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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte
Autoren: Jobst Mahrenholz
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sagen. Lorenzo zog sich gerne zurück - das hatte er wohl von unserer Mutter - und er las viel. Wenn er abends mal loszog, wusste keiner so genau, wohin es ihn eigentlich trieb, aber niemand machte sich wirklich Sorgen um ihn.
    Renzo auf meine Seite zu bekommen, sah ich nicht so als ein Problem. Er mochte mich, aber ich zweifelte an seinem Einfluss, den er innerhalb der Familie hatte.
    Ich traf ihn nach kurzer Suche beim Servietten-Mangeln im Anbau neben der Küche. Dort befanden sich Waschmaschine und Trockner für die Tischwäsche sowie eine Gefriertruhe, die wir für die Lagerung von Crash-Eis benötigten. Und besagte Wäschemangel.
    Ich trug ihm also mein Anliegen vor, schilderte in drastischen Bildern, was es für die Zukunft bedeuten würde, wenn sich hier einfach so ein Externer in unserer Küche einnisten würde. Letztlich bat ich ihn flehentlich, seine Solidarität mit mir offen kund zu tun und so mich, seinen jüngeren Bruder, der auch mal eine Chance verdiene, in meinem Anliegen zu unterstützen.
    Renzos Reaktion war ein Heben seiner linken Augenbraue und ein amüsierter Blick durch seine mocca-farbenen Locken.
    »Und du meinst, dass ausgerechnet ich derjenige bin, der es schaffen könnte, Antonio umzustimmen? Falls du 's noch nicht gemerkt hast, Luca, ich bin die größte Enttäuschung seines Lebens. Und das nicht erst seit gestern...«
    Im Grunde wusste ich, dass er recht hatte, aber es war mir wichtig, ihn trotzdem im Boot zu wissen.
    »Ich will nur wissen, ob du auf meiner Seite stehst?«
    »Warum nicht...«, sagte er nur und zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Wenn es dir so wichtig ist, bin ich halt auf deiner Seite. Okay.« Er nahm mir einen Stapel Servietten ab, die ich aus dem Trockner gezogen hatte. »Was sagt Tomaso? Hast du schon mit ihm gesprochen?«
    Das hatte ich in der Tat, mit einem niederschmetternden Ergebnis. Tomaso fand die Pläne unseres Vaters sogar positiv, sah hauptsächlich die Arbeitserleichterung, die sich langfristig daraus ergeben würde und gab mir unverblümt zu verstehen, dass ihm eher ein Arm abfalle, als unserem Vater zu widersprechen – schon gar nicht in Küchendingen.
    »Was hast du erwartet?«, fragte Renzo spöttisch, dabei eine Serviette nach der anderen zwischen die dampfend heißen Mangel-Walzen führend. »Tomaso fragt den Alten garantiert noch, wann er scheißen darf und wann nicht. Das war noch nie anders. Aber versuch es mal bei Rebecca und Valentina. Die lieben keine Veränderungen. Das macht mehr Sinn, glaub mir...«
     
    »Rebecca...?«
    »...Luca...?«
    Meine Schwester saß dicht am Bildschirm ihres Rechners, ihre Lesebrille auf der Nase und versuchte hochkonzentriert die Details eines eingescannten Lieferscheins zu entziffern.
    »...Dass die auch immer... hrrgttnchml...« Der Rest ging in unverständlichem Gezeter unter.
    »Mail ihnen doch, sie sollen es dir faxen...«, schlug ich vor.
    Ihr Blick wanderte langsam vom Bildschirm zu mir, und er sagte mir ganz unmissverständlich, dass ich mich am allerbesten sofort zu verpissen hätte, und zwar für alle Zeiten. Kein guter Start.
    »Ich bräuchte deine Hilfe«, versuchte ich es trotzdem.
    »Dann lass dir einen Termin geben.« Sie hatte sich wieder dem Bildschirm zugewandt.
    »Bitte...«, bettelte ich weiter. »Nur einen Moment, ja?«
    Eigentlich verstanden meine Schwester und ich uns ziemlich gut. Daher wusste ich, wie ich sie einzuschätzen hatte.
    Rebecca war die Älteste von uns Kindern. Sie lebte immer noch bei uns im Haus, ganz im Gegensatz zu Tomaso, der vor zwei Jahren ausgezogen war, um mit seiner Freundin Giade zusammenzuziehen. Eigenartigerweise war sie es, mit der ich am meisten zu tun hatte, von Anna einmal abgesehen.
    Rebecca hatte die wichtige Aufgabe, alles zu verwalten, was wir umsetzten. Sie war die Einzige der Lauros - Matteo mal ausgenommen - die kaufmännischen Verstand mitbrachte.
    Rebecca wusste, was finanziell 'drin' war und was eben nicht. Sollte ein zusätzlicher Ofen oder eine neue Außenbestuhlung angeschafft werden: an Rebecca kam man nicht vorbei. Niemand, auch unser Vater nicht. Keiner von uns wagte es, Rebeccas Kompetenz in Sachen Finanzen in Frage zu stellen. Ein durchaus wichtiger Punkt für mein Vorhaben, denn ihr Einfluss war nicht zu unterschätzen.
    Ansonsten war sie freundlich, aufgeschlossen und eher der praktische Typ. Und sie war wunderschön. Fand ich zumindest. Ich sah sie einfach gerne an. Sie war nicht zu schlank, nicht zu klein und sie hatte mit
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