Heiden und Barbaren brutale Wilde, oftmals auch Gestaltwandler und auf jeden Fall Elemente des Chaos waren. In alten Zeiten hatten die Erlöser aus dem Chaos ein geordnetes, sicheres Leben für das Volk geschaffen. Das war natürlich schon so lange her, dass heute jeder davon wusste, auch wenn er nicht am Leben gewesen war, als es sich begeben hatte. Das Reich der Erlöser war uralt und war es schon immer gewesen– sogar noch älter als Samuel, der doch der älteste Mensch in ganz Gottesgabe war, älter als Jillans Großvater, Urgroßvater oder Ururgroßvater (wer auch immer das gewesen sein mochte) und sogar älter als dessen Vorväter.
    Prediger Praxis sagte, dass das Reich der Erlöser immer so bleiben würde, wie es seit jeher gewesen war– dass das Reich ewig sei. Das einzige geordnete Leben, das es auf der Welt gab, war das Reich, und alles andere war das Chaos. Zu Anbeginn der Zeit hatten sich, wie der Prediger seinen Schülern erzählte, die Kräfte des Guten und der Ordnung zum Reich vereint, um das Chaos und seine finsteren heidnischen Götter davon abzuhalten, uneingeschränkt zu herrschen und am Ende die Welt zu zerstören. Das Chaos lästerte unablässig das Reich und versuchte, es in den Untergang zu reißen, da es eifersüchtig war, weil die Erlöser das Volk seinem Griff entwunden hatten. Deshalb benötigte jede Gemeinde ihre Mauern und Helden, und das gesamte Volk musste wachsam bleiben und seine Gedanken und seinen Verstand vor jeder unheiligen Regung oder Versuchung bewahren.
    Jillan hatte die ganzen dreizehn Jahre seines Lebens innerhalb der Mauern von Gottesgabe verbracht. Morgens wurde er in die Schule in der Stadtmitte gleich neben dem großen, weitläufigen Versammlungsplatz geschickt. Seine Mutter und sein Vater verbrachten den Tag so wie die meisten anderen Erwachsenen außerhalb der Mauern, seine Mutter mit der Feldarbeit, sein Vater gemeinsam mit den wenigen anderen, die sich darauf verstanden, auf der Jagd in den Wäldern. Die Erwachsenen wurden immer von einem Trupp Helden eskortiert und beschützt, obwohl die Heiden selten angriffen, wenn die Sonne am Himmel stand. Ohnehin war es zu Jillans Lebzeiten noch zu keinem Angriff gekommen. Prediger Praxis sagte, dass die Heiden gelernt hätten, die Helden zu fürchten, und lieber eine finstere, heimtückische Vorgehensweise wählten, statt sich der Gefahr eines direkten Zusammenstoßes auszusetzen. Prediger Praxis sah immer Jillan an, wenn er die Wörter finster und heimtückisch gebrauchte, aber Jillan wusste nie so recht, warum. Er fühlte sich unbehaglich dabei und wurde rot. Jedes Mal war er schuldbewusst und verängstigt, und Prediger Praxis lächelte, nickte wissend und rief seinen Schülern ins Gedächtnis, wie wichtig es war, ihre Gedanken vor allen heimlichen und selbstsüchtigen Begierden zu bewahren, die ihnen von den Heiden und vom Chaos eingegeben wurden.
    Jillan fürchtete sich vor Prediger Praxis und ging nicht gern zur Schule, wo er tagtäglich dem bösen Blick des hochgewachsenen Mannes ausgesetzt war. Der Junge wusste, dass er dankbar dafür hätte sein sollen, von den Erlösern zu hören, weil sie so viel geopfert und getan hatten, um das Volk aus dem verderblichen Griff des Chaos zu befreien, aber Jillans Mutter musste ihn
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